Sa, 12:00 Uhr
02.04.2016
Mit neuem Boot zum Weltmeistertitel
Noch einmal richtig angreifen...
Das Wasser glasklar und still, der Himmel blau, sonnendurchflutet und mit ein paar weißen Wölkchen besprenkelt - Petrus hatte es gestern sehr gut gemeint mit den Kanuten des Nordhäuser Sportvereins. Die präsentierten am Ufer der Bielener Kiesgewässer ein Stück High-Tech für den Wassersport. Mit dem neuen Boot will Vizeweltmeister Olaf Ostwald noch einmal auf Titeljagd gehen...
Gerade mal 14 Kilogramm bringt das schnittige Wassergefährt aus Carbonfaser auf die Waage. Die schnelle Fahrt mit dem "C1", also einem Kanu der Klasse "Canadier" für eine Person, gehöre so ziemlich zu dem technisch anspruchsvollsten, was man auf dem Wasser machen könne, erklärten am gestrigen Nachmittag die Vereinsfreunde der Kanusparte des NSV den Landratten unter den Gästen.
Die Schwierigkeit besteht dabei nicht so sehr darin vorwärts zu kommen, dafür braucht es vor allem Kraft in den Armen. Die eigentliche Kunst ist überhaupt im Boot zu bleiben. Das Leichtgewicht bietet nicht genug Platz zum sitzen, der Kanut muss kniend durch das Wasser pflügen und auch bei Wind und Wellengang das Gleichgewicht halten, sonst geht man ganz schnell baden.
In Nordthüringen, Deutschland und eigentlich auf der Welt kann das kaum jemand so gut wie Olaf Ostwald. Die 200 Meter schafft er in 54 Sekunden, für die Marathonstrecke auf dem Wasser, 21,5 Kilometer, braucht er knapp zwei Stunden. Der 50jährige hat seine Passion schon 1976 gefunden und inzwischen eine ansehnliche Zahl an Titeln angehäuft: nach seinem Besuch der Sportschule in Magdeburg wurde er vier Mal Vize-DDR Meister. Dann kam die Wende und Ostwald legte eine Pause ein.
Für Neptun, Poseidon, Rasmus und Yvonne - nach der Sekttaufe ging es direkt ins Wasser (Foto: Angelo Glashagel) Erst 1997 stieg er wieder ins Kanu, begann mit kleinen Regatten. "Ich habe irgendwann gemerkt das ich doch ganz schön gut bin", scherzte Ostwald bei der Taufe seines neuen Gefährts. Er fand Trainings- und Wettkampfpartner in Sachsen Anhalt, mit denen er im 4er und 8er größere Regatten bestritt. Bei der Europameisterschaft 2007 stand er auf dem Treppchen, Platz 3 war es damals, bei der Weltmeisterschaft gewann er zwei Mal Silber und amtierender Norddeutscher Marathonmeister ist er auch noch.
Mit dem neuen Boot wolle man jetzt "noch einmal richtig angreifen", sagte Lothar Helbig, einstmals Vereinsvorsitzender der Nordhäuser Kanuten. Damit es auch klappt mit dem Titel und damit "Olaf immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel hat", gab es von ihm und den Vereinsfreunden auf dem trockenen noch ein kleines Sektopfer für "Neptun, Poseidon, Rasmus und Yvonne". Letztere ist eigentlich Frau Ostwald und wurde als Schutzpatronin des Bootes (und seines Fahrers) auserkoren.
Ohne den Verein und die Unterstützung durch den Kreissportbund (KSB) wäre die Neuanschaffung nicht zu realisieren gewesen. Denn ohne Förderer und Sponsoren ist außerhalb des Massensports nicht viel zu bewegen. Mit Startgeldern, Anfahrts- und Materialkosten kommt über das Jahr einiges zusammen. Die Weltmeisterschaften in Australien und Italien mussten deswegen auch ohne den Nordhäuser Kanuten auskommen - zwei Wochen "Down Under" mit Boot wären einfach nicht zu finanzieren gewesen. Umso größer die Freude, das man dank der Hilfe des Sportmarketing des KSB die 2.500 Euro für das frische Rennboot (ohne Paddel) aufbringen konnte.
