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Mi, 09:07 Uhr
04.06.2014

Forum: (K)ein gutes Wochenende für Biker

Das vergangene Wochenende bot durch das herrliche Wetter den Anreiz für allerlei Freizeitaktivitäten. Auch die Biker hat es herausgelockt. Für die weitaus meisten war es sicherlich ein gelungenes Wochenende. Für einige leider nicht. Dazu Anmerkungen von Lesern der Nordthüringer Online-Zeitungen...


Auf der B81 verunglückte ein dänischer Motorradfahrer und erlag seinen schweren Verletzungen (die nnz berichtete hier). Schlimm für seine Angehörigen, die Freunde, aber auch für die Ersthelfer und Rettungskräfte.

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Kaum ist die Meldung geschrieben, so ertönt das Geschrei der Empörten: „Am besten Motorradfahren verbieten!“, „Alle selber schuld“, „Mehr Blitzen“, „Strecke sperren“ usw. Weniger nette Zeitgenossen wünschen sich gar mehr Splitt auf der Straße...

Doch was sind die Ursachen schwerer Motorradunfälle? Sind das alles Raser? Und sind die von einigen eingeforderten Maßnahmen hilfreich?
Dazu einige Fakten aus dem Bericht „Zweiradunfälle im Straßenverkehr 2012“ des Statistischen Bundesamtes: Motorradfahrer verunglücken knapp doppelt so oft wie PKW-Fahrer. Das Risiko bei einem Unfall getötet zu werden ist bei einem Motorradfahrer sogar fast viermal höher als bei einem PKW-Insassen. Der Motorradfahrer hat eben keine Knautschzone.
„28,3 % der verunglückten als auch der getöteten Motorradbenutzer kamen bei Alleinunfällen zu Schaden, das heißt es waren keine anderen Fahrzeuge oder Fußgänger beteiligt“ heißt es im Bericht.

So auch am Wochenende auf der B81. Es war kein PKW-Fahrer betroffen. Was bedeutet diese Zahl im Umkehrschluss? In 71,7% der Unfälle ist also ein anderes Fahrzeug, meist ein PKW, verwickelt. Wer hat an diesen Unfällen Schuld? „(…) 71,2 % dieser Unfälle wurden von Pkw-Fahrern verursacht“. Meist sind es Vorfahrtsverletzungen, der Motorradfahrer wird schlicht übersehen.

Huch, wer hätte das gedacht? Der „Böse“ ist meist der PKW-Fahrer. Manchmal sind es auch Fahrfehler eines PKW-Fahrers, wie bei einem anderen tragischen Unfall am vergangenen Wochenende: Zwischen Weißensee und Sömmerda schleudert ein 31-jähriger Notarzt nach Abschluss eines Einsatzes mit seinem Notarztwagen auf die Gegenfahrbahn gegen ein Motorrad. Der Motorradfahrer stirbt sofort, seine Mitfahrerin kurze Zeit später. Doppelt, nein, dreifach tragisch: Ein Lebensretter löscht zwei Leben aus. Schlimm.

Komischerweise wird hier nicht auf den Arzt als Unfallverursacher verbal eingeprügelt. Warum auch – es war ein tragischer Fahrfehler. So wie beim dänischen Motorradfahrer. Nur wurde der scharf kritisiert und die Spezies Motorradfahrer wie so oft in Sippenhaft genommen.

Warum kam es zum Unfall? „Eine „nicht angepasste Geschwindigkeit“ wurde 20,4 % der an Unfällen mit Personenschaden beteiligten Motorradfahrer von der Polizei angelastet“, heißt es im Bericht des Statistischen Bundesamtes. Diese „Erstdiagnose“ wurde auch beim Unfall auf der B81 getroffen. Die obige Zahl zeigt aber auch: in fast 80% der Unfälle ist NICHT Rasen die vorgebliche Ursache. Oh, doch nicht alles hirnlose Raser, diese Motorradfahrer?

Vom Unfall des dänischen Motorradfahrers wird berichtet, dass er am Anfang einer Linkskurve auf die rechte Seite stürzte. Er wurde also über das Motorrad katapultiert, ein sogenannter „Highsider“, den auch Vollprofis kaum abfangen können. Dazu kommt es, wenn das Hinterrad zu Rutschen beginnt (entweder weil es blockiert oder durchdreht) und danach wieder „Grip“ bekommt – das Motorrad richtet sich auf und wirft den Fahrer ab.

