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Mi, 11:39 Uhr
30.07.2014

Cranach, Dürer, Oeser

In der Flohburg ist derzeit eine Sonderausstellung rund um die Nordhäuser Künstler Phillip Oeser und Marlies Müller zu sehen. Die Schau zeigt ihren Weg von Lehrlingen zu Meistern der modernen Kunst. Am kommenden Wochenende wird Heidelore Kneffel die Ausstellung einmal mehr Kenntnisreich begleiten...

Am Sonntag, dem 3. August, gibt es ab 15.00 Uhr im stadtgeschichtlichen Museum Flohburg die nächste Möglichkeit, an einer Führung in der Sonderausstellung „Zwei Künstler aus Nordhausen“ teilzunehmen. Die bisherigen Besucher waren davon angetan, dass die Präsentation so aufgebaut ist, dass man die Entwicklung von Helmut Müller und Marlies Müller, geborene Pape, seit 1947 verfolgen kann. Die Frau starb bereits mit 29 Jahren in Westberlin, Philip Oeser, alias Helmut Müller, 2013 in Weimar-Taubach mit 83 Jahren.

Die Werkschau verdeutlicht die künstlerische Entwicklung der beiden Künstler (Foto: Heidelore Kneffel) Die Werkschau verdeutlicht die künstlerische Entwicklung der beiden Künstler (Foto: Heidelore Kneffel)

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Beide hatten die Möglichkeit, dank zweier privater Kunstschulen im Nachkriegs-Nordhausen ihr großes Talent fördern zu lassen. Die Künstlerin Renate Niethammer und der Künstler Martin Domke waren ausgezeichnete Lehrende, so dass die jungen Leute bereits 1949 zum Kunststudium delegiert wurden. Mehrere Arbeiten aus diesen Jahren zeigen schon die unverwechselbaren Handschriften der beiden Nordhäuser. Der Hagen, der Pferdemarkt, das Schurzfell, das Altendorf, der A-Stollen des KZ Dora, der Judenturm, die Hohensteiner Straße, die Windlücke erinnern an das Leben dieser beiden in ihrer Geburtsstadt.

Helmut Müller legte sich 1965 das Pseudonym Philip Oeser zu, denn Künstler mit dem Namen Müller gab es nicht gerade wenige. Oeser wählte er, weil die Mutter seiner zweiten Frau, der Kunsthistorikerin Dr. Renate Müller-Krumbach, die er 1964 geheiratet hatte, diesen als Mädchennamen trug. Außerdem war ihm ein anerkannter Künstler desselben Nachnamens wohlbekannt, Adam Friedrich Oeser (1717-1799), u. a. erster Direktor der in Leipzig neu gegründeten Zeichenakademie. Dieser unterrichte zwischen 1765 und 1768 den Studenten Johann Wolfgang Goethe in der Messestadt im Zeichen. Oeser weilte einige Male in Weimar und war mit der Herzigin Anna Amalia befreundet.

Müller/Oeser war seit 1962 als Restaurator an das Angermuseum nach Erfurt gegangen, 1964 wurde er Haupt- später Chefrestaurator an der Staatlichen Kunstsammlung Weimar und für seine qualitätsvolle Arbeit ausgezeichnet. Er vernachlässigte jedoch keinesfalls seine künstlerische Laufbahn, die ihn vor allem zu einem anerkannten Druckgrafiker, der auch neue Wege ging, werden ließ.
In Weimar waren es vor allem die Werke von Lucas Cranach d. Ä., die er restaurierte, so dass er dessen Weimarer Gemälde 1974 nach Basel zu einer großen Cranachausstellung begleiten durfte. Er nutzte die Gelegenheit, moderne Kunst in Basel, Zürich und Winterthur anzuschauen.

In Oesers Druckgrafik wird z. B. Cranachs verführerische Venus aus dem Städelmuseum in Frankfurt/ Main zitiert, ein Meisterblatt Oesers „Venus mit Flammenaura ( nach Cranach)“ 1985, Materialdruck, hängt auch in der Flohburg. Ein weiterer Renaissancekünstler faszinierte Oeser, Albrecht Dürer. Sein Kupferstich „Melancholie“ dient ihm in mehreren Druckgrafiken zur Verstärkung seiner künstlerischen Aussage, in der Flohburg ist das im Blatt „Wegekreuz II“ von 1991, einer Collage, der Fall. Ein sehr aussagestarker Materialdruck ist „Nemesis (nach Dürer)“, 1979 entstanden.

Heidelore Kneffel erläutert Intention und Technik der Künstler (Foto: Angelo Glashagel) Heidelore Kneffel erläutert Intention und Technik der Künstler (Foto: Angelo Glashagel)

An diesem Werk kann der Betrachter sehr gut nachvollziehen, wie Oeser seinen Druck hergestellt hat. Das Original, ein Kupferstich, hängt in der Albertina in Wien. Die große Frauenfigur, auf einer Kugel schwebend, stellt in einer Person die römische Glücksgöttin Fortuna dar, aber auch die griechische Göttin der Vergeltung, die Nemesis. Diese Doppenfunktion verleiht dem Original und der Verarbeitung durch Oeser große Spannung. Wer Interesse an der Entschlüsselung der gezeigten Kunstwerke hat, ist in der Oeser-Müller-Ausstellung am rechten Platz.

Autor: red

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