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Mo, 08:15 Uhr
07.12.2015
ZUKUNFT DER DEMOKRATIE

„Wählen ab 16“ kann Wahlbeteiligung erhöhen

Seit vielen Jahren sinkt die Wahlbeteiligung stetig, bei Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Das schadet der Demokratie, weil Wahlen immer weniger repräsentativ sind und eine immer größere soziale Spaltung aufweisen. Die Absenkung des Wahlalters könnte diesen Trend langfristig stoppen...


Je früher und je häufiger Erst- und Jungwähler ihre Stimme abgeben, desto höher ist langfristig das Niveau der allgemeinen Wahlbeteiligung. Durch das Wahlrecht ab 16 kann es langfristig gelingen, die Wahlbeteiligung von 71,5 Prozent (Bundestagswahl 2013) auf bis zu 80 Prozent (2049) zu steigern.

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Das geht aus der Studie „Wählen ab 16“ der Bertelsmann Stiftung hervor. Sie prognostiziert in drei Szenarien die zukünftige Höhe der Wahlbeteiligung auf Bundesebene – mit und ohne 16-jährige Erstwähler.

Das Basisszenario berechnet die zukünftige Wahlbeteiligung auf Grundlage des aktuellen Wahlverhaltens aller Altersgruppen: Während es Jung- und Erstwähler durchschnittlich seltener an die Wahlurne zieht, steigt die Wahlbeteiligung mit zunehmendem Alter fast kontinuierlich an. Sollte dieser Alterseffekt in der Wahlbeteiligung bestehen bleiben, prognostiziert die Studie bis zur Bundestagswahl 2049 einen Einbruch der Wahlbeteiligung auf 68 Prozent.

Wählen ab 16 könnte dies verhindern: „Wenn wir es schaffen, Jugendliche früher und häufiger zur Wahl zu motivieren, könnte sich langfristig auch die Gesamtwahlbeteiligung steigern“, sagte Robert Vehrkamp, Direktor des Programms Zukunft der Demokratie der Bertelsmann Stiftung.

Grafik (Foto: Bertelsmann Stiftung) Grafik (Foto: Bertelsmann Stiftung)

Jung und aktiv: Mögliche Folgen eines Wahlrechts ab 16

Die Absenkung des Wahlalters ist zur langfristigen Steigerung der Wahlbeteiligung entscheidend, da 16-Jährige noch stark in schulischen und familiären Strukturen verankert sind, in denen sich durch Bildungsmaßnahmen politisches Interesse aktivieren lässt. Wie sich Wählen ab 16 konkret auswirken könnte, zeigt das Mobilisierungsszenario der Studie.

Gelingt es, durch früheres Wählen die Erstwählerbeteiligung um etwa ein Drittel, im Vergleich zur Bundestagswahl 2013, zu erhöhen, dann könnte die Wahlbeteiligung insgesamt bis 2049 auf knapp 80 Prozent klettern (Bundestagswahl 2013: 72 Prozent). Ohne Wählen ab 16 und bei einer um etwa ein Drittel sinkenden Erstwählerbeteiligung könnte die Gesamtwahlbeteiligung im gleichen Zeitraum auf knapp 58 Prozent einbrechen (Demobilisierungsszenario).

Jüngere Erstwähler könnten nicht nur positive Auswirkungen auf den Andrang an den Wahlurnen haben, sondern auch die soziale Spaltung der Wahlergebnisse verringern: „Vor allem Jugendliche aus sozial schwächeren und bildungsferneren Milieus gehen immer seltener wählen. Die soziale Spaltung der Wahlbeteiligung ist bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren dreimal so stark ausgeprägt wie bei allen anderen Wahlberechtigten in den anderen Altersgruppen. Eine höhere Erstwählerbeteiligung könnte die politische Ungleichheit in Deutschland entschärfen“, sagte Vehrkamp.

