eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 06:41 Uhr
14.06.2013

Menschenbilder (68)

Im Jahre 1999 interviewte Bodo Schwarzberg für die damalige Buchreihe „Profile aus Halle (Saale)“ den vor wenigen Tagen im Alter von 93 Jahren verstorbenen DDR-Künstler Willi Sitte. Das Buch (Bd. I) erschien im Jahre 1999 und ist vergriffen. Zur Erinnerung an den umstrittenen Vertreter des Sozialistischen Realismus hier der 1999 veröffentlichte Beitrag..

Prof. Willi Sitte

„Ich stelle Themen dar, die mir das Leben aufgibt“. Mit diesem Satz beschreibt der Maler und Zeichner Willi Sitte das künstlerische Werk, das in den vergangenen mehr als 50 Jahren sein eigenes Leben bestimmte. Der am 28. Februar 1921 in einer kleinen nordböhmischen Stadt als fünftes von sieben Kindern geborene Willi Sitte wurde im Jahre 1940 an die Göring-Meisterschule für Monumentale Malerei aufgenommen, wo er an Kartons für Teppiche der neuen Reichskanzlei arbeiten musste.

Dadurch sah er seine Fähigkeiten jedoch nicht ausreichend gefördert und wurde nach Protesten dagegen an die Ostfront geschickt. Später, 1944/45 in Italien, schloss er sich den Partisanen an.

Bereits ein Jahr danach zeigte der Künstler im Rahmen seiner ersten Einzelausstellung in Mailand Zeichnungen und Bilder, in denen er unter anderem Kriegszerstörungen dokumentierte. 1947 ließ er sich in Halle nieder, wo er seitdem ununterbrochen lebt und arbeitet. Bis 1986 wirkte er als Dozent, Professor und Direktor der Sektion Bildende und Angewandte Kunst an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung „Burg Giebichenstein“.

Dabei fiel er bei den DDR-Kulturfunktionären nicht selten in Ungnade. „Man sah in meiner ganzen Entwicklung eine Abkehr vom sozialistischen Realismus stalinistischer Prägung.“ Trotzdem engagierte sich der überzeugte Sozialist Willi Sitte im Sinne der Kunst aktiv im Verband Bildender Künstler der DDR, deren Präsident er seit 1974 war. Die meisten seiner Zeichnungen und Gemälde werden vom Interesse am Figürlichen und immer wieder von der Realität „unabhängig vom Erwarteten“ beherrscht. Die häufige Darstellung von Liebenden zeugt von Individualität und Menschlichkeit.

Wie ein roter Faden zieht sich die Kritik am menschlichen Mittelmaß durch das Werk Willi Sittes, sei es nun in seinem die zunehmende Macht einer Reihe von Funktionären kritisierenden Gemälde „Die Eierköpfe“ aus dem Jahre 1952 oder in der in jüngster Zeit entstandenen Reihe „Herr Mittelmaß“, die weiter vervollkommnet wird.

Willi Sitte wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, so dem Nationalpreis, der Käthe-Kollwitz-Medaille, der Goldmedaille für Grafiken in Florenz und dem Burda-Preis. Der Künstler, der während seines ganzen Lebens nach bestem Wissen und Gewissen für eine sozialistische Gesellschaft eintrat, ist künstlerisch nach wie vor sehr aktiv und stellt seine Werke vor allem in den alten Bundesländern aus.

Kommentare bitte nur mit Klarnamen
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr