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Di, 07:38 Uhr
06.09.2011

Betrachtung: Systemische Ratlosigkeit

Ist dieses System, in dem wir Menschen uns derzeit bewegen, das System, das uns weiterbringt? Gibt es ein "nach dem Kapitalismus"? Wohin steuert das System? Immer wieder einmal stellte die nnz dieses Fragen. Oftmals wurde der Frager dafür belächelt. Einigen ist vermutlich das Lachen erfroren...


Es gibt kein fixes Wort für das, was uns alle zusammenhält, was als Ergebnis vielleicht Gesellschaft genannt wird. Also, das Zusammenleben von Menschen. Es gibt noch einige, die es Soziale Marktwirtschaft nennen. Ich nannte es schon immer Kapitalismus. Das war und ist nicht negativ besetzt, um Gotteswillen. Momentan gibt es keinen optimaleren Rahmen für das Zusammenspiel menschlicher Existenzen, auch weil andere Versuche wie Sozialismus oder Kommunismus am Menschen selbst gescheitert sind. Mit mir waren Millionen Menschen selbst Zeitzeugen dessen.

Schrieb ich einst an dieser Stelle von der Möglichkeit einer anderen Form des Zusammenlebens, dann kamen die Schreier, die da meinten, es gäbe keine Alternative. Ich sage es wieder: Es gibt sie. Noch deutlicher: Es muss sie geben, sonst kollabiert dieses System des Marktes als den scheinbar einzigen Regulator auf dieser runden Erde. Wenn allerdings der Markt das einzig Beherrschende wird, wenn Politik ihm zu Füßen liegt, wenn dieser Markt die Demokratie in ihrer Urlehre bedroht, dann gehört er entweder abgeschafft oder gezügelt.

Diejenigen, denen wir als Wähler die Mittel dazu einst in die Hand gaben, die können, dürfen oder wollen nicht zügeln. Also wird es an uns allen liegen, entweder den letzten Schritt in Richtung Abgrund Hand in Hand zu gehen oder das einzufordern, was des Menschen elementarstes Recht ist: Der Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben. Hier und überall auf dem noch blauen Planeten.

Immer mehr finde ich meine Auffassung bestätigt: Das System ist die Krankheit, es ist zum Krebsgeschwür im eigenen Körper geworden. Auch andere Journalisten trauen sich plötzlich damit an die Öffentlichkeit: Jens Jessen in der "Zeit" oder Jakob Augstein in "SPON". Die Frage ist nur: Warum erst jetzt? Ddie Handlungsmechanismen sind heute die gleichen wie vor einem oder zwei Jahrzehnten. Nur reißt sich der Markt immer mehr den Schleier ab. Er hat es nicht mehr nötig, sich hinter irgendwelchen sozialen Gardinen zu verstecken, er kann offen agieren. Er kann durch den simplen Knopfdruck eines Börsencomputers den Preis für eine Tonne Reis verdreifachen und damit Millionen Menschen bedrohen. Er kann binnen weniger Tage Milliarden von Euro oder Dollar "verbrennen", während dessen Millionen Kinder in Slums dahinvegetieren.

Und das alles passiert, weil das Regulativ handlungsunfähig geworden ist, vom Markt getrieben wird, statt ihn zu zähmen. Und wenn ich vor Monaten oder Jahren die Forderung nach genau dieser Zähmung aufgemacht haben, dann galt ich plötzlich als Gegner der Freiheit. Nur, was ist Freiheit? Braucht der Mensch als (noch) gesellschaftliches Wesen grenzenlose Freiheit? Braucht er nicht auch Regeln, Vorgaben, Gesetze, braucht er nicht wieder den Begriff der Moral, braucht er nicht den Respekt vor der Leistung des anderen? Braucht er die Möglichkeit, dass Menschen 20, 30 und mehr Millionen Euro im Jahr verdienen und dann am Jahresende eine geringere Steuerbelastung haben als ein normaler Angestellter?