Die anderen Nordhäuser Kanuten können dem Vizeweltmeister zusehen und lernen, aber mit ihm trainieren geht eher nicht, da sei man einfach nicht schnell genug. Und um Rekorde geht es den meisten der 40 Mitglieder auch gar nicht, man sei ein Familienverein der den Mehrgenerationengedanken lebe, erklärte Lothar Helbig. Das Motto heißt entsprechend "Wasserwandern", nicht Rekordejagd, und dem frönt man nicht nur auf den heimischen Kiesteichen oder beim Wildwasserfahren im Harz, sondern in ganz Europa, erzählte der aktuelle Chef der Kanuten, Uwe Fischer. Wenn das Wetter stimmt und die Wassertemperatur bei mindestens 15 Grad liegt, dann wird immer Mittwochs ab 17 Uhr trainiert. Für Laien und Neugierige bietet man Schnupperkurse an und nach Vereinbarung geht es auch mal am Wochenende auf das Wasser.
Dabei sitzt man nicht unbedingt im C1 wie Profi Ostwald, der Verein hat eine ganze Riege größerer und kleiner Kanus, die sicher verwahrt auf ihren Einsatz warten. Bis es soweit ist dürfte es noch ein paar schöne Tage mehr brauchen, zur Zeit kommt das Wasser nur auf 8 Grad. Olaf Ostwald nutzte die exzellenten Bedingungen gestern trotzdem schon einmal um "Yvonne" zu Wasser zu lassen und vorzuführen.
Wer sich selber einmal als Kanut ausprobieren möchte, der wird spätestens am 21. Mai die Chance dazu haben - von 10 bis 18 Uhr lädt der Verein am Kiesschacht dann zum Tag der offenen Tür.
Angelo Glashagel
Autor: red
Olaf Ostwald will mit seinem neuen High-Tech Kanu "Yvonne" Weltmeister werden (Foto: Angelo Glashagel)
Gerade mal 14 Kilogramm bringt das schnittige Wassergefährt aus Carbonfaser auf die Waage. Die schnelle Fahrt mit dem "C1", also einem Kanu der Klasse "Canadier" für eine Person, gehöre so ziemlich zu dem technisch anspruchsvollsten, was man auf dem Wasser machen könne, erklärten am gestrigen Nachmittag die Vereinsfreunde der Kanusparte des NSV den Landratten unter den Gästen.
Die Schwierigkeit besteht dabei nicht so sehr darin vorwärts zu kommen, dafür braucht es vor allem Kraft in den Armen. Die eigentliche Kunst ist überhaupt im Boot zu bleiben. Das Leichtgewicht bietet nicht genug Platz zum sitzen, der Kanut muss kniend durch das Wasser pflügen und auch bei Wind und Wellengang das Gleichgewicht halten, sonst geht man ganz schnell baden.
In Nordthüringen, Deutschland und eigentlich auf der Welt kann das kaum jemand so gut wie Olaf Ostwald. Die 200 Meter schafft er in 54 Sekunden, für die Marathonstrecke auf dem Wasser, 21,5 Kilometer, braucht er knapp zwei Stunden. Der 50jährige hat seine Passion schon 1976 gefunden und inzwischen eine ansehnliche Zahl an Titeln angehäuft: nach seinem Besuch der Sportschule in Magdeburg wurde er vier Mal Vize-DDR Meister. Dann kam die Wende und Ostwald legte eine Pause ein.
