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Sa, 09:00 Uhr
13.09.2014

Lichtblick: Wir haben die Wahl

Ich möchte ihnen jemanden vorstellen. Eine junge Frau – sie heißt Maria und ist nicht hier geboren. Sie lebt in einem Land, in dem die Frauen nicht viel zu sagen haben. Jeder Tag ist ein neuer Kampf des sich Unterordnens, weil Frauen in ihrem Land nur wenig Rechte haben...


Und da ist Reza, ein junger Mann, der nach klaren Regeln seinen Alltag leben muss. Der gesagt bekommt, was richtig und falsch ist. Er merkt schon in seinen jungen Jahren, dass ihm das diktatorisch hierarchische System nicht gefällt. Eines Tages, auf dem Weg zur Arbeit läuft er zufällig einer jungen Frau über den Weg.

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Es war Maria. Eine kurze Begegnung und er wusste: Sie ist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen möchte. Nur: so einfach geht das nicht. Ihre Eltern haben längst andere Partner für sie vorgesehen. Sie treffen sich heimlich und beschließen still und leise wegzugehen. Das Land zu wechseln. Ganz wo anders ihr Leben zu verbringen – dort, wo man Mensch sein darf.

Bei uns hier in Deutschland – in unserem Land dürfen wir Mensch sein. Wir haben Bildung. Auf Familien wird geachtet. Männer und Frauen haben gleichermaßen Mitspracherecht in allen Belangen. Wir haben eine starke Währung. Wir leben ohne Krieg. Wir haben auch Probleme. Doch klagen wir auf hohem Niveau. Ich höre Stimmen, die sagen: Maria kann mit ihrem Reza hingehen wohin sie will – nur nicht zu uns. Sie sehen anders aus. Sie denken anders als wir. Sie nehmen uns die Arbeit weg.

Dann lese ich das Wort, über das ich so oft nachdenke: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ (Röm15, 7). Und denke dabei: Maria und Reza könnten uns gute Nachbarn sein, die umsichtig nach uns fragen und aufmerksam auf ein gutes Miteinander bedacht sind.

Bei uns ist längst nicht alles Gold was glänzt. Nachbarschaft hat immer auch seine Probleme. Und wir hier haben viele Fragen und merken an manchen Stellen Unzufriedenheit – gerade bei uns in Nordthüringen.

Menschen wollen Veränderung, weil sie unzufrieden sind. Diese gesellschaftliche Veränderung wird aber nicht dadurch zufriedengestellt, in dem ich diskriminierend werde, nur auf mich und mein Wohl achte. Diese gesellschaftliche Veränderung gelingt nur dann, wenn ich nach dem Anderen frage. Was bräuchten Maria und Reza? Was bräuchten wir, um ein gutes Miteinander zu finden? Was bräuchten wir alle, um uns auf Augenhöhe begegnen zu können ohne mit dem Finger auf den anderen zu zeigen und neidisch zu meinen er habe mehr als ich. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ (Röm15, 7).

Ich bin froh darüber, dass wir am Sonntag demokratisch wählen können und dass wir frei entscheiden können, was unsere Linie sein könnte. Bunt statt braun. Einander achtend statt diskriminieren. Auch nach dem Wohl des anderen achtend, statt nur auf mich selbst fixiert zu sein. Es ist der Tag des offenen Denkmals an dem wir die Wahl haben. In einem Land das selbst ein offenes Denkmal ist. Wir haben gemeinsam viel darin getan und Menschen haben immer wieder gemerkt: Nur wenn wir einander annehmen, nach dem DU fragen und dem Gegenüber, nur dann können wir friedlich miteinander weiterkommen. DU hast die Wahl!
Pfarrerin Esther M. Fauß
Autor: red

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