Es gibt meiner Meinung nach zwei Feinde der Demokratie: Der eine ist die grenzenlose Freiheit, der andere ist der zügellose Markt. Das Furchtbare daran ist die Tatsache, dass noch niemand die Spielfläche betreten hat, der gegen diese Feinde angeht. Die angeblichen Hüter der Demokratie sind diejenigen, die diesem Anspruch kaum noch gerecht werden wollen oder werden können. Und noch ein Wort zum Markt: Ist er wirklich abstrakt? Und er wirklich unfassbar? Ich sage nein! Der Markt wurde von Menschen erschaffen und wird von Menschen missbraucht.
Peter-Stefan Greiner
Autor: nnz

Kommentare
Nörgler
06.09.2011, 14.13 Uhr
Hier wird nicht viel passieren,...
... denn solange in Deutschland noch die Grundsicherungssysteme auf Laufen gehalten werden, so lange sich Menschen mit Hartz IV arrangieren und nicht degagen auf die Straße gehen, können ich die Bilderberger und ihresgleichen bewquem zurücklehnen.

Mit bunten Prospekten von Lidl und Aldi wird die Masse am Wochenende für eine Woche ruhiggestellt. Und wenn am Ende das Geld knapp wird, dann werden leere Flaschen gesammelt.

Und was die künftige geistige Elite? Die studiert stumpfsinnig vor sich hin.

Alles in Allem, ich glaube, wir haben kein besseres System verdient, da kann der Greiner noch so viel schreiben.
H.Buntfuß
06.09.2011, 19.29 Uhr
Guter Artikel,...
dem ich nur zustimmen kann. Sie haben RECHT, wenn Sie in dem System die Krankheit sehen. Ja das System leidet an einem Krebsgeschwür.

Das sich erst jetzt einige Journalisten an die Öffentlichkeit trauen, mag vielleicht daran liegen, dass der Kapitalismus erst jetzt nach dem Zusammenbruch des so genannten Sozialismus seine Krallen so richtig ausgefahren hat.

Man sollte fast meinen, sie hatten ANGST vor dem so genannten sozialistischen Lager. Befürchteten sie, dass ihnen die Sklaven weglaufen wenn sie zu früh ihre WAHRE Fratze zeigen?

Jetzt wo sie die alleinige HERRSCHERGEWALT besitzen, zeigen sie wer und was sie in Wahrheit sind. Menschenrechte und Würde haben für sie keine Gültigkeit, Sie sind die Größten und alle anderen, haben ihnen zu dienen, wenn er nicht will bekommt er das zu spüren. Dazu gibt es HARTZ-IV.

Der Kapitalist kauft sich alle maßgeblichen Personen und setzt sie für seine Belange ein. Wer nicht nach der Musik der Herren tanzt, der wird kurzerhand kaltgestellt. Da kann es auch schon mal zum Unfall kommen, oder?

Gesellschaften, die sich nicht unterordnen, gegen die geht man sogar mit Waffengewalt vor und das alles im Namen der so genannten DEMOKRATIE. Ich behaupte: Demokratie und Kapitalismus passen nun mal nicht zusammen. Der Kapitalismus benötigt das Volk nur, um es richtig ausbeuten zu können.

Zum regieren zieht man wohlgefällige Politiker heran. Das schlimme daran ist, dass sich genug Politiker dafür hergeben und nur die Interessen der REICHEN Übermenschen, wie sich Kapitalistischen Gruppen gern sehen, vertreten. Sie sehen sich als die Leistungsträger der Nation, obwohl sie nur versuchen die Nation auszubeuten. Oder wie soll man das sonst nennen?
Real Human
06.09.2011, 19.47 Uhr
Die unsichtbare Regierung
Ich lese gerade einen ziemlich überdrehten aber doch hochinteressanten zweibändigen Cyber-Thriller von Daniel Suarez. (Einfach mal in eine Suchmaschine eingeben.) Er zitiert darin den amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt:

„Hinter der sichtbaren Regierung sitzt auf dem Thron eine unsichtbare Regierung, die dem Volk keine Treue schuldet und keine Verantwortlichkeit anerkennt. Diese unsichtbare Regierung zu vernichten, diesen gottlosen Bund zwischen korruptem Geschäft und korrupter Politik zu lösen, das ist die Aufgabe des Staatsmannes.“

(Er soll dies 1912 bei einer WAHLKAMPFREDE gesagt haben.)