Für Neptun, Poseidon, Rasmus und Yvonne - nach der Sekttaufe ging es direkt ins Wasser (Foto: Angelo Glashagel) Erst 1997 stieg er wieder ins Kanu, begann mit kleinen Regatten. "Ich habe irgendwann gemerkt das ich doch ganz schön gut bin", scherzte Ostwald bei der Taufe seines neuen Gefährts. Er fand Trainings- und Wettkampfpartner in Sachsen Anhalt, mit denen er im 4er und 8er größere Regatten bestritt. Bei der Europameisterschaft 2007 stand er auf dem Treppchen, Platz 3 war es damals, bei der Weltmeisterschaft gewann er zwei Mal Silber und amtierender Norddeutscher Marathonmeister ist er auch noch.
Mit dem neuen Boot wolle man jetzt "noch einmal richtig angreifen", sagte Lothar Helbig, einstmals Vereinsvorsitzender der Nordhäuser Kanuten. Damit es auch klappt mit dem Titel und damit "Olaf immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel hat", gab es von ihm und den Vereinsfreunden auf dem trockenen noch ein kleines Sektopfer für "Neptun, Poseidon, Rasmus und Yvonne". Letztere ist eigentlich Frau Ostwald und wurde als Schutzpatronin des Bootes (und seines Fahrers) auserkoren.
Ohne den Verein und die Unterstützung durch den Kreissportbund (KSB) wäre die Neuanschaffung nicht zu realisieren gewesen. Denn ohne Förderer und Sponsoren ist außerhalb des Massensports nicht viel zu bewegen. Mit Startgeldern, Anfahrts- und Materialkosten kommt über das Jahr einiges zusammen. Die Weltmeisterschaften in Australien und Italien mussten deswegen auch ohne den Nordhäuser Kanuten auskommen - zwei Wochen "Down Under" mit Boot wären einfach nicht zu finanzieren gewesen. Umso größer die Freude, das man dank der Hilfe des Sportmarketing des KSB die 2.500 Euro für das frische Rennboot (ohne Paddel) aufbringen konnte.
Ohne die Unterstützung des Kreissportbundes wäre es nichts geworden - Olaf Ostwald und KSB Chef Andreas Meyer weihten das Carbon-Kanu ein (Foto: Angelo Glashagel)
Die anderen Nordhäuser Kanuten können dem Vizeweltmeister zusehen und lernen, aber mit ihm trainieren geht eher nicht, da sei man einfach nicht schnell genug. Und um Rekorde geht es den meisten der 40 Mitglieder auch gar nicht, man sei ein Familienverein der den Mehrgenerationengedanken lebe, erklärte Lothar Helbig. Das Motto heißt entsprechend "Wasserwandern", nicht Rekordejagd, und dem frönt man nicht nur auf den heimischen Kiesteichen oder beim Wildwasserfahren im Harz, sondern in ganz Europa, erzählte der aktuelle Chef der Kanuten, Uwe Fischer. Wenn das Wetter stimmt und die Wassertemperatur bei mindestens 15 Grad liegt, dann wird immer Mittwochs ab 17 Uhr trainiert. Für Laien und Neugierige bietet man Schnupperkurse an und nach Vereinbarung geht es auch mal am Wochenende auf das Wasser.
Dabei sitzt man nicht unbedingt im C1 wie Profi Ostwald, der Verein hat eine ganze Riege größerer und kleiner Kanus, die sicher verwahrt auf ihren Einsatz warten. Bis es soweit ist dürfte es noch ein paar schöne Tage mehr brauchen, zur Zeit kommt das Wasser nur auf 8 Grad. Olaf Ostwald nutzte die exzellenten Bedingungen gestern trotzdem schon einmal um "Yvonne" zu Wasser zu lassen und vorzuführen.
Wer sich selber einmal als Kanut ausprobieren möchte, der wird spätestens am 21. Mai die Chance dazu haben - von 10 bis 18 Uhr lädt der Verein am Kiesschacht dann zum Tag der offenen Tür.
Angelo Glashagel
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