Das Nordhäuser Kunsthaus Meyenburg hat seit Samstagabend Glück. Nicht so sehr in Sachen Finanzen, denn aus dem Nordhäuser Stadtsäckel fließen seit geraumer Zeit die Mittel für Kunst, Kultur und Regionalgeschichte bekanntlich immer dürftiger. Die Rede ist vielmehr von Gerhard Glück, dessen Werke seit dem Abend in der Jugendstilvilla zu sehen sind. Die Vernissage zur neuen Ausstellung unter dem Titel „Glück im Kunsthaus“ hat sich auch die nnz nicht entgehen lassen...


Hannelore Haase, 2. Beigeordnete der Stadtverwaltung Nordhausen, begrüßte die in großer Zahl erschienenen Gäste, gab einen Ausblick auf die geplanten Ausstellungen in diesem Haus und wünschte „ein interessantes und spannendes Kunstjahr 2016“.

Zum Loblied auf den Kasseler Künstler, der mit seiner Frau Ingrid bei der Vernissage zugegen war, hob schließlich Kunsthausleiterin Susanne Hinsching an, und war voller Freude darüber, „dass wir heute eine so umfangreiche Ausstellung mit Werken von Gerhard Glück präsentieren dürfen, der zu den bedeutendsten Künstlern im Bereich Karikatur und Komische Kunst zählt“.

Die Laudatorin spannte einen geschichtlichen Bogen von der Karikatur in der Antike bis in die heutige Zeit. Zumeist seien es heute Karikaturen aus der Tagespresse zu aktuellen politischen Themen, die vom Zeichner sehr schnell geschaffen werden müssten. „Deshalb sind die Werke von Gerhard Glück keine Karikaturen im eigentlichen Sinne. Seine Arbeiten sind unikate Kunstwerke, die meist sogar zeitlos sind und sehr aufwendig gemalt oder detailgetreu gezeichnet sind“, so Hinsching.

Gerhard Glück wurde 1944 in Bad Vilbel geboren. Bereits als Schüler karikierte er seine Lehrer, legte sich ein Büchlein dazu an, das bei seinen Schulkameraden wie auch bei seinen Lehrern gleichermaßen Begeisterung hervorrief. An der Werkkunstschule Kassel absolvierte er ein Werbegrafikstudium (1966 – 1970). Es folgte ein Studium der Kunsterziehung (1972 – 1975). Ab 1972 wirkte er zudem als Cartoonist bei der Hessischen Allgemeinen, später (von 1973 – 1990) verschlug es ihn zur Süddeutschen Zeitung und machte hauptsächlich mit Titelbildern und Illustrationen für das Magazin der SZ auf sich aufmerksam. Zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen folgten, beispielsweise in München, Kassel und letztes Jahr in Frankfurt/Main.

Susanne Hinsching lud in ihrer Laudatio dazu ein, „sich mit Gerhard Glück auf eine Reise durch die Kunstgeschichte zu begeben“. Von der Renaissance a la Dürer oder Leonardo da Vinci, über Fragonards betörende Rokoko-Landschaft mit Schaukel, impressionistische Stilleben, konstruktivistische Katzen bis zur „Ankunft des Symbolismus“ sei alles vertreten. Sie bescheinigte Glück, dass er „die altmeisterlichen Mal-Techniken und Stile ebenso wie die leichte, durch das Licht beherrschte Strichführung der Impressionisten“ beherrsche. Ob Van Gogh, Cezannes oder Monet, seine Werke seinen stilistisch kaum von den Originalen zu unterscheiden und beschrieb dazu passend mehrere in der Ausstellung zu sehende Werke.

Zurecht verwies die Kunsthausleiterin darauf, dass es Gerhard Glück treffend gelingt, auch „die große Kunst“ nicht so ernst zu nehmen und zugleich Fragen auftauchen, die sich der Betrachter, wenn er vor einem Kunstwerk steht, noch nie gestellt hat. Hinsching zeigte sich überzeugt davon, dass Glücks „Auseinandersetzung mit den großen Meistern der Kunstgeschichte immer sehr liebevoll ist, und wenn sie die Arbeiten von Glück gesehen hätten, wären auch Monet, Picasso oder Miro von ihnen begeistert“. Glück selbst sagt von sich: „Ich versuche, dem Hehren, Unantastbaren, Absoluten etwas abzugewinnen, was auch den Menschen zeigt.“ Die Ausstellung belegt, dass ihm das eindrucksvoll gelingt. Und Hinsching stellte die Frage, wie Glück auf diese treffliche Pointen kommt. Dazu meint der Künstler: „Das entsteht aus der Begegnung mit der Kunst.“

Gerhard Glück hat zudem zahlreiche Bücher mit seinen Illustrationen bereichert. Ein große Auswahl davon bot an diesem Abend das Buchhaus Rose zum Verkauf an. Glück fertigte unter anderem Illustrationen zu Gedichten von Ringelnatz und Heinz Ehrhardt an. In der aktuellen Ausstellung, die über 100 Kunstwerke von Glück umfasst, sind auch einige Arbeiten zu Gedichten von Christian Morgenstern und Kurt Tucholsky zu bewundern.

Abschließend meinte Susanne Hinsching, sie habe nun genug über Kunst geredet, diese Werke müsse man sich einfach anschauen! Und das taten alle, die gekommen waren, auch gerne, nach dem sie zuvor nochmals zwei Gedichten aus der Feder von Kurt Tucholsky – kraftvoll und mit Augenzwinkern vorgetragen von Matthias Mitteldorf – lauschten. Und ja, das sei noch erwähnt: Die zahlreichen Gäste hatten, das war unschwer zu erkennen, allesamt ein Lächeln auf den Lippen. Sie waren glücklich. Es herrschte halt „Glück im Kunsthaus“.

Die Ausstellung im Nordhäuser Kunsthaus Meyenburg ist bis zum 13. März 2016 täglich (außer Montag) von 10 bis 17 Uhr zu bewundern. Zudem sind Führungen geplant, die in der Presse rechtzeitig bekanntgegeben werden.
Hans-Georg Backhaus