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Di, 19:36 Uhr
03.07.2018
DEUTSCHLAND WURDE WELTMEISTER

Zum Glück war ich untergewichtig

Das waren noch Zeiten, als Deutschland Weltmeister wurde. Damals war´s. Erst vier Jahre her, das stimmt auch. Aber das meine ich nicht, obwohl da die Welt der reinen Fans auch noch mal in Ordnung kam. Randbemerkungen zur WM von vorgestern und heute von Jürgen Wiethoff...


Onkel Fritz, in jungen Jahren selbst begeisterter Ruderer, also mit jeder Menge Verständnis für sportliche Interessen, hatte das organisiert: Der Junge kam als zweiter auf einen altersschwachen Kleiderschrank bei guten Bekannten. Das garantierte nicht nur 2 Stunden Angst vor dem Zusammenbruch des Möbels, sondern auch den vermutlich ungestörtesten Blick auf die 32 cm Bildröhre.

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Der Ton kam aus einem Radio, denn zum Westbild gehörte bei DDR-Geräten damals kein Ton. Das war aber gar nicht schlimm, denn Fernseh- und Radioton waren damals bei Fußball noch eins. Es gab noch keine Fernsehreporter. Wenn man die Leistungen der 2018-er Reporter und Moderatoren bisher so durchschnittlich bewertet, sicher nicht die schlechteste Lösung. Christoph Kramer sei von dieser Kritik ausgenommen.

Bevor es los ging, bat die Frau des Hauses: „Seid nicht so laut, wegen der Nachbarn.“ Aber wir – ich denke, wir waren drei Kinder und 14 Erwachsene, die in schätzungsweise 16 m² knieten, hockten, saßen und standen – vermuteten, dass wir wenig Grund zum laut sein bekommen würden. 8:3 für Ungarn im Gruppenspiel ließen wenig Gutes für's Endspiel vermuten. Aber Vizekusen gab´s damals noch nicht und Vize-Weltmeister war alles andere als ein Schimpfwort. Südkorea hatte übrigens vorher gegen Ungarn 0:9 und die Türkei 0:7 verloren. Früher war eben alles besser.

Für mich sowieso, für viele andere aus der Runde aber auch, war´s 1954 die erste Begegnung mit Fernsehen und einer Fußball-WM.

Wie es ausging, wissen sicher jetzt die meisten: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…...“. Und er hat es gemacht. 3:2 für die BRD, aber auch für Deutschland. Den auch schon in die Tage gekommenen Witz „Was ist der Unterschied zwischen einem Bankräuber und einem Fußballprofi? Der Bankräuber sagt: Geld her oder ich schieße. Der Fußballprofi sagt: Geld her oder ich schieße nicht.“ gab es noch nicht. Es gab ja noch nicht mal Fußballprofis.

West und Ost jubelten sehr unterschiedlich. Uns gab der Hausherr mit auf den Heimweg: „Vergesst nicht, wir haben Kindergeburtstag gefeiert. Und beim 3:2 hat das Geburtstagskind den Hauptpreis beim Topfschlagen gewonnen.“ Nix Autokorso, 4 km Fußweg quer durch Benneckenstein. Und traf man einen Bekannten, fragte man nur die wirklich guten: „Haste schon gehört?“

Von meinen Eltern hatte ich mit auf den Weg bekommen: „Wenn du irgend etwas spielst, musst du gewinnen wollen und verlieren können.“ Warum hat das keiner unseren 2018-er Ex-Weltmeistern, deren Vereinsführung und den Fans gesagt?

Ja, ich habe auch Mitleid, aber nur mit den Fans, die sich benehmen können und wollen, die ihren Urlaub entsprechend WM geplant haben, die gegen viele Widerstände gemeinsames TV organisiert haben und die aus heutiger Sicht acht Jahre auf die nächste WM warten müssen. Oder können Sie sich Publik Viewing zu einem Endspiel ein paar Tage vor Weihnachten vorstellen? Autokorso im Schneesturm? Von diesem Problem seien nur die Europäer betroffen? Zählen Sie mal nach unter den FIFA-Mitgliedsländer, wie viele im Winter Winter haben.

WM in einem Land, das noch nie eine Qualifikation geschafft hat? Wer verteilt „Kleinhirn für alle“ an die FIFA-Bosse? Ach so, die wurden zu ihrer Entscheidung gezwungen. Mit Geld?

Ich habe nichts gegen Frauen, ganz im Gegenteil. Auch nicht, wenn sie Fußball kommentieren oder in andere „Männerdomänen“ eindringen. Aber die Arroganz von Frau Neumann ist mir unbegreiflich. Wort- und Begriffsschöpfungen, die mir unbekannt sind, sollten schon eine Reportage bereichern und kein Rätselraten verursachen. Radio- und Fernsehreportage sind heute zweierlei.

Eine Bildbeschreibung kann ganz bequem in einen eigenen Tonkanal. Dass es Menschen - wohl nicht nur Männer - gibt, die ihre Kritik mit Hass und Beleidigungen mischen, ist ebenfalls vollkommen unverständlich. Alle anderen „Fußballfrauen“ im TV sind nämlich vollkommen ok. Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir noch eine gesunde Monika Lierhaus zurück.

Für seine Stimme kann keiner was. Früher, ich glaube schon seit 1958, gab es Toningenieure, die Stadionton und Reporterlautstärke aneinander anpassten, die die Limitkontrolle richtig einstellen konnten und zur Not aus einer Keiferstimme eine angenehme Tonlage machten. Die scheinen allerdings schon seit ein paar Jahren im Dauerurlaub zu sein. Oder gar ausgestorben?

Auch ohne deutsche Beteiligung sehen viele Fans gern ein gutes Fußballspiel. Hoffen wir auf noch ganz viele davon bis zum Endspiel. Mein Geheimtipp bis Sonntag war ja Dänemark. Wer lacht da? Ich habe mich schließlich nur um einen Elfmeter geirrt. Die Dänen wurden schon mal Europameister und waren gar nicht für die Endrunde qualifiziert. Kamen aber 1992 mit ganz viel Nationalstolz aus dem Urlaub zurück. Kamen, sahen und siegten, 2:0 gegen Deutschland, (We are red, we are white) Danish-Dynamit eben.

Noch einen Geheimtipp gebe ich nicht ab und wünsche den Lesern den Reinfall mit den eigenen.
Jürgen Wiethoff
Autor: red

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