Mi, 13:40 Uhr
09.12.2015
Informationen und Gerüchte in Ellrich
Ellrich leistet seinen Beitrag
Die Gaststätte "Alt-Ellrich" war gestern Abend gut besucht, man hatte zur Bürgerversammlung geladen. Dabei ging es um Fakten und Gerüchte in der Flüchtlingsfrage, den Gipsabbau, den Bürgerschutzverein und natürlich um das liebe Geld...
Nach Blumen, Urkunde und kleinem Präsent wird es ernst in der Gaststätte. Gerade am Jahresende ist es Zeit Bilanz zu ziehen und zu diesem Anlass waren auch mehr Leute als sonst üblich erschienen, zuletzt hatte man gerade mal zu sechst am Tisch gesessen.
Die Gemeinschaftsunterkunft in Sülzhayn werde im Moment ausgebaut um eine Kapazität von bis zu 224 Bewohnern zu erreichen, auch hier sei die Maximalbelegung aber unwahrscheinlich. Bevor die baulichen Vorraussetzungen nicht geschaffen sind, wird aber auch nicht weiter belegt werden, zur Zeit befänden sich etwas über 100 Personen in der Unterkunft.
Erfolg verspricht die Baumaßnahme an der Ellricher Regelschule. In der neuen Turnhalle, für die man 9 Jahre lang gekämpft habe, werde man vorraussichtlich im zweiten Halbjahr wieder Schulsport durchführen können. Es sei in keinster Weise geplant hier Flüchtlinge unterzubringen, betonte Ehrhold noch einmal, Ellrich leiste seinen Beitrag bereits. Damit war das Thema Flüchtlinge zunächst erledigt, man sollte später aber noch einmal darauf zu sprechen kommen.
35.000 Euro investiert man derzeit in die Brücken der Gemeinde, an 11 Übergängen werden die Geländer erneuert um ein "Hindurchfallen" zu verhindern. Das sei aber erst der Anfang, mit dem Thema Brücken werde man sich noch Monate und Jahre beschäftigen, meinte der Bürgermeister.
Einen Haushalt für das kommende Jahr hat man auch in Ellrich noch nicht, noch fehlen Zahlen von Landesseite. Einen Beschluss wird es erst im neuen Jahr geben, wahrscheinlich nicht vor März. Planungen für nötige Maßnahmen gibt es trotzdem schon: in der Nordhäuser Straße soll das ehemalige NKD Gebäude zurückgebaut werden um Teile der freiwerdenden Fläche für die angrenzende Grundschule nutzbar zu machen. Die Stützmauern am Mühlendamm, der Ausbau der Straßenbeleuchtung in der Lohmannstraße und die Umstellung der Beleuchtung auf LED sowie die Beseitigung des "Unterhaltsstaus" im Ellricher Museum stehen ebenfalls auf dem Programm. Letzteres Unterfangen werde als rein freiwillige Aufgabe aber hinten anstehen müssen, sollte es nötig werden, so Ehrhold.
Auch in Sachen schnelles Internet gab es noch Informationen. Das Interessenbekundungsverfahren lässt insbesondere in Ellrich selber noch zu wünschen übrig, noch hätte man die nötigen 10% nicht zusammenbekommen, um den Bedarf nachzuweisen. Es bestünde aber noch die Möglichkeit dies nachzuholen, auch Bürgerinnen und Bürger die schon schnelle Anbindungen hätten, könnten ihr grundsätzliches Interesse bekunden.
Herr Lips erinnerte sich derweil noch an Zeiten, in denen es insgesamt sieben Gipsunternehmen in Ellrich gab und forderte die Stadt auf, sich für den Erhalt des verbliebenen Werkes einzusetzen. Beim Bürgermeister rannte er da wohl offene Türen ein, die Diskussion im Landkreis sei einseitig gefärbt meinte der "Gipsbaron von Ellrich", wie Ehrhold schon tituliert wurde. Man wolle die Gipskartonplatte an der Wand, nicht aber den Abbau vor der Haustür. Im Vergleich zu früher seien die Fronten verhärtet und für seine Ansichten müsste er sich auch in seiner Fraktion Kritik anhören.
Kurzum, es geht um Gerüchte, die in den sozialen Medien die Runde machen und nur bedingt ihren Weg an die breite Öffentlichkeit finden. Gerüchte wie dasjenige, das besagt dass die alte Asylbewerberunterkunft in der Riesenbergsiedlung zur Zeit für bis zu 500 Flüchtlinge ertüchtigt werde und das dies auch im Kreistag besprochen worden sei. So die Information des Herrn Friedrichs. Was da denn nun dran sei wollte er gern vom Bürgermeister wissen.