Erklärt man diese Äußerung zum Maßstab für Politiker, so sind die Regierungschefs aller Länder der Welt mehr oder weniger Versager. In Demokratien gilt aber auch: „Jedes Volk hat auf lange Sicht immer die Regierung, die es verdient.“

In dem zweibändigem Thriller wird der „unsichtbare[n] Regierung“ übrigens blutig eingeheizt.
Bodo Schwarzberg
06.09.2011, 21.41 Uhr
Der Kapitalismus: Das Sein bestimmt auch sein Bewusstsein!
Nach meiner Auffassung sind wir im wahrsten Wortsinne auf Gedeih und Verderb dem Kapitalismus verfallen und wir werden entweder mit und in ihm überleben oder in und mit ihm untergehen. Zwar könnte man jetzt die alte These (wohl von Marx) ins Feld führen, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, und es allen ja nur möglichst dreckig zu gehen braucht, damit alle auch aufwachen, aber wenn dem so wäre, müssten die 2 Mrd. Hungernden in der Welt auf Grund der Unerträgichkeit ihres Seins nun doch allmählich das Bewusstsein für grundlegende Veränderungen aufbringen. Nichts von alledem ist aber in Sicht. Statt aufzustehen, zwängen sie sich in klapprige Seelenverkäufer, nachdem sie ihre letzten Dollars "Kleinkapitalisten" für die Fahrkarte in den vielfachen Tod im Mittelmeer oder ins zweifelhafte "Geld-Paradies" Europa gegeben haben. Selbst die Ärmsten der Armen sind also dem Virus Geld, Besitz und daraus vermentlich resultierendem inneren und äußeren Wohlstand verfallen. Da können doch die Finanzmagnaten und die Bosse des Big Business nur frohlocken. Weder die 2 Mrd. Entrechteten kommen ihnen in die Quere und schon gar nicht die Satten in den reichen Ländern, die ja einfach nur ihre 70 oder 90 Jahre Leben genießen wollen. Und machen wir uns doch nichts vor, lieber Herr Greiner.

Auch Sie und ich und alle nnz-Leser profitieren vom Kapitalismus, weil er es ist, in dem wir unsere ganz persönlichen Träume am ehesten verwirklichen können und zwar egal, wie sie aussehen. Niemand kann sich davon wirklich befreien! Der entscheidende Punkt sind wohl diese Träume, denke ich. Solange sie ein Wohlergehen in erster Linie von IMMER NEUEN materiellen Dingen, von immer neuen Events und Erlebnissen in immer kürzeren Abständen beinhalten, solange also das SEIN zu dem Bewusstsein führt,

"Ich will und brauche mehr, denn nur dann bin ich glücklich", solange wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Diese Träume sind es auch, die andere Träume und Gedanken blockieren, jene also, die wir viel dringender bräuchten, um diese Welt zu retten. Das "Systen", also z.B. auch das Grundgesetz gäbe uns ja die Mittel in die Hand, z.B. jene Politiker frei zu wählen (dafür haben ja Millionen gekämpft), die die Welt vor dem Abgrund retten: Was aber nützen diese wunderbaren, demokratischen Werkzeuge, wenn Politiker ausschließlich danach gewählt werden, was sie für den Erhalt und die Vermehrung des materiellen Wohlstandes zu leisten bereit sind. - Und selbst wenn auch nur in EINEM materiell reichen Land ein anderes Bewusstsein einkehren würde, so würde dies doch noch lange nichts ändern. Denn wie Sie schreiben, haben sich die Märkte längst allen Regulationsmechanismen durch Globalisierung entzogen. Die Regierungen sind zur Fasade, zu bunten Narren degradiert, die den Lauf dieser Welt kaum mehr beeinflussen können. Sie tun nur noch so. Auch eine Weltregierung ist nicht in Sicht, die UNO ist doch ein zahnloser Tiger.

Mit anderen Worten: Es ist niemand da, der etwas an der Misere ändern könnte, weil es kaum jemand will und die wenigen, die etwas ändern möchten, weil sie sich mit der Materie beschäftigen, sind zu schwach, werden nicht verstanden und sie sind vor allem viel zu unbequem, um durchzudringen. Schließlich wollen alle Menschen materiell gewinnen. Das Schlimmste, was einem Menschen außer Krankheit oder Tod passieren kann, ist, ihm etwas Wegzunehmen, vor allem an materiellen Wohlstand.

