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So, 08:42 Uhr
17.09.2017

Interessanter und berührender Vortrag

Am Mittwochabend lud dass Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit der bundesweiten Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie, der Stadtbibliothek Rudolf Hagelstange und dem Förderverein Nicolai in foro zu einer musikalischen Lesung der besonderen Art in den Lesesaal der Stadtbibliothek ein...

Interessanter und berührender Vortrag (Foto: ) Interessanter und berührender Vortrag (Foto: )
Einer der Herausgeber des Buches „Verborgene Wunden“, Dr. Karl-Heinz Bomberg, trug ausschnittsweise Textpassagen aus seinem Buch vor, rezitierte eigene Texte und sang in Begleitung von Fred Symann, Klavier, eigene Lieder zur Gitarre.

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Im Buch äußern sich namhafte Expertinnen und Experten zu Problemen der gegenwärtigen Gutachterpraxis psychischer Traumafolgestörungen sowie zu Besonderheiten der Behandlung im Bereich psychoanalytischer Therapie und Verhaltenstherapie sowie alternativer Trauma-therapiemethodik. Erstmals werden auch die Auswirkungen politischer Verfolgung und Repression auf die Familie und die Kinder und Kindeskinder der vom Unrecht Betroffenen in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt.

Wer könnte sich diesem schwierigen Thema besser nähern und die interessierten Besucher der Veranstaltung für Ursachen und Auswirkungen von Traumafolgestörungen sensibilisieren als Dr. Karl-Heinz Bomberg, natürlich auch unter dem Aspekt, das Bedrückende des Themas nicht negativ auf die Besucher wirken zu lassen. Täglich behandelt er in seiner Praxis Menschen, die durch den SED-Staat Unrecht erfahren mussten, weil sie es sich leisteten, eine eigene Meinung zu vertreten, sich gegen Behördenwillkür zur Wehr setzten, weil sie ihre Kinder nach christlichen Wertevorstellungen erzogen wissen wollten, weil sie nicht Mitglied der SED werden wollten, weil sie schlimmstenfalls zu Unrecht ins Gefängnis kamen, es gibt noch viele weitere Gründe.

Als selbständig denkender Mensch geriet man in Sorge um die eigene Person oder aber auch um die ganze Familie. Man wägt ab, man verändert sich, man macht sich Sorgen, Schuldgefühle stellen sich ein, zwangsläufig übertragen sich die Schuldgefühle auf die Partner und/oder auf die Kinder Wie sich zeigt und Dr. Karl-Heinz Bomberg aus dem Buch vorträgt, wir schreiben jetzt das Jahr 28 nach dem Mauerfall, sind bei vielen vom SED-Unrecht Betroffenen und deren Familien die über Jahre verborgenen Wunden nur vernarbt. Für eine Heilung bedarf es eines Kraftaktes, meist nicht ohne fremde Hilfe, auch nach so vielen Jahren.

Noch komplizierter und gespickt mit vielen emotionalen Hindernissen scheint nach den Ausführungen von Bomberg das erklärende Gespräch mit den Kindern, wenn das nicht erfolgt, mit der Enkelgeneration. Ein Segen für die wenigen Menschen, die nach einem professionellen Gespräch ihren seelischen Ballast abwerfen können. Einige wenige helfen sich selbst.

Durch die Gestaltung seines Programms versteht es Dr. Karl-Heinz Bomberg die schwere Kost „Traumafolgestörungen“ mit hintersinnigen kurzen Texten und seinen eigenen Liedern für die Besucher erträglich werden zu lassen, zumal er als Meister der leisen Töne mit scharfen Pointen einerseits aber andererseits auch als ein Mensch mit Tiefgang und viel Gefühl bekannt ist. Entsprechend auch die Titelfolge des musikalischen Teils der Lesung, gekonnt unterstützt durch den Komponisten,und Studiomusiker Fred Symann:

1. Sein oder nicht sein (Lesung)
2. Zellenblues
3. Unsere Feuer lieben sich
4. Wenn sich der Untergrund bewegt
5. Zärtliches Grün
6. Trompeten (instrumental)
7. Hier darfst Du sein
8. Für Dich

Ein in Text und Musik interessanter und berührender Vortrag. Ein sehr zu empfehlendes Buch.
Joachim Heise, Gegen Vergessen - Für Demokratie
Autor: red

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