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Di, 08:00 Uhr
06.05.2014

Die Seele der Stadt

Wie soll Nordhausen im Jahr 2030 aussehen? Was ist gut und muss bewahrt, was verändert werden? Diese Fragen soll das Stadtentwicklungskonzept umfassend klären. In einem ersten Workshop wurde am gestrigen Abend am passenden Leitbild gebastelt...


Es soll ein großer Wurf werden, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Wirtschaft, Bildung, Soziales, Kultur, Wohnen, Barrierefreiheit, etc.,etc.: bis zur Entwicklung der Radwege soll möglichst viel bedacht werden. Als Ausgangsbasis für weitere Überlegungen wurden gestern Abend in der kleinen Aula des Herder-Gymnasiums Ideen und Ansichten über Stärken und Schwächen der Rolandstadt zusammengetragen. Knapp 70 Personen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, den sozialen Einrichtungen, dem Wohnungsbau, Banken, Bildungseinrichtungen und Vereinen brachten ihre Ansichten zu Papier.

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Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (CDU), der den Workshop eröffnete, gab das Ziel vor. Es gehe darum "die Stärken" den "unverkennbaren Markenkern", ja die "Seele der Stadt" zu erkennen. Nun würde eine reine Diskussion unter 70 Nordhäusern wahrscheinlich bedeuten, dass man am Ende mindestens 75 Meinungen aber kein Ergebnis hätte. Deswegen wurde der Abend von den Mitarbeitern des Architektur- und Stadtplanungsbüros GRAS aus Dresden geplant und moderiert. Das Büro hatte bereits 2008 das ISEK mit Blick auf das Jahr 2020 begleitet.

Für tatsächliche Diskussionen bot die Veranstaltung wenig Raum. "Es geht heute vornehmlich darum, Potentiale und Probleme zu sammeln und nicht zu bewerten" sagte Tilli Sträb vom Büro GRAS. Für die Anwesenden hieß das: Stifte gezückt und grüne Kärtchen beschrieben. Welche Qualitäten hat Nordhausen heute und was soll in Zukunft gut werden? Nach rund fünf Minuten brach die erste echte Nordhäuser Grundsatzdiskussion aus. Die Fragen seien nicht klar abgrenzbar.

Erster Workshop zum ISEK Leitbild 2030 (Foto: Angelo Glashagel) Erster Workshop zum ISEK Leitbild 2030 (Foto: Angelo Glashagel)

Da nur kurz, möglichst in Schlagworten geantwortet werden sollte und die wenigsten Teilnehmer ihre Antworten bezüglich der Fragen eindeutig kennzeichneten, war die Verwirrung verständlich, am Ende jedoch irrelevant. Es ging vor allem darum Themenbereiche zu identifizieren. Neben den positiven Aspekten wurde in einem zweitem Schritt auch nach für die Stadtentwicklung hemmenden Faktoren gefragt und zum Schluss des Workshops sollten die Teilnehmer selber Schwerpunkte markieren. "Wenn die wichtigsten Bereiche durch die Teilnehmer identifiziert wurden, werden bei der nächsten Veranstaltung entsprechende Arbeitsgruppen gebildet, die dann das tatsächliche Leitbild, also eine Vision von dem, wie sie Nordhausen im Jahr 2030 sehen wollen, entwickeln" erläuterte Tilli Sträb die Herangehensweise.

Bei den positiven Aspekten zeichnete sich ab, dass Wirtschaft, Bildung, das "grüne" Nordhausen und das soziale Zusammenleben in all seinen Facetten von besonderer Bedeutung waren. Weniger Aufmerksamkeit aber dennoch positiv bedacht waren Bereiche wie Sport, Kultur, Tourismus und einige weitere.

Bei den Hemmnissen für eine erfolgreiche Entwicklung wurden schnell Schwerpunkte sichtbar. Die angespannte Haushaltslage, der Zustand von Straßen und Brücken, eine gefühlte Konzeptlosigkeit in so ziemlich allen Bereichen oder Anzahl und Bezahlung von Arbeitsplätzen. Als nicht weniger gewichtig stellten sich allerdings auch Probleme heraus, die kein Konzept beheben kann. Eine "negative Grundeinstellung" und beständiges "meckern" scheinen im kollektiven Erbgut der Nordhäuser fest verankert. Oder wie sich der Darsteller des Nordhäuser Roland, Michael Garke, im besten Platt ausdrückte: "Des is normal für de Nordhisser". Aber auch politische "Kleinkriege" und "Grabenkämpfe" können kein Konzept kurieren. Einige Teilnehmer gaben als Hemmnisse auch "Verwaltung" und "Bürgermeister" an. Dies waren allerdings Einzelmeinungen.

Zettelwirtschaft (Foto: Angelo Glashagel) Zettelwirtschaft (Foto: Angelo Glashagel)

Die Ansichten, die am gestrigen Abend zusammengetragen wurden, werden in das zukünftige Leitbild einfließen. Doch das Leitbild allein macht nicht das Gesamtkonzept aus. Neben dem Input, den die Veranstaltungen rund um die Idealvorstellung von einem zukünftigen Nordhausen bieten, erhalten die Dresdner Planer parallel Zuarbeiten aus den Fachbereichen der Verwaltung. Am Ende steht das Ziel, sowohl ein Ideal zu haben, auf das man hinarbeiten kann, als auch einen realistischen Rahmen an Hand dessen man man Maßnahmen vorschlagen kann, die Nordhausen dem Idealziel näher bringen sollen.

von links: Steffen Groß, Bettina Wolter und Tilli Sträb vom Büro GRAS (Foto: Angelo Glashagel) von links: Steffen Groß, Bettina Wolter und Tilli Sträb vom Büro GRAS (Foto: Angelo Glashagel)

Um möglichst transparent zu arbeiten, sollen alle Protokolle wie auch das grundsätzliche Arbeitsschema des ISEK auf der Website der Stadt veröffentlicht werden.

Was bleibt also vom gestrigen Abend? Zuerst einmal wenig neues. Dass die städtischen Grünanlagen die Stadt lebenswert machen, unansehnliche Baulücken geschlossen und Barrierefreiheit gefördert werden sollen, das hört man seit langem. Und das sich Nordhäuser gerne beschweren ist eine historisch belastbare Tatsache. Auch bei den vier Workshops der kommenden Monate wird es wenig Überraschungen geben. Es bleibt aber zu hoffen, das durch die Synthese von Vision und Fakten am Ende des Prozesses etwas Neues steht.
Angelo Glashagel
Autor: red

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