Das Bewusstsein, dass wir nur eine Erde haben und dass sich die Menschen und die Unternehmen in den reichen Ländern beschränken müssen, um langfristig leben und wirtschaften zu können, wird verdrängt. Die Angst vor materiellem Verlust ist zu groß, um derartige Denkleistungen möglich zu machen. Hinzu kommt ein zunehmender Rückzug ins Private: Sich mit der Komplexität dieser Welt zu beschäftigen und mit Dingen, die einen zunächst nicht unmittelbar betreffen, überfordert viele.

Und so glaube ich, dass es nur einen einzigen Weg gibt: Der Kapitalismus muss es richten. Sie schreiben doch am Anfang, dass er am besten zum Menschen passt. Wenn es die Unternehmnen sind, die die Welt regieren und zerstören, dann sind sie die einzigen, die die Möglichkeit haben, etwas zum Besseren zu wenden. Da Profit auf Dauer nur erzielt werden kann, wenn die Ökosysteme und die Märkte funktionieren, liegt genau darin die Chance, die einzige Chance.

Die Frage ist nur, ob die Ökosysteme und die Gesellschaftssysteme noch so lange halten, bis die Wirtschaft bereit ist Chancen auf Profit in der Erhaltung der Erde und der Gesellschaft, also IHRER EIGENEN GRUNDLAGEN zu sehen. Zweifellos gibt es Ansätze: Brasilien z.B. versucht zumindest so sehr wie nie zuvor, seine Wälder zu erhalten, weil dies im Rahmen des Emissionshandels (einem "kapitalistischen Element" also) Millarden sparen würde.

Ruanda ist das erste Land der Welt, das seine kahlgeschlagenen Flächen gegenwärtig komplett aufforstet, weil es erkannt hat, dass der Wald eine grundlegende Lebens- und Wirtschaftsbedingung für sein Volk ist. Der Multimillonär Douglas Tomplins hat in Chile riesige Waldflächen gekauft, um sie vor der Zerstörung zu bewahren und eine nachhaltige Marktwirtschaft in ihnen aufzubauen. Auch weite Teile der Energiewirtschaft sind im Umbruch.

Längst ist es Allgemeingut, dass weder Öl oder Kohle noch Kernkraft die Lösung darstellen. Noch vor 30 Jahren hätte kaum jemand Windräder, Elektroautos in Serie oder ein Tausenddächerprogramm für Photovoltaik für möglich gehalten. Ich weiß nicht, ob ich zu blauäigig bin, mit diesen Gedanken. Denn eines der Grundprobleme, ja DAS Grundproblem, das Bevölkerungswachstum nämlich, ist noch weit von einer Begrenzung entfernt. Jeder neue Mensch verbraucht Ressourcen, ist ein neuer Konsument und, auch wenn jetzt viele aufschreien, eine Belastung für diesen Planeten.

Und ein Naturgesetz besagt, dass sich keine Art unbegrenzt vermehren kann, ohne am Ende ein Opfer des natürlichen Regulationsmechanismusses zu werden. Verändert sie ihre Umwelt so sehr, dass die Lebensbedingungen für ihre Weiterexistenz nicht mehr gegeben sind, muss sie gehen oder sie wird auf ein "naturverträgliches Maß" zurückgedrängt. Beispiele aus der Welt der Biologie hierfür gibt es genug: Das Tollwutvirus vermehrt sich solange ungehemmt, bis seine Umwelt, also der Fuchs oder der Mensch, sehr schmerzhaft zugrunde gegangen ist. Mit ihm geht das Virus.

Das Tollwutvirus aber hat kein Bewusstsein, sonst würde es sich vielleicht nur um so viel ausbreiten, wie sein Wirt es noch ertragen kann. Und das ist unsere Chance:Das Tollwutvirus Mensch hat ein Bewusstsein im Organismus Erde.
Wir sollten zumindest versuchen, daraus das Beste zu machen, so oft wie möglich an dieses Bewusstsein zu appellieren und die "Kapitalisten" dazu bringen, "nachhaltigen Profit" zu erwirtschaften. Denn alles andere an gesellschaftlichen Utopien ist gegenwärtig noch viel weniger zu realisieren!