Gar nichts, entgegnete Ehrhold, der selber Kreistagsmitglied ist und auch an anderer Stelle wurde Kritik an Friedrichs Äuerßungen laut. Die ehemalige Unterkunft befindet sich in privater Hand und der Eigentümer renoviere zur Zeit die Gasleitungen, erklärte der Ellrichs Bürgermeister. Es gebe hier keinerlei Investitionen für Asylbewerber und für 500 schon gar nicht, eine Belegung in einer solchen Größenordnung würden die Vorschriften überhaupt nicht zulassen.
Es gehe eben darum solche Gerüchte auszuräumen, meinte Friedrichs im Nachgang, man sei keine Bürgerwehr und kein Sprachrohr Unzufriedener sondern wolle mit den Verwaltungen kommunizieren. Man sorge sich auch um die eigenen Jugendlichen und Vandalismus, nicht allein um Flüchtlinge.
Und Kommunikation ist nötig, aus Friedrichs Einlassungen sprechen auch Unsicherheit und Angst vor dem Fremden, dem Islam, vor Djihad und Terror, die irgendwie den Südharz erreichen würden, vor den Entwicklungen der Gegenwart. Bürgermeister Ehrhold warnte davor, mit Ängsten falsch umzugehen und über Verallgemeinerungen und schwarz/weiß Denken der Verrohung der Gesellschaft Vorschub zu leisten. Diese zu verhindern sei Aufgabe aller Menschen, die hier gemeinsam lebten, denn im Vergleich zum Rest der Welt genieße man noch immer eine "Insel der Glückseligen".
Die Stimmung blieb sachlich und einer der zuvor ausgezeichneten Ehrenamtler brachte es auf den Punkt: würden sich die Ellricher ernsthaft Sorgen machen, hätte der kleine Raum in der Gaststätte für die Veranstaltung nicht ausgereicht.
Es war nicht die letzte Einwohnerversammlung in der Gemeinde, am 10.12 trifft man sich in Woffleben. Danach wird das Jahr auch in Ellrich ausklingen - vielleicht auf dem Weihnachtsmarkt vom 18. bis 20. Dezember bei Stollenanschnitt und Musicalnummer.
Angelo Glashagel
Autor: redAuszeichnungen
Zuerst aber einmal konnte Bürgermeister Matthias Ehrhold fünf Bürger der Einheitsgemeinde für ihr ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Christa Zabel ist nicht nur im Sülzhayner Park aktiv sondern arbeitet auch fleißig an der Chronik des Ortes. Waltraud Ziem, denn Ellrichern auch bekannt als "Adele", wurde für ihre Bemühungen um die Museumsgestaltung geehrt, Jutta Gassmann für die Rentnerkaffeekränzchen in Appenrode. Manfred Wisse wurde von Ehrhold als "die gute Seele auf dem Sportplatz in Woffleben" bezeichnet und Heinz-Jürgen Kothe ist der "Organisator" in Werna, der auch selber mit anpackt.Nach Blumen, Urkunde und kleinem Präsent wird es ernst in der Gaststätte. Gerade am Jahresende ist es Zeit Bilanz zu ziehen und zu diesem Anlass waren auch mehr Leute als sonst üblich erschienen, zuletzt hatte man gerade mal zu sechst am Tisch gesessen.
Flüchtlinge I
Erst einmal informierte der Bürgermeister über den Stand der Dinge zur Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Asylbewerber (Uma's) in Rothesütte. In der ehemaligen Freizeiteinrichtung "Dreiländereck" sollen bis zu 60 minderjährige Flüchtlinge im Alter zwischen 12 und 18 Jahren aufgenommen werden, die ihre Eltern im Krieg oder auf der Flucht verloren haben. Die tatsächliche Belegung würde eher bei 42 Personen liegen, so die Prognose Ehrholds, zur Zeit seien 16 "Uma's" in Rothesütte untergebracht. Der Aufenthalt werde in der Regel nicht länger als drei Monate dauern, danach folgt die Aufteilung auf andere Jugendamtskreise.
