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Fr, 09:31 Uhr
09.06.2017
August Ephraim Kramer

Ehrung für einen Nordhäuser Erfinder

Der Erfinder des Zeigertelegraphen August Ephraim Kramer kam am 2. Februar 1817, also vor 200 Jahren, in der Familie eines angesehenen Rudolstädter Kaufmanns in Nordhausen Am Markte 384 in der Nicolaigemeinde zur Welt. Mit seinem Leben und Wirken hat sich Heidelore Kneffel ausführlich befasst...

Seine Neigung für Mathematik und Naturwissenschaften war offensichtlich und besonders von dem Mathematiklehrer Dr. Carl Fischer befördert worden. Nach dem Abitur studierte er diese Disziplinen zuerst in Leipzig und ab 1836/37 in Berlin, wo noch die Philosophie hinzu kam, in der er 1839 mit einem mathematischen Thema promovierte.

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1840 kehrte er nach Nordhausen zurück, war zuerst Oberlehrer an der neugegründeten Realschule in Nordhausen, dann am Gymnasium. Im Verlag Ferdinand Förstemann erschien 1846 „Compendium der elementaren Mathematik, enthaltend die Geometrie, Arithmetik und ebene Trigonometrie. Zum Gebrauche beim Unterrichte von Dr. A. Kramer, Lehrer der Mathematik am Gymnasium zu Nordhausen. Mit eingedruckten Figuren.“ In diesem im Stadtarchiv aufbewahrten Exemplar gibt es zahlreiche mit der Hand Kramers eingetragene Ergänzungen. So kam es 1859 zu einer zweiten, vermehrten und verbesserten Auflage.

In dieser Zeit forschte man über die Nutzbarmachung der Elektrizität für den Verkehr. Erfunden war 1832 von Morse ein nach ihm benannter Apparat, Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Eduard Weber forschten und experimentierten 1833 in Göttingen. Doch veröffentlicht war davon noch wenig, so dass Kramer unabhängig davon seine elektrischen Versuche vornahm. In ihm reifte der Gedanke, einen völlig neuen Telegraphenapparat zu entwickeln und vorzustellen, den elektromagnetischen Zeigertelegraphen.
Am 27. Juli 1846 schaltete er eine ausführliche Anzeige im „Nordhäusisches wöchentliches Nachrichts–Blatt“, stellte sein Vorhaben eines Experimentes vor.

August Ephraim Kramer - Gemälde von Wilhelm Eichler (Foto: Heidelore Kneffel) August Ephraim Kramer - Gemälde von Wilhelm Eichler (Foto: Heidelore Kneffel) Im Laufe des vergangenen Winters habe ich unter Beihülfe des Uhrmachers Herrn Rose hierselbst einen elektromagnetischen Telegrafen eigenthümlicher Einrichtung construirt und denselben jetzt, um seine Wirksamkeit auf eine längere Strecke zu erproben, dahier vor der Stadt aufgestellt. Der eine Apparat befindet sich in dem Gasthause „Zur Stadt Hannover“ vor dem Altenthore, der andere im Gasthause 'Zum neuen Garten'. (dort steht jetzt das Parkhotel an der Parkallee d. A.) Beide Stationen sind durch einen Eisendraht … mit einander verbunden, dessen Enden beiderseits in den „Mühlgraben“ auslaufen, so daß der übrige Teil des Schließkreises durch das Wasser jenes Grabens gebildet wird … Mittels der telegraphischen Apparate ist man im Stande, jede beliebige Nachricht von dem einen Ende der Station nach dem anderen mit der größten Schnelligkeit und Sicherheit zu versenden und die Antwort sogleich zurück zu erhalten...

So war der Erfinder auch auf Wunsch vieler „gesonnen“, in der Woche vom 27. Juli bis 1. August 1846 nachmittags ab 15.00 Uhr seine Erfindung vorzuführen. Er übertrug Texte aus einer Entfernung von etwa 1,1 km. In dieser Zeit malte Wilhelm Eichler ein Ölgemälde von ihm. Kramer wohnte damals in der Krämerstraße 420.