Wie hätte sich das verhindern lassen? Dass der Fahrer für die Kurve zu schnell war, ist eine Vermutung. Vielleicht hat er sich auch „verbremst“, das Hinterrad blockierte, er löste die Bremse und wurde abgeworfen. Das Blockieren des Rades wäre durch ein ABS verhindert worden. Es ist insofern sehr begrüßenswert, dass die EU das ABS ab 2016 für neue Motorräder über 125ccm verpflichtend vorschreibt.

Das Durchdrehen des Rades wäre durch eine Traktionskontrolle verhindert worden. Moderne, leistungsstarke Motorräder haben das auch jetzt schon. Der dänische Motorradfahrer hatte offenbar weder das eine, noch das andere. Aber trotzdem könnte er wahrscheinlich noch leben. Wenn die Leitplanke keine LeiDplanke wäre. Was verhindern soll, dass sich ein PKW, der die Straße unfreiwillig verlässt, um einen Baum wickelt, hat für stürzende Motorradfahrer einen unheilvollen Nebeneffekt: Die Befestigungspfosten, wegen ihrer Form oft „Sigma-Pfosten“ genannt, sorgen für gebrochene Wirbelsäulen und abgetrennte Gliedmaßen, wenn der gestürzte Motorradfahrer unter die Leitplanke rutscht. Kein schöner Anblick.

Abhilfe gibt es auch hier: Bleche, die als Unterfahrschutz wirken, weil sie den Spalt zwischen Leitplanke und Erdboden schließen und die Pfosten abdecken. Im oberen Teil der B81 gibt es diese. Im unteren Teil, wo der Unfall passierte nicht. Schlecht. Aber das lässt sich ändern!

„Jetzt soll die Allgemeinheit auch noch extra zahlen, damit sich die Raser nicht totfahren? Na Super!“
Ganz so einfach kann man es sich nicht machen. Wer so argumentiert, müsste auch den Freizeitsportler, der sich beim Fußball die Bänder zerreißt, die Arztkosten selbst tragen lassen; das Verletzungsrisiko ist ja bekannt. Opa war unachtsam, ist von der Leiter gefallen und hat sich das Bein gebrochen? „Schön selber zahlen. Warum klettert er da auch rauf, der Husar!“

Ach ja und die Leitplanken selber: Wurden die nicht für die PKW-Fahrer gemacht, die viel zu schnell und zu waghalsig unterwegs sind? „Leitplankenaufschlag für PKWs ab 100 PS!“ Unfälle sind immer das Ergebnis von Fehlern. Keiner will sie.

Gibt es Motorradfahrer, die andere belästigen, weil sie ihren Auspuff zwecks Lärmmaximierung ausräumen, die rasen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden? Ja. Ist das in Ordnung? Nein. Ist Rasen die Ursache von Motorradunfällen? In mindestens 80% der Fälle: Nein. Ist Blitzen zielführend? Nur zum Teil, weil das Blitzen von Motorradfahrern auf kurvigen Strecken technisch nicht immer möglich und die Nachverfolgung aufgrund der Fahrerhaftung schwierig ist.

Sind Streckenverbote ein geeignetes Mittel? Nein, weil sie alle Motorradfahrer in Sippenhaft nehmen. Sind Kontrollen wirkungsvoll? Zum Teil. Es mindert die Attraktivität einer Strecke für den Moment, aber nicht dauerhaft („Dann fahr ich halt zum Kyffhäuser!“).
Sind Unterfahrschutze sinnvoll? Auf jeden Fall! Mehr davon!

Ist ABS bei Motorrädern vernünftig? Aber immer!
Sind umsichtige, beherrschte Verkehrsteilnehmer, die mit Fehlern anderer rechnen, wichtig, egal ob sie PKW, Motorrad oder was auch immer fahren?
Nein. Sie sind entscheidend.
Familie K., der vollständige Name ist der Redaktion bekannt
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Flitzpiepe
04.06.2014, 09.42 Uhr
Es ist eine Grenze erreicht
Ich war am Samstag mit dem PKW von Nordhausen nach Thale und zurück unterwegs. Es war katastrophal. Vor jeder Rechtskurve musste ich hoffen, dass nicht ein Biker in mich rein fuhr, da sich immer so in die Kurve rein gelegt wurde, dass das Bike in meine Fahrspur rein ragte. Ich war voll besetzt mit 5 Kindern. Ich hatte Angst heil anzukommen!