Fünf Bürger der Einheitsgemeinde Ellrich wurden für ihr Ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet (Foto: Angelo Glashagel)
Das es nicht mehr sind liegt auch am Personalmangel, Sozialarbeiter gebe es nicht wie Sand am Meer, meinte Ehrhold, "es werden dringenst Kräfte gesucht" und ein möglicher Kandidat fand sich auch prompt unter den Anwesenden. Er wurde an die entsprechenden Stellen des Landratsamtes verwiesen. Auch in Privatunterkünften hätten Neuankömmlinge Zuflucht gefunden, etwa in Gudersleben in einem Objekt des Horizonts.Die Gemeinschaftsunterkunft in Sülzhayn werde im Moment ausgebaut um eine Kapazität von bis zu 224 Bewohnern zu erreichen, auch hier sei die Maximalbelegung aber unwahrscheinlich. Bevor die baulichen Vorraussetzungen nicht geschaffen sind, wird aber auch nicht weiter belegt werden, zur Zeit befänden sich etwas über 100 Personen in der Unterkunft.
Erfolg verspricht die Baumaßnahme an der Ellricher Regelschule. In der neuen Turnhalle, für die man 9 Jahre lang gekämpft habe, werde man vorraussichtlich im zweiten Halbjahr wieder Schulsport durchführen können. Es sei in keinster Weise geplant hier Flüchtlinge unterzubringen, betonte Ehrhold noch einmal, Ellrich leiste seinen Beitrag bereits. Damit war das Thema Flüchtlinge zunächst erledigt, man sollte später aber noch einmal darauf zu sprechen kommen.
Der Haushalt
In Sachen Haushalt ging es um die Ausgaben des gerade noch aktuellen Jahres. Darunter fällt natürlich die Halle aber auch der "Hexenweg", die Verbindungsstraße von Appenrode und Woffleben, die Ilfelder Straße in Appenrode und die Schaffung von 24 Kitaplätzen in Sülzhayn. Für den Radwanderweg, der bis nach Sachsen-Anhalt reicht, wurden 590.000 Euro investiert, 10% davon kamen aus dem Stadtsäckel. Bei der Ortsverbindung übernahm der Freistaat 75% der 1,02 Mio. Euro. Sieben Jahre Streit waren diesem Vorhaben vorangegangen, über die "K2" wurde im Kreistag 10 Jahre lang immer wieder diskutiert. Jetzt seien endlich alle Versorger an der Maßnahme beteiligt, bis vorraussichtlich August will man fertig sein. Die neuen KITA-Plätze will man am 01.07. des kommenden Jahres in Betrieb nehmen. Später wies Ehrhold auch noch einmal daraufhin, das man im Kindergartenbereich ab 2016 zum Pauschalsystem zurückkehre, in dem die Kosten der Plätze zwischen Stadt, Land und Eltern gedrittelt werden.35.000 Euro investiert man derzeit in die Brücken der Gemeinde, an 11 Übergängen werden die Geländer erneuert um ein "Hindurchfallen" zu verhindern. Das sei aber erst der Anfang, mit dem Thema Brücken werde man sich noch Monate und Jahre beschäftigen, meinte der Bürgermeister.
Einen Haushalt für das kommende Jahr hat man auch in Ellrich noch nicht, noch fehlen Zahlen von Landesseite. Einen Beschluss wird es erst im neuen Jahr geben, wahrscheinlich nicht vor März. Planungen für nötige Maßnahmen gibt es trotzdem schon: in der Nordhäuser Straße soll das ehemalige NKD Gebäude zurückgebaut werden um Teile der freiwerdenden Fläche für die angrenzende Grundschule nutzbar zu machen. Die Stützmauern am Mühlendamm, der Ausbau der Straßenbeleuchtung in der Lohmannstraße und die Umstellung der Beleuchtung auf LED sowie die Beseitigung des "Unterhaltsstaus" im Ellricher Museum stehen ebenfalls auf dem Programm. Letzteres Unterfangen werde als rein freiwillige Aufgabe aber hinten anstehen müssen, sollte es nötig werden, so Ehrhold.
Auch in Sachen schnelles Internet gab es noch Informationen. Das Interessenbekundungsverfahren lässt insbesondere in Ellrich selber noch zu wünschen übrig, noch hätte man die nötigen 10% nicht zusammenbekommen, um den Bedarf nachzuweisen. Es bestünde aber noch die Möglichkeit dies nachzuholen, auch Bürgerinnen und Bürger die schon schnelle Anbindungen hätten, könnten ihr grundsätzliches Interesse bekunden.