Wahlen gehören in den Schulalltag

Die Absenkung des Wahlalters ist jedoch kein Selbstläufer. Das Beispiel Österreich und die drei deutschen Bundesländer Hamburg, Brandenburg und Bremen zeigen: Nur mit gezielten Maßnahmen zur Mobilisierung der Erstwähler wird Wählen ab 16 ein Erfolg. Besonders gefragt sind dabei Bildungsmaßnahmen an Schulen, denn sie erreichen gut 90 Prozent aller 16- bis 17-Jährigen in Deutschland. Dass sich Jugendliche für Wahlen aktivieren lassen, lässt sich aus den Erfahrungen der österreichischen Nationalratswahl 2008 ableiten: Die geschätzte Wahlbeteiligung der 16- und 17-Jährigen entsprach mit 77 Prozent nahezu der durchschnittlichen, allgemeinen Wahlbeteiligung (78,8 Prozent).

Eine im Rahmen der Studie vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführte repräsentative Umfrage zeigt, dass die Deutschen solchen Aktivierungsmaßnahmen in Schulen positiv gegenüber stehen. Mehr als acht von zehn (81 Prozent) Jugendlichen und mehr als sechs von zehn (61,5 Prozent) aller Menschen in Deutschland befürworten eine stärkere Integration von Wahlen in den Schulalltag.

Die Studie basiert auf den Wahlanalysen und repräsentativen Statistiken des Bundeswahlleiters, des Statistischen Landesamtes Bremen, des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein und des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Die Daten für Österreich stammen aus wissenschaftlichen Studien, insbesondere aus Veröffentlichungen, die im Rahmen der nationalen Wahlstudie AUTNES (Austrian National Election Study) erschienen sind.

Aussagen zur sozialen Selektivität bei Jugendlichen beruhen auf einer empirischen Analyse des GLES-Datensatzes (German Longitudinal Election Study). Angaben zur Altersstruktur basieren auf den Daten des Statistischen Bundesamts. Für die Schätzung der sozialen Alterungsprozesse in Deutschland wurden Prognosen der Bevölkerungsentwicklung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin verwendet.

Zusätzlich wurden für die Studie die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage berücksichtigt, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Wählen ab 16“ im September 2015 durchgeführt hat.
Autor: red

Kommentare
Kritiker2010
07.12.2015, 09.41 Uhr
Höchstalter für Wahlberechtigte einführen!
Die Studie ist schon sehr interessant. Davon ausgehend, dass jüngere Menschen jedoch weniger politische Geduld mit bringen und Taten sehen wollen, dürften diese eher dazu neigen, Parteien jenseits der so genannten Mitte, also jenseits des Klüngels zu dem sie (noch) nicht gehören, zu wählen. Das wiederum dürfte aber den "etablierten" Parteien gar nicht gefallen, weshalb ich davon ausgehe, dass man diese Idee verwerfen wird.

Demokratisch viel wichtiger wäre meinem Erachten nach aber die Einführung eines Höchstalters für die Zulassung als Wahlberechtigter. Denn mit dem Alter werden viele Menschen eben doch nicht nur weise, sondern auch kurzsichtig, verstehen schlicht weg die "moderne" Welt nicht mehr oder ziehen sich in die Vergangenheit zurück - je nach persönlichem Lebenslauf - rot, braun oder schwarz. Warum also sollte man Menschen, die praktisch fast entmündigt sind und für jede Kleinigkeit einen Betreuer brauchen, eine Entscheidung über die Zukunft anderer Menschen gewähren - eine Zukunft, die sie selbst oft nicht mehr erleben werden?

Zu allem Übel nutzen ja unsere verantwortungsvollsten Politiker diese Situation auch gerade zu schamlos aus. Die bekannten Gesichter von SPD, CDU und Grünen setzen sich vor den Wahlen doch nur all zu gern zum Kaffeeklatsch in diverse Altersheime, mit dem Resultat dass die Senioren am Wahltag Ihre Pfleger fragen: "Wer war der nette Mann/die nette Frau, die uns neulich besucht hat? Machen sie da mal mein Kreuz für mich. "

