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Mo, 09:21 Uhr
30.11.2015
Reden wir über Zahlen!

Alternativen zum Gipsabbau (7)

Die Gipsindustrie forciert politisch, verwaltungsrechtlich und über die Medien ihre Bemühungen zur Erschließung neuer Gipsabbaugebiete. Die von Dr. Christian Marx recherchierte Serie setzt sich detailliert mit den verwendeten Argumenten auseinander und stellt diesen umfangreich recherchiertes Zahlenmaterial gegenüber, welche dem Leser einen kritischen Blick auf die Argumente der Industrie ermöglichen. In diesem Teil befasst sich Dr. Marx unter anderem mit Lösungsansätzen...

Teil 7 Zusammenfassung

Der Bedarf an hochreinem Naturgips liegt hauptsächlich im Interesse der abbauenden Firmen unserer Region selbst, weniger in gesamtwirtschaftlichem Interesse. Natürlich heißt das nicht, dass zukünftig gar kein Naturgips mehr abgebaut werden darf bzw. muss. Voraussetzung für die Inanspruchnahme neuer Abbaugebiete muss aber sein, dass alle volkswirtschaftlichen Alternativen (Waschung von qualitativ schlechteren Gesteinen, Recycling, REA-Gips etc.) ausgeschöpft sind.

Ohne Zweifel gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Energiemix, der Energiewende sowie dem Angebot an REA-Gips. Die Prognosen hinsichtlich Zeiträumen und Mengen, insbesondere die Abnahme des REA-Gipses, die als Begründung für die Erschließung weiterer Gipsabbaugebiete herhalten muss, sind aber anzuzweifeln. Die Kopplung des Preises von REA-Gips an den Preis von Naturgips verhindert möglicherweise die Substitution von Naturgips.

Die Möglichkeiten des Gipsrecyclings sind bisher in den Prognosen der Gipsindustrie NICHT ausreichend berücksichtigt. Deren Prognosen umfassen Daten zur erfassten und nicht zur prognostizierten Menge an Recyclinggips. Zudem hat die Branche die Thematik über viele Jahre systematisch vernachlässigt. Das unabhängige Zahlenmaterial und die daraus zu ziehenden Schlüsse sind erdrückend: Es muß Aufgabe der Politik sein, die Voraussetzungen für ein UMFASSENDES Gipsrecycling zu schaffen um die weitere Ausbeutung unserer Landschaft zu vermeiden. Geschieht dies nicht, werden wir die paradoxe Situation erleben, dass einerseits mehr Naturgips abgebaut wird und andererseits mehr Gips als Abfallprodukt anfällt, welcher eigentlich recycelt werden müsste! Und dies ist ein Problem auf Bundesebene.

Nur die Verteuerung (Verknappung!) des Naturstoffs Gips zwingt die Gipsindustrie, sich ausführlich mit Alternativen zu beschäftigen. So (und nicht anders) sieht „Vorsorgende Rohstoffsicherung“ aus!

Welche Lösungsansätze bestehen?

  • 1. Exakte Statistiken über bisherigen Abbau und die Verwendung einzelner Gipsqualitäten sowie entsprechende lagerstättenspezifische werden benötigt, wenn Gipsunternehmen einen volkswirtschaftlich bedeutsamen Rohstoff für sich beanspruchen, abbauen und weiterverarbeiten wollen. Es kann nicht sein, dass sich Unternehmen, TLUG oder Landesbergamt hinsichtlich Daten zu für Spezialprodukte geeigneten Gipsressourcen einfach auf den Datenschutz beziehen und diese Daten nicht öffentlich werden. Dies ist schon AUS VOLKSWIRTSCHAFTLICHEM INTERESSE unabdingbar.
  • 2. Der zukünftige Bedarf muss unter Berücksichtigung von Gipsqualitäten und Möglichkeiten des Ersatzes durch Waschung minderer Gesteinsqualitäten, REA- oder Recyclinggips (europäischer Markt!) unabhängig volkswirtschaftlich geschätzt werden und eine Abbauquote für einzelne Gipsqualitäten erstellt werden.
  • 3. Die Frage ist nicht: Welche abbauende Firma stellt Spezialgipse her? Sondern: Welche Firma baut wie viel Gips in einer Qualität ab, der prinzipiell für Spezialanwendungen geeignet ist?! Es muss nachgewiesen werden, wofür dieser Gips verwendet wird: hochreiner Naturgips darf nur für Spezialprodukte verwendet werden, die Firmen müssen hier kooperieren, was Gipsver- bzw. -zukäufe unter den einzelnen Unternehmen bedeutet!
  • 4. Es könnte eine steigende Substitutions- bzw. „Recyclingquote“, unter vollständiger Ausschöpfung der genehmigten Abbaugebiete festgelegt werden.
  • 5. Die Förderabgabe muss erhöht werden. Es könnte ein unabhängiger Fonds für Renaturierung/ Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden, welcher extern evaluiert werden kann. Zudem könnten in ihm Sicherheitsleistungen bzw. evtl. Entschädigungen der Unternehmen hinterlegt werden.
  • 6. Forschung und Entwicklung. Innovatives Gipsrecycling muss bundesweit vorangetrieben werden. Auch müssen wissenschaftliche Projekte zur höchstmöglichen Aufreinigung von qualitativ schlechteren Gesteinen oder Recyclinggips vorangetrieben werden. Dies ist Aufgabe der Branchenverbände, von Bund und Land Thüringen. Stichworte sind hier das Kreislaufwirtschaftsgesetz, Anreize/ Pflicht zum Recycling, Logistische Voraussetzungen zum Recycling zu schaffen, Aufhebung Abfallstatus von Recyclinggips.
  • 7. Produkte aus Gipsrecycling/ zertifizierter nachhaltiger Produktion müssen aktiv beworben werden. Dies ist Aufgabe des gesamten Branchenverbandes.
  • 8. Letztlich könnte Gipsrecycling sogar im Landkreis Arbeitsplätze der Gipsindustrie sichern. Wir haben im Landkreis mit dem Abfallwirtschaftszentrum Nentzelsrode (bewirtschaftet vom Mutterkonzern von CASEA!) und der u.a. auf Abfallwirtschaft und Recycling spezialisierten Fachhochschule alle Möglichkeiten, Arbeitsplätze speziell mit Gipsrecycling zu sichern und zu schaffen!
  • 9. Die Anwendung des Bergrechtes auf den Rohstoff Gips (bedingt durch den Einigungsvertrag) benachteiligt unsere Region unangemessen hinsichtlich anderweitiger Planungsziele.

Das muss geändert werden. Selbst wenn eine Änderung des Bergrechtes in weiter Ferne liegt, ist es an der Zeit, gutachterlich oder höchstrichterlich die Wertigkeit der Regionalplanung im Hinblick auf das Bergrecht zu überprüfen. Es darf generell nicht mehr sein, dass das Bergamt mit der Einleitung von bergrechtlichen Verfahren regelhaft am bestehenden Planungsrecht vorbeiagiert.

10. Das Mitspracherecht von Kommunen und Verbänden muss auch bei evtl. Erweiterung bestehender Abbaugebiete hier in Thüringen gestärkt werden.
(Fortsetzung folgt)
Dr. Christian Marx
Autor: red

Kommentare
Gips
30.11.2015, 10.13 Uhr
Viele Bürger
hoffen das Sie nun mal eine Pause machen.
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