So kann es nicht weiter gehen. Die Bikergruppen denken, dass ihnen bei schönem Wetter die Straße alleine gehört. Welche Verkehrsregel es auch ist, sie wird einfach ignoriert. Hier im Artikel wird Motorradfahren mit Freizeitsport gleichgesetzt. Genau das ist das Problem...
pumpnC
04.06.2014, 09.50 Uhr
Nun ja
Komischer Artikel, der jetzt über jeden Motorradfahrer einen Heiligenschein legen soll. Aber vielleicht sollte sich der Verfasser dieser Zeilen mal ein Tag an besagte strecke stellen, oder mit dem Auto öfters mal Richtung Hasselfelde fahren. Da wird einem richtig schlecht. Nicht selten kommen mir gerade auf der 81 Motorradfahrer auf meiner Fahrbahn entgegen und scheren erst kurz vor mir wieder auf ihre Spur ein. Fahrwege werden geschnitten und zu 80% aller Motorradfahrer fahren dort so schnell, als fände auf der B81 ein MotoGP Wertungslauf statt. Also bei allem Respekt aber diese Strecke hat es wirklich in sich. Die Anzahl an schweren Unfällen mit nicht selten tötlich Ausgang auf dem Stück zwischen Netzkater und Hasselfelde ist erschreckend. Nicht selten sind bei den Unfällen auch PKW-Fahrer beteidigt und die meisten von den haben keine Schuld.

Die Polizei sollte da mal wirklich mehr Präsenz zeigen, denn gerade am Wochenende fahren auch viele Familien mit ihren Kindern in den Harz und wenn die nicht durch einen Motorradunfall selber involviert sind, dann ist es bestimmt nicht so förderlich, wenn der kleine Paul zusehen muss, wie man von einem geisteskranken ehmaligen Motorradraser das Hirn vom Asphalt kratzt.

Also ein bisschen mehr Objektivität in so einem Artikel hätte ich mir schon gewünscht..
Wolfi65
04.06.2014, 12.37 Uhr
Ich bin mir sicher...
Dass in vielen Fällen der kleine Paul nicht zuschauen muss, wie ein nicht vorhandenes Hirn vom Asphalt gekratzt werden muss. Wenn ich so schnell in eine Kurve fahre, dass ich aus dieser nur mit extremer Schräglage wieder herauskomme und dann noch in das Lichtraumprofil des Gegenverkehrs hineinrage, brauche ich mich doch nicht mehr über einen Unfall wundern.

Mensch gegen Maschine hat meistens nur ein Ergebnis zur Folge und die ist Krankenhaus oder Friedhof. Aber das muss wahrscheinlich jeder für sich selbst abmachen. Wer schon einmal mit hoher Geschwindigkeit vom Bock gestiegen ist, wie es mir schon ergangen, der fährt in Zukunft mit ein wenig piano.
Retupmoc
04.06.2014, 13.41 Uhr
Sehr geehrte Familie K.
Sie haben es einfach nicht verstanden. Es geht überhaupt nicht darum, Motorradfahrer in Sippenhaft zu nehmen. Mir schon gar nicht , da ich auch so ein Teil besessen habe. Heute ist für mich der PKW bequemer.

Ein Problem ist, das es wirklich einige schwarze Schafe unter den Zweiradfahrern gibt. Natürlich auch bei denen die PKW fahren und auch bei denen die noch größere Gefährte steuern. Für den Motoradfahrer speziell ergibt sich allerdings als Nachteil der fehlende Airbag oder die fehlende Knautschzone. Anscheinend wissen das allerdings einige der Herren nicht.Flietzpiepe hat da völlig eine richtige Ansicht. Ich selbst habe einen Tag nach dem tödlichen Unfall die Strecke dort mit Normaltempo passiert und musste mich von einer Horde ( ja - anders nicht zu bezeichnen ) von Zweiradfahrern in Schwarz mit fast doppeltem Tempo überholen lassen. Kurz vor Kurven auch. Aber das intressiert ja nicht.

Und nun noch zu eingen Ihrer Fragen, die selbst beantwortet haben !

Sind Streckenverbote sinnvoll?
Aber sicher doch, denn damit wird das Risiko zu verunfallen vermindert. Und Sippenhaft ist das auch nicht. Es gibt Streckenverbote für LKW weil zum Beispiel eine Steigung zu Steil ist oder die Brücke morsch. Das ist auch keine Sippenhaft. Und Blitzen bringt was ein ... wie gesagt von der mich überholenden Horde letztens hätte jeder einzelne seinen Führerschein abgegeben, weil man in der Tempo-50 Zone eindeutig mehr als 80 gefahren ist. Von den Punkten für risikovolles Überholen in der Kurve und Gefährdung des Straßenverkehrs einmal ganz abgesehen. Jedes Wochenende zwei, drei Blitzer und ich sage Ihnen, da müssen die zuständigen Behörden die die Fleppen entgegen nehmen noch Leute einstellen.

