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Fr, 07:01 Uhr
08.01.2016
nnz-Forum

Kritik an Naturschützer und eine Antwort

Bodo Schwarzberg erhielt vor einigen Tagen von einem besorgten Naturliebhaber. Auf Grund ihres kritischen Inhalts und ihrer öffentlichen Bedeutung hat er sie und seine Antwort der nnz zukommen lassen. Schließlich ist die Rüdigsdorfer Schweiz vielen Menschen sehr wichtig und nicht nur der Gipsabbau ist eine Bedrohung für dieses sensible Naturschutz- und FFH-Gebiet...


Werter Herr Schwarzberg,
Leider mußte ich letztes Jahr feststellen, dass die Art, in der Sie Naturschutz betreiben, nicht immer förderlich ist für die Natur.

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So war ich im Spätsommer erschüttert, als ich das NSG Kalkberg erblickte, wo es keine einzige Blume mehr gab, alles plattgetreten war von der Rinderherde. Auf der oberen Wiese, wo es z.B. Dukatenfalter gab, hatten keine mehr Blühpflanzen, geschweige denn Futterpflanzen für die Raupen. Im Jahr zuvor konnte ich noch den Thymian-Ameisen-Bläuling fotografieren.

Aber leider gibt es nun kaum noch Ameisenhaufen, weil alles von den Rindern platt gemacht wurde. Ich denke, dass Sie im Hinblick auf das Bleiche Knabenkraut alles andere vernichten und in Folge dessen auch das schützenswerte verschwindet. Rinder schei... alles zu und zertreten den Rest.

Mich haben Sie ermahnt, weil ich auf einer Wiese war, um das stattliche Knabenkraut zu fotografieren? Ich weiß nicht, ob Sie im Herbst auch mal das Ergebnis Ihres Naturschutzes begutachtet haben. Im NSG Rüdigsdorfer Schweiz haben Sie der Gipsindustrie zu gearbeitet und alles Schützenwerte vernichtet. Vielleicht können Sie Ihr handeln überdenken und die Rinder vertreiben. Ansonsten muss ich dann meine Fotos und Berichte doch an die Öffentlichkeit bringen. Sie als Verantwortlicher für diese unglaubliche Zerstörung sollten keine Fördergelder verschwenden und Kompetenz beweisen. Kaum ein Wanderer tritt soviel Orchideen breit wie Ihre Rinder.
MfGxxx

Soweit die Kritik de Naturschützers. Hier die Antwort von Bodo Schwarzberg.

Sehr geehrter Herr xxx,
Sie können heute gern mal in die nnz schauen. Ich habe Ihre Mail dorthin geschickt, da sie einerseits so ziemlich in allem nicht dem entspricht, was wir vom BUND Kreisverband und ich persönlich im Artenschutz unternehmen. Andererseits haben Sie mit Ihrer Mail vollkommen recht.

Die Beweidung unserer NSG mit Rindern, insbesondere vom Magerstandorten, ist ein Problem. Sie unterstützen uns damit in Ihrem Bestreben, diese zu kritisieren. Bitte lesen Sie sich meine zahlreichen Pressebeiträge durch und Sie werden feststellen, dass ich üblicherweise ein Gegner der Rinderweide auf Trocken- und Halbtrockenrasen bin. Im Kontakt mit Umweltbehörden zwischen Nordhausen und Jena habe ich bereits mehrfach auf die damit verbundenen Missstände hingewiesen und sogar Experten eingeladen (zuletzt von der Uni Leipzig), die uns in unserem Engagement unterstützen, Rinder von sensiblen Wuchsorten bzw. Pflanzenbeständen fernzuhalten.

Die negativen Veränderungen durch die Rinderbeweidung oder nicht geeignete Weidepflege (Verdrängung bedrohter Arten und Pflanzengesellschaften) wurden und werden von mir übrigens, ebenso wie von Ihnen, dokumentiert. Die Probleme, die sich aus der Rinderbeweidung nährstoffarmer Standorte ergeben, werden von einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern beschrieben.

