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Sa, 09:23 Uhr
19.09.2015
Auch pflanzliche Arzneimittel haben Wechselwirkungen

Die Heilkraft der Natur richtig nutzen

Sie gelten als natürlich, sanft, gesund und ungefährlich: 80% der Deutschen greifen lieber zu pflanzlichen als zu synthetisch hergestellten Arzneimitteln. Womit viele nicht rechnen: auch Heilmittel auf pflanzlicher Basis (Phytotherapeutika) können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben oder für einzelne Patientengruppen tabu sein...


Vor dem allzu sorglosen Griff in die Pflanzen-Apotheke sollte man sich also gründlich beraten lassen. Thüringens Apothekerinnen und Apotheker informieren, worauf im Umgang mit pflanzlichen Arzneimitteln zu achten ist.

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Arzneipflanzen und ihre Inhaltsstoffe spielen in allen Kulturkreisen seit jeher eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen. Und die Suche nach neuen Arzneistoffen speist sich bis heute auch aus dem Pool der Naturstoffe. Apothekerin Andrea Seifert, Pressesprecherin der Region Nordhausen, erklärt, warum das so ist: „Pflanzen müssen sich gegen Fressfeinde, Krankheiten und Parasiten schützen. Weil sie nicht davonlaufen können und kein Immunsystem haben, wehren sie sich quasi ‚chemisch‘.“ Ätherische Öle, antimikrobielle Substanzen, eingelagerte Mineralstoffe – das Arsenal an Abwehrstoffen ist breit, mehr als 200.000 Substanzen sind bislang bekannt.

Weil Pflanzen fast immer mehr als nur einen Wirkstoff enthalten, sind Arzneimittel auf pflanzlicher Basis von Natur aus ‚Kombipräparate‘: „Das oft komplexe Gemisch zahlreicher Wirkstoffe, die an verschiedenen Stellen angreifen, führt zu einem breiten Wirkungsspektrum“, erläutert die Apothekerin Seifert und fährt fort: „Bestehen Fertigarzneimittel oder Tees aus mehreren Pflanzen, multipliziert das den Effekt noch.“ Doch damit diese „chemischen Cocktails“ wirken, müssen sie hoch genug dosiert sein – das ist bei Produkten aus Drogerie- und Supermärkten oder dem Internet oft nicht der Fall.

Der Kauf in der Apotheke stellt sicher, dass die pharmazeutische Qualität stimmt: hier erhältliche Phytotherapeutika werden aus geprüften Rohstoffen ohne Schadstoffbelastung ebenso sorgfältig und mit standardisiertem Wirkstoffgehalt hergestellt wie rein synthetische Mittel. Dass letztere in der Patientengunst schlechter abschneiden, liegt auch an der guten Verträglichkeit von Präparaten auf pflanzlicher Basis: rund 70% der Deutschen gibt an, sie besser zu vertragen als synthetisch hergestellte Mittel.

Bewährte Anwendungsfelder der Pflanzenmedizin sind beispielsweise Schlafstörungen, Erkältungskrankheiten, leichte depressive Verstimmungen oder Magen-Darm-Probleme – also Beschwerden, die häufig im Wege der Selbstmedikation behandelt werden. „Das gute Image der Phytotherapie lässt dabei viele Patienten vergessen, dass auch hier Nebenwirkungen, Überempfindlichkeitsreaktionen und Wechselwirkungen mit Nahrungs- oder anderen Arzneimitteln möglich sind“, weiß Seifert.

Deshalb ist eine ausführliche Beratung in der Apotheke gerade bei der Selbstmedikation unverzichtbar – Beispiel Johanniskraut: es wird erfolgreich bei depressiven Verstimmungen eingesetzt, kann aber mit vielen Arzneistoffen Wechselwirkungen haben: so schwächt es u.a. die Wirkung von Herz-, Blutdruck- und Asthmamitteln. Beispiel Sonnenhut (Echinacea): es ist zwar Doping fürs Immunsystem, aber genau deshalb nicht geeignet bei Autoimmunkrankheiten wie Typ1-Diabetes, Rheuma oder AIDS.

Bei vielen anderen Substanzen ist das Problem eher grundsätzlicher Natur: Da für viele pflanzlichen Wirkstoffe keine standardisierten wissenschaftlichen Studien vorliegen, ist man häufig auf Erfahrungswissen angewiesen – weshalb einige pflanzliche Arzneimittel sicherheitshalber für Kinder unter 12 Jahren und Schwangere gar nicht zugelassen sind. Trotzdem bietet die Naturheilkunde zahlreiche pflanzliche Mittel, welche bei Beschwerden von Schwangeren und Kindern in jedem Lebensalter helfen können. Im Zweifelsfall sollte man also stets in der Apotheke nachfragen – dort berät man zu allen Fragen (nicht nur) rund um die Pflanzenmedizin fachkompetent, freundlich, diskret und zum Nulltarif.
Autor: red

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