Wir brauchen aber JETZT Lösungen. Und JETZT können sie nur diejenigen erbringen, die die Macht haben: die Wirtschaft also. Wenn sie versteht, dass ihre Profite, und zwar egal auf welchem Gebiet, nur auf einem intakten Planeten Erde realisiert werden können, dann ist mal wieder bewiesen, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt.

Oder hat hier jemand, der tatsächlich bis zu dieser Zeile vorgedrungen ist, vielleicht doch eine bessere Idee?
Wolfi65
07.09.2011, 07.48 Uhr
Gesellschaftliche Betrachtung
Also dass der Kapitalismus jetzt in seiner Blüte steht, ist unbestritten. Dass dieser aber die einzigste Gesellschaftsform sein soll, in der sich der Mensch verwirklichen- und seine Träume ausleben kann, halte ich für einen subjektiven Trugschluss.

Unbestritten ist auch die Tatsache, dass ein Virus kein Bewußtsein und somit kein direkten Einfluss auf seine Umgebung und sein Dasein hat.

Dass der Mensch aber plötzlich zu einem Tollwutvirus mutiert und seine Umwelt negativ Beeinflusst, war mir neu.
Auch dass das tausend Dächer Programm, Windkraftanlagen usw. Kennzeichen des Kapitalismus sind, kann ich nicht nachvollziehen.

Wasserkraftanlagen hat es zum Beispiel auch im real existierenden Sozialismus gegeben.(Auch heute noch im Bereich des Harzes zu besichtigen) Aber Umweltschutz und regenative Energien kosten Geld und das war in der Planwirtschaft nicht so üppig vorhanden. Geld wurde für Bildung, Kindertagesstätten, kostenloses Schulessen, Urlaubsplätze, Konsumgüter, für die laufende Produktion und den Export usw. gebraucht.

Da war nicht viel Platz für etwas Neues, denn das alte war noch nicht richtig am laufen. Man sollte den Kapitalismus nicht schönreden und den Sozialismus nicht schlechtreden. Träume verwirklichen konnte man bei entsprechender Leistungsbereitschaft auch in der Deutschen Demokratischen Republik!
Herr Taft
07.09.2011, 13.35 Uhr
das kritische system - Manchester-Kapitalismus ?
das Problem ist die Reaktionsgeschwindigkeit. Erst wenn es brennt wird gelöscht - macht ja auch vorher keinen Sinn. Ein Beispiel: Die Entwicklung des Flugzeuges, des Automobiles, der Radartechnik und der Kommunikation haben erst durch Kriege den richtigen Anschub bekommen. Selbst das Internet ist ein Ergebnis des (kalten) Krieges.

Im Kapitalismus ist der Grenznutzen der entscheidende Parameter. Für einen Kapitalisten ist der zusätzlich eingestellte Mitarbeiter nur interessant, wenn der daraus erzielte Nutzen (i.d.R. Gewinn) größer ist als der Aufwand (i.d.R. Kosten). Sinkt die Marge, sind zunächst die Mitarbeiter und später das gesamte Geschäftsfeld für den Kapitalisten nicht mehr von Interesse.

Ein neues Geschäftsfeld (nachhaltiges Wirtschaften) wird ein Kapitalist eben erst dann erschließen, wenn es sich für ihn mehr lohnt, als die bisherige (nicht nachhaltige) Vorgehensweise.

Im Übrigen: Was wir hier im "Osten" erleben ist der übelste Manchester-Kapitalismus (ich übertreibe). Die hohe Arbeitslosigkeit versetzt die Arbeitgeber in eine Situation, die es ihnen erlaubt ihre Mitarbeiter nach Strich und Faden unterzubezahlen.

Das ist allerdings nicht überall so, weswegen wir unser Bild nicht auf die Gesamtheit der sozialen Marktwirtschaft ausdehnen sollten. Im Süden der Republik haben die Unternehmer erkannt, welche Bedeutung die Mitarbeiter haben und lassen sie nicht am ausgestreckten Arm verhungern.
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