eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mo, 08:27 Uhr
30.11.2015
Weniger Ausbildungsplätze, weniger Bewerber

Duale Ausbildung in Thüringen unter Druck

Die Nachfrage nach dualer Ausbildung hat sich in Thüringen innerhalb weniger Jahre fast halbiert. Seit 2007 ist die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz von etwa 20.500 auf etwas mehr als 11.000 gesunken (minus 47 Prozent)...


Der Rückgang der Bewerberzahlen ist mehr als doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt (minus 19 Prozent). Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf die demographisch bedingt ebenfalls stark gesunkenen Zahlen der Schulabgänger in Thüringen zurückführen.

Anzeige symplr
Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist in Thüringen ebenfalls stark von 18.000 in 2007 auf etwa 11.500 in 2013 gefallen (minus 37 Prozent; Bund: minus 13 Prozent). Rechnerisch haben sich die Chancen der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz daher verbessert. In der Folge gehört Thüringen mit Mecklenburg-Vorpommern und Bayern zu den wenigen Bundesländern, in denen die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze rechnerisch die Anzahl der Bewerber übersteigt. Das sind die Ergebnisse des „Ländermonitors berufliche Bildung“ der Bertelsmann Stiftung, der erstmals die Ausbildungssituation in den 16 Bundesländern vergleichend untersucht.

Die Ausbildungssituation entwickelt sich in Thüringen ähnlich wie in den anderen östlichen Flächenländern. Während die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze in den westlichen Flächenländern zwischen 2007 und 2013 um durchschnittlich nur 7 Prozent zurückging, waren es in den östlichen Flächenländern 40 Prozent. Die Zahl der Bewerber ist in allen östlichen Flächenländern zusammengenommen mit minus 47 Prozent ebenfalls deutlich stärker zurückgegangen als im Westen (minus 13 Prozent). Immer mehr Betriebe reduzieren ihr Engagement in der dualen Ausbildung, besonders die Klein- und Kleinstbetriebe mit weniger als 50 Beschäftigten. So bilden in Thüringen insgesamt nur noch 14 Prozent der Betriebe aus, deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt (19 Prozent).

Bessere Chancen für Hauptschüler

Für Jugendliche mit maximal einem Hauptschulabschluss ist es in Thüringen leichter geworden, eine Ausbildung aufzunehmen. 2005 begannen 51 Prozent der Bewerber mit maximal Hauptschulabschluss eine betriebliche oder vollzeitschulische Ausbildung. 2013 waren es mit 57 Prozent bereits etwas mehr. Bundesweit beginnen 51 Prozent der Bewerber mit maximal Hauptschulabschluss direkt eine Ausbildung. Wem dies nicht gelingt, landet zunächst in Maßnahmen des sogenannten Übergangssystems. Dort können Jugendliche zwar teilweise Schulabschlüsse nachholen oder verbessern, jedoch keine Berufsabschlüsse erwerben.

Jugendliche ohne deutschen Pass haben in Thüringen deutlich schlechtere Chancen direkt eine Ausbildung aufzunehmen als ihre deutschen Altersgenossen. Während 84 Prozent der deutschen Bewerber direkt eine Ausbildung aufnehmen, sind es bei ausländischen Bewerbern lediglich 68 Prozent. Die Ausbildungschancen für ausländische Bewerber unterscheiden sich erheblich zwischen den Bundesländern. Die besten Chancen haben ausländische Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern (89 Prozent), die schlechtesten in Bremen (41 Prozent).

Die geringste Erfolgsquote bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss ohne deutschen Pass. Nur 30 Prozent von ihnen nehmen in Thüringen direkt eine Ausbildung auf, deutlich weniger als deutsche Hauptschüler (58 Prozent). Je höher allerdings der Schulabschluss, desto geringeren Einfluss hat die Nationalität. Die Erfolgsquote für die Aufnahme einer Ausbildung von ausländischen Bewerbern mit Abitur oder Fachhochschulreife liegt in Thüringen mit 95 Prozent nur knapp unterhalb der von deutschen Bewerbern (99 Prozent).

Schwieriger wird es in Thüringen, als Azubi den richtigen Betrieb und als Betrieb den richtigen Azubi zu finden. Darauf deutet der steigende Anteil an vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen hin. In 2007 wurden 23 Prozent der Ausbildungsverträge in Thüringen vorzeitig gelöst, 2013 waren es bereits 31 Prozent (bundesweit 25 Prozent). Zwischen den Ausbildungsbereichen gibt es erhebliche Unterschiede. Am häufigsten trennen sich Thüringische Auszubildende und Betriebe in der Hauswirtschaft (43 Prozent) und im Handwerk (40 Prozent), am seltensten im öffentlichen Dienst (7 Prozent). Vertragslösungen sind jedoch nicht mit Ausbildungsabbrüchen gleichzusetzen, denn häufig wird die Ausbildung in einem anderen Betrieb fortgesetzt.

Zusatzinformationen

Der Ländermonitor berufliche Bildung wurde von Professor Dr. Martin Baethge (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen; SOFI), Professor Dr. Susan Seeber (Georg-August-Universität Göttingen) und Professor Dr. Kai Maaz (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung; DIPF) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt.

Der Ländermonitor vergleicht die Ausbildungssysteme der 16 Bundesländer anhand von Indikatoren in den Bereichen Leistungsfähigkeit und Chancengerechtigkeit. Die zugrunde liegenden Daten stammen von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder, der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesinstitut für Berufsbildung.
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr