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Mo, 11:14 Uhr
21.04.2014

Wollnashorn in Nordhausen?

Latent gibt es Gerüchte zu den Urtierfunden von Nordhausen. Bei Nordhausen wurden mehrfach Knochengerüste von beispielsweise urzeitlichen Wollnashörnern gefunden. Tim Schäfer ist dem nachgegangen...


Diese Funde wurden schon im 19. Jahrhundert notiert. Ein spektakulärer Fund datiert dann später mit dem Jahre 1923, verortet im Höllental, Kohnstein. Teile davon sind in wissenschaftlichen Einrichtungen in Halle/Saale.

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Genauer betrachtet werfen diese Funde immer noch diverse Fragen auf. So gerade zu dem Fund von 1923 auf dem Kohnstein b. Nordhausen des Wollnashorns, das bis vor etwa zehntausend Jahre lebte. Ein Wollnashorn ist eines der typischsten und der wichtigen Charaktertiere der eiszeitlichen Landschaften der Vorzeit. Obwohl bei Nordhausen auch am Kohnstein mehrfach Knochenfunde großer eiszeitlicher Säugetiere dokumentiert worden sind, haben diese für Mitteldeutschland vergleichsweise weniger wissenschaftliche Beachtung gefunden.

Dabei stellen sich nach wie vor besondere Fragen hinsichtlich eines anthropogenen Einflusses am Kohnstein. Oder, die Einordnung des Fundes aufgrund des quasi vollständigen Skeletts. Solche Funde sollen selten sein. Also beispielsweise stellt sich auch die Frage, ob die Wollnashörner Skelette oder Teile Opfer der Jagdtechniken unserer Vorfahren geworden sind? Sollte dies nunmehr aufgrund ganz neuer Untersuchungsmethoden sich herausstellen, wäre dies eine kleine Sensation. Man stelle sich vor, diluvialzeitliche Menschen bei Nordhausen jagten, indem die Urtiere über die todbringenden Steilhänge des Kohnstein getrieben worden sind.

Dies vermutete 1954 schon die damalige Zeitung „Das Volk“. Dann sollte man ggf. der Heimatgeschichte ein neues Kapitel hinzufügen. Offenbar war hier aber der Fund von 1923, nicht die Funde von ca. 1880, gemeint. Leider gehen die Beschreibungen in der heimatlichen Literatur hier auseinander. Oder wurde der Fund von 1923 eines offenbar fast vollständigen Skeletts eines Wollnashorns gar nicht wissenschaftlich untersucht und kam nur zur Verwahrung? Auffällig ist, dass eine Abbildung von 1923, die sich heute im Gemeindearchiv Niedersachswerfen (Harztor) befinden soll, nur eine eher faktische und allgemeine Erwähnung findet.

Grafik  (Foto: Sammlung Schäfer) Grafik (Foto: Sammlung Schäfer)

Das ausgestorbene Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis), auch Wollhaarnashorn oder Fellnashorn genannt, war eine in den eiszeitlichen Kältesteppenzwischen Westeuropa und Ostasien während des Mittel- und Jungpleistozäns verbreitete Art der Nashörner. Es gehört zur Gruppe der Dicerorhinina, eurasischer Nashörner mit zwei Hörnern, von denen heute nur noch das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) existiert.

Ausgewachsene Wollnashörner hatten sicher keine natürlichen Feinde oder wurden nur selten von großen Beutegreifern wie dem Höhlenlöwen angegriffen. Kälber und Jungtiere waren aber einer solchen Gefahr ausgesetzt, wie es auch heute noch bei den rezenten Nashörnern der Fall ist. Einige Skelette von Jungtieren weisen im Hals- und Nackenbereich Spuren auf, die auf Bisse von großen Katzen zurückzuführen sind. Darüber hinaus gab es aber auch noch andere Gefahren, denen das Wollnashorn gegenüberstand.

Schlecht begehbares Gelände, steile oder rutschige Hänge und Ähnliches konnten zu schweren Stürzen bis hin zum Tod einzelner Individuen führen. Auch der Mensch kann zum Aussterben maßgeblich beigetragen haben.

Die zotteligen Wollnashörner würden es heute mit fast jedem Auto mit Insassen aufnehmen. Sie trugen zwei beeindruckend lange Hörner auf ihrem Vorderschädel, wogen bis zu 6 Tonnen. Bereits vor 460.000 Jahren weideten diese Wollnashörner in unserer Gegend. Diese sind auch am Fuß des Kyffhäusergebirges nachgewiesen worden. Damals war es auch um Nordhausen noch eiskalt, die Temperaturen sowie die Luftfeuchtigkeit lagen deutlich niedriger. Aber hier kann es nach Dr. Stolberg eine Art Oase mit Eichenlaubwäldern gegeben haben, die Rückzugsgebiet für Mensch und Tier war. Zu Fundzeiten hat man die großen Skelettknochen früher populär schnell Drachen oder Monstern zugeordnet.

Im Falle des Fundes eines Wollnashorns am Kohnstein sprach man auch vom „Urtier von Nordhausen“. Für das Wollnashorn werden Gewichte zwischen 3000 bis 6000 kg und eine Schulterhöhe bis 2 m angegeben. Sieht man einmal von seinem Fell ab, so soll das Wollnashorn von seiner äußeren Erscheinung und seinen Maßen her eine Ähnlichkeit mit dem heutigen afrikanischen Breitmaulnashorn haben. Zwischen seinen Schultern trug es einen ausgeprägten Buckel, den massigen Kopf hielt das Tier tief gesenkt.

Die Wollnashörner besaßen auf ihrem Maul zwei Hörner, wovon bei den männlichen Tieren das vordere Horn sehr schmal war und bis zu einem Meter lang werden konnte. Das Horn des Nashorns, so vermutet man, wurde auch zur Unterstützung der Nahrungsaufnahme eingesetzt. Die Hörner sind ebenfalls im gefrorenen Zustand überliefert, wobei häufiger das vordere größere Horn (Nasalhorn) erhalten ist. Dieses war in seiner Form deutlich geschwungen und erreichte Längen bis zu 90 cm, wobei die vordere konvex (nach außen gewölbt) verlaufende Kante über den Bogen gemessen bis zu 123 cm lang war. Das Gewicht beträgt rund 11 kg.

Auch das hintere Horn (Frontalhorn) ist gelegentlich konserviert überliefert. Dieses hatte einen häufig dreieckigen bis spitzovalen Umriss, war teilweise auch leicht gebogen und erreichte Längen bis zu 40 cm. Das Gewicht dieses Horns liegt bei etwa 4,5 kg. Das Wollnashorn war neben dem Wollhaarmammut eines der Charaktertiere der eiszeitlichen Landschaften. Mit seinem deutlich tiefhängenden Kopf und den hochkronigen Backenzähnen war die Nashornart sehr gut an die harte Grasnahrung der Steppen angepasst. Aufgrund zahlreicher Fossilfunde, aber auch mumifizierter Kadaver aus dem Permafrostboden Sibiriens ist die weitere Lebensweise sehr gut bekannt.

Darüber hinaus wurden Wollnashörner von frühen Jäger- und Sammlergruppen in Höhlenmalereien sowie als Gravuren auf Stein und Knochen und als kleine Statuetten dargestellt. Die Nashornart starb wohl um das Ende des Pleistozäns vor rund 12.000 Jahren im Zuge der Quartären Aussterbewelle zusammen mit zahlreichen anderen größeren Tierarten aus.
Tim Schäfer
Autor: red

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