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Mo, 17:17 Uhr
14.01.2019
ein ganz persönlicher Nachruf

Fünf prägende Jahre

Am 5. Januar starb in Herzberg Sigfried Jungfer. Obwohl der Autor dieser Zeilen nur fünf Jahre mit ihm beruflich zu tun hatte, prägte der Verleger dessen Verständnis von Beruf und Geschäft...


Nach sieben Jahren Journalismus im Sozialismus begann wollte ich die "andere Seite" kennenlernen. Ich bewarb mit auf eine Stellenausschreibung "Redakteur für Kyffhäuser Echo" gesucht. Das Vorstellungsgespräch fand in Nordhausen statt, es war ein grauer Februartag 1991. Mir gegenüber saßen Sigfried Jungfer und Adolf Bischof.

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Jungfer, das wusste ich damals nicht, war so ziemlich alles: Druckereibesitzer, Verleger, Geschäftsführer... Bischof war der Redaktionsleiter des Harzkurier, zwischen ihm und mir spielte sich das Geschehen damals ab.

Eine Woche nach dem Gespräch in Nordhausen war ich Redakteur des Anzeigenblattes mit Sitz in Sangerhausen. Ein Jahr später, am 1. Mai 1992 war mein erster Arbeitstag in Nordhausen. Ich übernahm die Leitung der Redaktion der "Nordhäuser Zeitung".

Die wichtigsten Momente jedoch, die waren jene Tage in Herzberg (2 Wochen), in denen ich mich in die redaktionellen und technischen Abläufe einer Zeitung einarbeiten konnte. Was ich auch konnte, das war herausfinden, was Kapitalismus bedeutet. Er, Sigfried Junger, von den Nordhäusern freundlich "SiJu" genannt, war der Urtyp eines Kapitalisten. Knallhart wenn es um das Geschäft ging, fair bei der Bezahlung der Mitarbeiter und überaus sozial, auch wenn mal keine Spendenaktion anlief. Er hatte das, was heute immer mehr vermisst wird, soziale Verantwortung.

Er half jedem, ob dem Drucker, dem Auslieferfahrer oder dem Setzer, wenn es mal klemmte. "Herr Greiner", sagte er damals im März 1991 zu mir, "auch wenn ich mal keinen Lohn aus dem laufenden Geschäft zahlen könnte, meine Leute würden trotzdem Geld bekommen. Dann nehme ich es aus dem privaten Vermögen."

In Nordhausen war Jungfer einmal in der Woche zu Gast. In der Anzeigenabteilung erkundigte er sich nach den Umsätzen, dem Redaktionsleiter offerierte er die Kündigungen von Abos. Ich weiß, dass er die Zeitung in Nordhausen hielt, auch als sie nicht mehr wirtschaftlich war. Sie war Teil des Vermächtnisses, das ihm sein Vater Erwin mit auf den Weg gegeben hatte. Lange, bevor die Schlagbäume fielen.

Und so lernte ich, der Journalist, dass man die schönsten Geschichten schreiben kann, die nur gelesen werden können, wenn auch die Einnahmen stimmen. Und da gab es bei einer Tageszeitung nur zwei Möglichkeiten, das Abo und die Anzeige.

Ich ging im März 1995 zum Rundfunk, am 31. Januar 1996 erschien die letzte Ausgabe der Nordhäuser Zeitung. In einem Artikel für eine Dokumentation des DJV Thüringen 2012 unter dem Titel "Abenteuer Aufbruch" schrieb ich: "Und wir alle waren und sind immer noch voller Stolz auf das damals Geleistete. Wir berichteten nicht nur über eine aufregende Zeit, die niemals mehr wiederkehren wird. Wir waren nicht nur dabei. Wir waren ein Teil davon."

Auch Sigfried Jungfer gehörte für mich dazu. Den Mitarbeitern der Nordhäuser Zeitung, die eingestellt wurde, bot er eine Arbeit an - auch das ist heute nicht mehr normal.

Wir haben uns immer mal wieder getroffen. Bei gesellschaftlichen Anlässen, wie das so geschrieben wird. Selbst mit 80 Jahren war Sigfried Jungfer immer noch an dem interessiert, was in und um Nordhausen herum passierte.

Nun hat sich der nicht immer leichte und von vielen Schicksalsschlägen gezeichnete Lebenskreis von "SiJu" geschlossen. Für mich wird er einer der prägendsten Menschen in meinem beruflichen Werdegang bleiben.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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