Genau das sorgt ja für die Politikverdrossenheit. Denn damit werden die wohl überlegten Wahlentscheidungen der relativ kleinen Anzahl politisch interessierter Menschen und auch die wichtigen Signale durch die Stimmen von Protestwählern durch das Heer der so gekauften und ruhig gestellten "Stammwähler" relativiert.
Johann George
07.12.2015, 10.12 Uhr
Lieber Kritiker2010...
...sollte Ihr Kommentar eine Satire sein, dann ist er sehr gewagt und es fehlt die Pointe.
Sollte das Ihre wirkliche Meinung sein, ist es das Infamste und Menschenverachtendste, was ich seit langer Zeit gelesen habe. Ich fürchte aber, Sie meinen das tatsächlich ernst.
geloescht.otto
07.12.2015, 10.18 Uhr
wenn
man die Wahlbeteiligung auf diese Weise erhöhen will - armes Deutschland!!!
Verbessert Eure Inhalte und Gründe, warum man zur Wahl gehen sollte - dann wird ein Schuh draus!
Der Ansatz ist doch lächerlich, genauso könnte man fordern: kein Mindestalter, also ab 1 Jahr bis ...................!!! Das wäre konsequent!!! ha ha ha !!
Mueller13
07.12.2015, 10.59 Uhr
Anderer Vorschlag
Statt den ungeformten Geistern unter 18 Stimmrecht zu verpassen, sollten lieber die Eltern doppeltes Stimmrecht erhalten. Wenn ich mir anschaue, was für krankes Material an den Schulen bzw. Universitäten rumspringt, weiß ich, in welche Richtung die Kinder indoktriniert werden.

Eine Begrenzung des Alters nach oben ist kein verkehrter Ansatz (gilt aber auch für das passive Wahlrecht). Von meinen Großeltern kommt häufig: "ich versteh das nicht mehr".
Allerdings kann man davon ausgehen, dass es bei 80% der arbeitenden Bevölkerung ähnlich ist. (ohne alt oder jung zu sein).
Kruemelmonster
07.12.2015, 13.39 Uhr
Vielleicht selbst keine Bildung genoßen?
"Wenn ich mir anschaue, was für krankes Material an den Schulen bzw. Universitäten rumspringt, weiß ich, in welche Richtung die Kinder indoktriniert werden. "

Haben Sie sich mal die Frage gestellt, von wem Kinder maßgegeblich lernen, von wem sie geprägt werden und Orientierung, Sitten und Normen für das Leben erhalten? Ich weiß ja nicht, ob Sie selbt Kinder haben, aber nach Ihrer Aussage wohl ehr nicht und wenn doch, gehören Sie wohl zu der Gruppe, die die Kindererziehung den "Anderen" überlässt.
Mueller13
07.12.2015, 18.07 Uhr
@ Kruemelmonster
Danke der Nachfrage, aber machen Sie sich über meinen Bildungsstand keine Sorgen. Eine deutsche Universität hat bescheinigt, dass ich in ihrem Klub mitspielen darf.

Davon abgesehen hat man als zahlendes Mitglied unserer Gesellschaft (gemeinhin auch Steuerzahler genannt) gar keine Alternative als die Erziehung seiner Sprößlinge teilweise in fremde Hände zu legen. Die meisten dürften täglich 10-11 Stunden mit dem Broterwerb und Steuer zahlen beschäftigt sein. Sie können sich selbst ausrechnen, wie lange man in der Arbeitswelt tätig mit der Erziehung von Kindern verbringen kann.
Bei Ihnen mag das ja durchaus anders sein - dann stehen Sie vermutlich eher auf der (Steuer) empfangenden Seite. Glückwunsch, aber verkneifen Sie sich besser einen Kommentar diesbezüglich.
Kruemelmonster
07.12.2015, 18.37 Uhr
Vermutung: Herr Mueller13
Alle Studenten oder Praktikanten mit denen ich zu tun haben, sind in meinen Augen deutlich besser als deren allgemeiner Ruf. Die meisten haben konkrete Vorstellungen und Pläne für ihr Leben, sind weder faul noch realitätsfremd. Die meisten interessieren sich schon für Politik, klar hat jede Generation eine durchaus andere Sichtweise auf Themen...

Aufgrund Ihrer Ausdrucksweise, Studenten als Material zu bezeichnen, vermute ich mal das Ihre Zeit an der Uni nicht eine der schönsten war und Sie daher ehr schlechte Erinnerungen haben.
Mir selbst hat mein Studium unheimlich viel Spaß gemacht - so sehr, dass ich einige Zeit später noch eins erfolgreich zu Ende gebracht habe.
Also keine Panik, auch ich bezahle für Ihren Ruhestand...
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