August Kramers Zeigertelegraph (Foto: Heidelore Kneffel) August Kramers Zeigertelegraph (Foto: Heidelore Kneffel)

Der Eindruck der Vorführung war nachhaltig, so dass 1852/52 der Schriftsteller und Grafiker Carl Duval in seinen „Nordhüsche Rieme unn Biller.“ von diesem Ereignis mit Augenzwinkern berichtet. Die Art und Weise der Datenübertragung in Nordhausen und weitere Neuerungen zeichnete Duval auf sehr verständliche Weise und dazu stehen Verse im Nordhäuser Dialekt.

Ich versuche, sie hochdeutsch wiederzugeben. Und doch ist jetzt ein Telegraf erfunden: / Wenn auf einen Draht ein Funke gesprungen ist, / so läuft dieser schnellstens fünfzig Meilen / In einer Sekunde, und fährt dort in ein Häuschen, / Und der Mann, der dort in dem Häuschen steckt, / Weiß gleich, was der andere sich ausgedacht und gesagt hat. / Als der alte Fritz lebte, wußte noch keiner / von einem Funken, der an einem Drahte entwischt / eine Nachricht bringen kann … Dem Erfinder hätte Bonaparte tausend Franken spendiert / und hätte Bonaparte gewußt, was am Drahte ein Funke ausführt, / so hätte er gleich von Moskau nach Paris telegrafiert.

Auf Kramers Erfindung wird auch Alexander von Humboldt aufmerksam. Am 13. August 1846 schreibt dieser aus Potsdam, wo er sich als wissenschaftlicher Berater am Königshof Friedrich Wilhelm IV. aufhält, an den Oberlehrer in Nordhausen. Einen Tag später erhält der Erfinder einen zweiten Brief von Humboldts Hand, denn die Verabredung war nicht zustande gekommen. Diese Korrespondenz bewahrt das Stadtarchiv.

Im November des Jahres zeigte Kramer seine Erfindung vor der Telegraphenkommission in Berlin und anderen wissenschaftlich hochgestellten Personen. Er verkaufte dann dieses erste Modell in Berlin an den Telegraphenbauer Leonhardt für zwei Jahre. So ermutigt, forschte er weiter, gab 1849 seine Lehrerstelle in Nordhausen auf und zog nach Berlin. Wegen wachsender Konkurrenz und der Überlegenheit der Morsetelegraphie beendete Kramer wenige Jahre später seine Tätigkeit auf diesem Gebiet. Er zog sich ins Privatleben zurück und heiratete 1853 seine Cousine Sophia Amalia Kaiser.

Im Jahr 1858 ließ er sich in Nordhausen in der heutigen Wallrothstraße 4 eine Villa bauen, eine Metalltafel erinnert daran. Der Sohn Reinhold wird 1864 geboren. Ein historisches Foto zeigt einen Raum in dem repräsentativen Haus, in dem zwei Büsten aufgestellt sind – Friedrich August Wolf, geschaffen von Friedrich Tieck und Wilhelm Gesenius, geschaffen von Ernst Rietschel. Die Originalbüsten stehen im Löwenhaus der Universität Halle, eine 2014 angefertigte Kopie von Gesenius im Museum Flohburg, wo ein Ausstellungsteil auf Kramer verweist. Von den beiden Personen hatte sich Kramer auch je ein Porträtbild an die Wand gehängt. Man erblickt ein Bildnis von Justus Jonas, ebenso eine Fotografie und ein Relief, die Kramer darstellen. Dieser arbeitete wieder auf mathematischen Gebiet. 1858 wird er Stadtverordneter und 1874 stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Er starb in seiner Geburtsstadt am 8. März 1885.
Autor: red

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