Der Gips
Nach gut 20 Minuten kam man zum eigentlichen Kern des Abends, den Fragen der Bürgerschaft. Den Anfang machte Werner Lips mit einem der umstrittenen Themen der letzten Jahre: dem Gipssabbau. Aus Ellricher Sicht stellen sich die Dinge hier manchmal ein wenig anders da als anderswo im Landkreis. Die Firma CASEA, die zur Zeit neue Abbauvorhaben am Winkelberg bei Petersdorf vorantreibt, betreibt das letzte Gipswerk der Stadt und lässt gutes Geld in Form von Gewerbesteuer in Ellrich. Es handle sich um eine sechsstellige Summe, sagte Ehrhold.Herr Lips erinnerte sich derweil noch an Zeiten, in denen es insgesamt sieben Gipsunternehmen in Ellrich gab und forderte die Stadt auf, sich für den Erhalt des verbliebenen Werkes einzusetzen. Beim Bürgermeister rannte er da wohl offene Türen ein, die Diskussion im Landkreis sei einseitig gefärbt meinte der "Gipsbaron von Ellrich", wie Ehrhold schon tituliert wurde. Man wolle die Gipskartonplatte an der Wand, nicht aber den Abbau vor der Haustür. Im Vergleich zu früher seien die Fronten verhärtet und für seine Ansichten müsste er sich auch in seiner Fraktion Kritik anhören.
Der Bürgerschutzverein
Herr Lips beschäftigte auch der Ellricher "Bürgerschutzverein", dessen Sinn sich dem älteren Herren nicht erschloss, schließlich gebe es Polizei und Gerichtsbarkeit. Denny Friedrichs, der den Verein ins Leben gerufen hat, war ebenfalls anwesend und gab Antwort. Dem Verein, der sich in Gründung befindet, sei eine "Interessengemeinschaft" der es darum ginge "Informationen zu filtern" und sei entstanden als Reaktion auf die Ängste mehrerer älterer Bürger, die ihm gegenüber artikuliert worden seien, sagte der Inititator des Vereins. Es würden "Dinge geschehen, die wir nicht sehen" und über die "in den Medien nichts bekannt gegeben wird".Kurzum, es geht um Gerüchte, die in den sozialen Medien die Runde machen und nur bedingt ihren Weg an die breite Öffentlichkeit finden. Gerüchte wie dasjenige, das besagt dass die alte Asylbewerberunterkunft in der Riesenbergsiedlung zur Zeit für bis zu 500 Flüchtlinge ertüchtigt werde und das dies auch im Kreistag besprochen worden sei. So die Information des Herrn Friedrichs. Was da denn nun dran sei wollte er gern vom Bürgermeister wissen.
Gar nichts, entgegnete Ehrhold, der selber Kreistagsmitglied ist und auch an anderer Stelle wurde Kritik an Friedrichs Äuerßungen laut. Die ehemalige Unterkunft befindet sich in privater Hand und der Eigentümer renoviere zur Zeit die Gasleitungen, erklärte der Ellrichs Bürgermeister. Es gebe hier keinerlei Investitionen für Asylbewerber und für 500 schon gar nicht, eine Belegung in einer solchen Größenordnung würden die Vorschriften überhaupt nicht zulassen.
Es gehe eben darum solche Gerüchte auszuräumen, meinte Friedrichs im Nachgang, man sei keine Bürgerwehr und kein Sprachrohr Unzufriedener sondern wolle mit den Verwaltungen kommunizieren. Man sorge sich auch um die eigenen Jugendlichen und Vandalismus, nicht allein um Flüchtlinge.
Und Kommunikation ist nötig, aus Friedrichs Einlassungen sprechen auch Unsicherheit und Angst vor dem Fremden, dem Islam, vor Djihad und Terror, die irgendwie den Südharz erreichen würden, vor den Entwicklungen der Gegenwart. Bürgermeister Ehrhold warnte davor, mit Ängsten falsch umzugehen und über Verallgemeinerungen und schwarz/weiß Denken der Verrohung der Gesellschaft Vorschub zu leisten. Diese zu verhindern sei Aufgabe aller Menschen, die hier gemeinsam lebten, denn im Vergleich zum Rest der Welt genieße man noch immer eine "Insel der Glückseligen".
Die Stimmung blieb sachlich und einer der zuvor ausgezeichneten Ehrenamtler brachte es auf den Punkt: würden sich die Ellricher ernsthaft Sorgen machen, hätte der kleine Raum in der Gaststätte für die Veranstaltung nicht ausgereicht.
Es war nicht die letzte Einwohnerversammlung in der Gemeinde, am 10.12 trifft man sich in Woffleben. Danach wird das Jahr auch in Ellrich ausklingen - vielleicht auf dem Weihnachtsmarkt vom 18. bis 20. Dezember bei Stollenanschnitt und Musicalnummer.
Angelo Glashagel
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