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Di, 20:55 Uhr
04.04.2017
Vier Buchstaben und eine Legende:

TÄVE

Mit dem Begriff Legende sollten Journalisten sehr sorgsam umgehen. Doch heute las ein Mann in Nordhausen aus seiner Autobiographie vor, der diesen Namen verdient - Gustav-Adolf Schur - kurz Täve...

Täve und der Radsport (Foto: nnz) Täve und der Radsport (Foto: nnz)

Täve (Gustav Adolf) Schur ist mit vielen Superlativen bedacht. Ganz sicher ist er ein Phänomen. Im Februar feierte er seinen 86. Geburtstag und - sprüht aber immer noch vor Energie. 4000 km fährt er im Jahr noch mit dem Rad. Und am 20. Mai ist er selbstverständlich wieder beim 45. Rennsteiglauf dabei.

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Heute Abend machte er auf seiner Lese-Tour im Audimax der Hochschule Station. Das war fast bis auf den letzten Platz besetzt und die vermutlich Radsport begeisterten Zuschauer applaudierten bereits nach der Nennung des Namens durch Dietrich Rose, der die Veranstaltung zusammen mit der Hochschule organisiert hatte.

Wer da nun dachte, dass sich der Mann einfach an einen Tisch setzte, der irrte, denn auf der Bühne stand ein Diamant-Rennrad aus der Zeit, da Schur und Eckstein noch munter auf den Straßen dieser Welt unterwegs waren. Eine halbe Stunde lang erzählte der 86jährige über Teile des Rennrades, wob Geschichten aus der damaligen Zeit zu einer Art nostalgischen Sport-Teppich, in dem auch viel Stolz auf das Erreichte eingearbeitet war.

Täve gewann so ziemlich alles, was ein Radsportler im Amateurbereich gewinnen konnte. Die Friedensfahrt, die Weltmeisterschaft. Und so wundert es kaum, dass Schur der populärste Sportler der ehemaligen DDR war.

Und er war auch Politiker, saß in Volkskammer und Bundestag. Er stand auch nach der Wende zu den Idealen des Sozialismus, ein Standpunkt, der ab 1990 eher Hemmnis denn karrierefördernd war. Neben 22 anderen Kandidaten sollte Täve in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen werden. Das wiederum missfiel vor allem Ines Geipel und Andreas Krieger und sie verfassten einen offenen Brief in dem sie mitteilten, dass Schur eine zentrale Propagandafigur des kriminellen DDR-Sports gewesen sei. Ihm, der vermutlich nie selbst gedopt hatte, wurde seine Standhaftigkeit zum Hemmnis. Heute wissen vermutlich selbst Geipel und Krieger, dass nicht nur in der DDR systematisch gedopt wurde. Ja, das ist so ein Ding mit der Aufarbeitung von Geschichte.

Täve und der Radsport (Foto: nnz) Täve und der Radsport (Foto: nnz)

Täve Schur ist sich treu geblieben, im Sport wie im gesamten Leben, als Aktiver und als Trainer. Und als Vater. Jan Schur, sein ältester Sohn, trat in seine Fußstapfen und wurde 1988 Olympiasieger im Straßenradrennen.

Gustav-Adolf Schur ist zwar nicht in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen worden, doch nach ihm ist der Asteroid 2000 UR benannt worden. Entdeckt wurde der Allreisende von der Volksternwarte Drebach in Sachsen.

Die Zuhörer erlebten unterhaltsame Stunden im Audimax und manche können es womöglich immer noch nicht fassen, dass dieser Mann bereits 86 Lebensjahre hinter sich hat.
Peter-Stefan Greiner
Täve Schur im Audimax (Foto: nnz)
Täve Schur im Audimax (Foto: nnz)
Täve Schur im Audimax (Foto: nnz)
Täve Schur und Dietrich Rose (Foto: nnz)
Autor: red

Kommentare
Leser X
05.04.2017, 09.14 Uhr
Ines Geipel und Andreas Krieger...
... haben sich da wohl als nützliche Handlanger einer verlogenen Ideologie gemacht, so ziemlich alles erfolgreiche aus der ehem. DDR postum zu kriminalisieren.

Diese Art von Geschichtsklitterung erleben wir ja jeden Tag. Manche können selbst nach 26 Jahren ihrer Selbstüberlebung nicht anders, als die DDR immer noch zu hassen.

Lasst sie hassen...
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