Sie werden beim Studium der Pressebeiträge feststellen, dass ich mich in diesem Sinne stets für eine Ausweitung der Schaf- und Ziegenbeweidung einsetze, also für das ganze Gegenteil von dem, was Sie schreiben. Wie Sie zu Ihren Einschätzungen kommen, bleibt mir auch deswegen schlichtweg ein Rätsel, so ich doch gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser e.V. und mit viel Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde das Referenzprojekt Artenschutz betrieben habe, welches für zahlreiche Wuchsorte bedrohter Arten eindeutig positive und anerkannte Ergebnisse brachte und vielleicht weiter bringen wird und insgesamt seit 2003 ehrenamtliche, artenschutzbezogene Landschaftspflege betreibe. Also in seinen Auswirkungen wieder das Gegenteil von dem, was Sie schreiben.

Das genannte Projekt bezieht sich übrigens auch auf den Wuchsort des Stattlichen Knabenkrautes, den Sie anführen und an dem Sie am 6. Mai 2015 fotografierten. Dass dieser überhaupt noch besteht, beruht sogar auf den Pflegemaßnahmen des Referenzprojekts und auf jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit meinerseits. Ihnen ist zudem sicher bekannt, dass in Naturschutzgebieten ein Wegegebot besteht, sollte keine Sondergenehmigung seitens der Unteren Naturschutzbehörde vorliegen.

Sie schreiben zudem von einem Wuchsort des Blassen Knabenkrautes: Den mähen wir vom BUND jährlich und ehrenamtlich nach und lagern das Mähgut ab, letztlich um die durch die von den Rindern initiierten Stickstoff anzeigenden Pflanzenarten von der Fläche zu verdrängen. Sie haben auch hier recht: Die Rinder hinterlassen auf dem nunmehr stellenweise fast ehemaligen Magerstandort regelmäßig zahlreiche Kuhfladen und schwere Trittschäden. Rinder besitze ich übrigens nicht.

Sie schreiben weiter unten, ich hätte für die Gipsindustrie gearbeitet und „alles Schützenswerte vernichtet“. Auf letzteres möchte ich gar nicht erst eingehen, aber auf ersteres: In diesem Gutachten haben wir (das Ingenieurbüro in dem ich damals arbeitete) nach meiner Erinnerung empfohlen, auf Grund des Artenreichtums keinen Gipsabbau zuzulassen. Das hat bisher funktioniert. Große Teile des damaligen Untersuchungsgebietes sind heute zudem NSG oder FFH-Gebiet. Ich habe mit diesem Gutachten keinerlei Probleme, sonst hätte ich darüber nicht öffentlich berichtet.

Sie schrieben zudem von Dukatenfalter und Bläulingen, die Sie an einigen Stellen in der Rüdigsdorfer Schweiz einst fanden und heute nicht mehr finden können. Es tut mir leid, ich bin Botaniker und nicht Zoologe, aber die möglichen Rückgänge der von Ihnen angeührten Arten haben u.a. gewiss auch mit den negativen Veränderungen einiger Trocken- und Halbtrockenrasen durch nicht geeignete Bewirtschaftungsmethoden und durch den zunehmenden Gehölzaufwuchs im Gebiet zu tun.

Bitt seien Sie übrigens so nett, die Fotos und Berichte, von denen Sie schreiben wie von Ihnen angedroht, in die nnz zu bringen oder besser den zuständigen Behörden zukommen zu lassen. Sie unterstützen uns damit wiederum in unserem Engagement.

Wenn Sie mögen, so kommen Sie doch zu unseren BUND-Sitzungen bzw. zu unseren regelmäßig stattfindenden Pflegeeinsätzen. Wir brauchen so aktive Mitstreiter wie Sie.

Mit freundlichen Grüßen
Bodo Schwarzberg
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Peppone
08.01.2016, 11.46 Uhr
Ist dieses "Terraforming" überhaupt Naturschutz?
Wenn man Trocken- oder Magerrasen Standorte ständig mähen oder beweiden muss um Verbuschung oder Bewaldung zu verhindern, dann sind es keine Trockenrasenstandorte. Hier wird massiv in die Natur eingegriffen und dies auch noch für Arten wie das in Deutschland häufig vorkommende Männliche Knabenkraut. Ist so etwas Naturschutz oder das persönliche Interesse einiger weniger?

Ich holze ja auch nicht die Wälder ab, damit die Wildkaninchen besser an den Kahlhängen gedeihen. Das ist doch kein Naturschutz.
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