Und zu dem Argement das bei Unfällen mit PKW und Mottorrad auch der Fahrer des PKW Schuld hat ... wie gesagt schwarze Schafe und Raser im PKW gibt es auch. Allerdings - in der oben geschilderten Situation reagiere ich als Fahrer der viele Kilometer fährt relativ gelassen. Versetzen Sie sich nun in die Lage eines Fahranfängers, der vor der Kurve von einigen Rädern überholt wird, die weil Gegenverkehr kommt das Steuer verreisst und dann einen Zweirädler über den Haufen fährt. Wer hat dann die Schuld?

Wie gesagt - bei der Anzahl der Todesfälle muss man diese kurvigen Strecken einfach sperren. Wer nicht hört - muss halt fühlen.
altmeister
04.06.2014, 13.59 Uhr
Sündenbock
Ist ja schön, dass sich mal wieder auf etwas eingeschossen werden kann. Der BÖSE Motorradfahrer, der sowieso kein Hirn hat! Mann, wie muss das gut tun, einen gemeinsamen Prügelknaben gefunden zu haben.
Dass in diesem Artikel auch andere Fakten dargelegt werden, wird locker überlesen, passt nicht in das Feindbild.
Wenn ich etwas finden will, dann finde ich das auch. Wird also mit der Einstellung gegen Motorradfahrer die PKW-Fahrt angetreten, dann fallen mir auch wirklich besonders die Negativbeispiele dieser Verkehrsteilnehmergruppe auf, weil alles andere mehr oder weniger ausgeblendet wird. Es werden die positiv nicht auffallenden nicht wahrgenommen, die Raser im PKW oder Vorfahrtnichtbeachter, wie im Artikel genannt, in der persönlichen Statistik ignoriert. Eine Art Wahrnehmungsscheuklappe wird freiwillig aufgesetzt und das Ergebnis als einzig richtiges, da selbst erlebtes, dargestellt.
Somit wird nur noch mehr Konfrontation in das Denken der Einzelnen eingeprägt, statt sich um ein Miteinander zu bemühen.
Flitzpiepe
04.06.2014, 14.24 Uhr
Miteinander?
Wie soll denn das Miteinander aussehen?
1 PS pro 1 Kg auch für PKWs, damit sie nicht mehr als Hindernis für die Motorräder gelten?
Spaß beiseite.
Auf welcher Ebene will man sich treffen? Wie soll das Miteinander von Normalverkehr und Freizeitsport im öffentlichen Verkehr aussehen?
Ich bitte um Vorschäge, altmeister.
Ein Miteinander kann nur durch Anpassung der Motorradfahrer an den restlichen Verkehr ausgehen. Ich sehe da nur die Möglichkeit der rigorosen Beschneidung der Leistungsfähigkeit der Motorräder. Das wird es aber nicht geben.
Solange aber ein Motorradfahrer die Möglichkeit hat, wird er die Leistung seines Gefährts/Waffe auch mal ausprobieren wollen. Des Adrenalins wegen. Und in diesen Fällen kommt dann halt öfters mal der Schutzengel nicht so schnell hinterher. Das gilt nicht für alle! Aber der Anteil, für die es keine Leidenschaft mehr ist sondern Sport, wird leider immer größer.
Retupmoc
04.06.2014, 14.50 Uhr
Lesen Sie die Kommentare auch @ Altmeister?
Also zumindest in meinem Kommentar steht etwas davon, das es auch Raser bei den Vierrädern gibt und nicht alle Zweiräder durch die Prärie jagen. Die Ignoranz , die Sie anderen vorwerfen - die gebe ich Ihnen deshalb mal zurück.

Und wenn Sie mir jetzt noch erklären, wie ich mich um ein Mitenander bemühen soll, wenn ich in der 50-Zone mit 90 überholt werde, und zu waghalsigen Bremsen gezwungen werde ... wäre ich Ihnen jetzt echt dankbar. Mir fällt nämlich dazu nichts ein.
Rubberduck
04.06.2014, 20.49 Uhr
Biker oder nicht...
Zählt doch mal die Moppeds in den Videos "Soundröhre" auf Youtube die dort vernünftig fahren und die es nicht machen.
Jeder Verkehrsteilnehmer der mich oder meine Familie gefährdet, ist garantiert nicht mein Freund!
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