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Mi, 22:14 Uhr
20.04.2011

Ihr Kinderlein kommet

Der geplante Autohof in Sundhausen war heute nicht das einzige Thema im Stadtrat. Es ging ebenso um die Frage ob die kommunale Trägerschaft einer Kindertagesstätte der eines freien Trägers vorzuziehen sei. Ganz nebenbei konnte man so auch einen kleinen Einblick in die Lage der Verwaltung gewinnen...


Die „Spielkiste“, eine Kindertageseinrichtung in Nordhausen Ost, wurde bisher vom Jugendsozialwerk betrieben. Im vergangenen Jahr wurde wegen anstehenden Sanierungsarbeiten der Mietvertrag von der Stadt Nordhausen gekündigt. Die Entscheidung hierzu war bereits im Jahr 2009 gefallen und auch schon damals bestanden Pläne aus dem saniertem Gebäude ein „Innovatives Kinderhaus“ zu machen.

Das innovative Kinderhaus soll mehr sein als eine einfache KiTa. Die neue Betreuungseinrichtung soll die bereits vorhandenen Angebote, also die Grundschulen, Kindergärten oder auch den Kinderkeller KatzMaus besser miteinander vernetzen und ein umfangreicheres Angebot für große und kleine Kinder unter einem Dach bieten.

Heute sollte nun darüber entschieden werden ob die Stadt die Trägerschaft für eine solche Einrichtung öffentlich ausschreibt. Würde es zu einer öffentlichen Ausschreibung kommen, so käme die Stadt selbst als Träger natürlich nicht mehr in Frage. Was nun besser wäre, eine freie oder eine kommunale Trägerschaft, an diesem Punkt schieden sich heute die Geister.

Barbara Schenke (LINKE) plädierte dafür, dass die Einrichtung von der Kommune betrieben wird, da, so Frau Schenke, man sonst kaum Einfluss auf die Verwendung des Teiles der von der Stadt zur Verfügung gestellten Mittel habe, dass die Zusammenarbeit mit den Grundschulen besser gewährleistet werden könne und das Eltern und Pädagogen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten hätten. Außerdem würde die Stadt die entsprechenden Fachkräfte nach Tarif bezahlen und ein kommunaler Träger könnte die Angebotsvielfalt in der Stadt erhöhen.

Vertreter von SPD und FDP schlugen ähnliche Töne an und plädierten für eine Erprobungsphase. Da man zu Beginn im Beschlusstext das kleine Wörtchen „endgültig“ hatte streichen lassen, könne man sich alle Türen offen halten und eine etwaige Ausschreibung auch noch in den kommenden Jahren durchführen.

Norbert Klodt (CDU) räumte gleich zu Beginn ein, dass er keine Mehrheit für den Antrag erwarte und wies darauf hin, dass man eventuell gegen geltendes Recht verstoße, wenn man auf eine Ausschreibung verzichte. Außerdem sei mit Mehrkosten und einem erhöhten Aufwand für die ohnehin überlastete Verwaltung zu rechnen, sollte man das Kinderhaus in kommunaler Trägerschaft übernehmen. Mit Hinblick auf den nächsten Punkt auf der Tagesordnung konstatierte Klodt: „Kindergarten ist nicht die Stärke der Stadtverwaltung“

Tatsächlich ging es im nächsten Punkt um einen Vertrag zwischen der Stadt und der Beratungsfirma Social Consulting Management. Die Firma des Finanzökonomen Siegfried Oeter berät freie Träger, Landesbehörden, Kreise und Kommunen in Fragen des KiTa-Managements. Genauer soll es um die Finanzierung der Kindertagesstätten und die Optimierung der Arbeitsabläufe gehen.

Wie Oberbürgermeisterin Barbara Rinke (SPD) unumwunden zugab, suche man die Hilfe der externen Beratung, weil die Verwaltung an die Grenzen ihrer Auslastung stoße. Im Zuge einiger Investitionen habe man in der Vergangenheit personell abgebaut, um so Gelder frei zu machen. „Uns fehlt das Know-How, wir können keine eigenen Konzepte mehr schreiben“ so OB Rinke. Neue Regelungen werden aber im Zuge einiger Änderungen im Kindertageseinrichtungsgesetz Thüringens nicht nur in Nordhausen benötigt.

Die personelle Schwäche würde aber nicht bedeuten, dass man nicht auch eine weitere Kindertagesstätte kommunal verwalten könne, da dies bereits mit einer Einrichtung geschehe und eine zweite keinen massiven Mehraufwand mit sich bringe, wurde von Seite der Stadtverwaltung eingeworfen.

Mit der Einschätzung, die Norbert Klodt (CDU) zu Beginn abgegeben hatte, sollte er letztlich Recht behalten. Der Antrag für eine Ausschreibung zum Betrieb des Kinderhauses wurde abgelehnt. Es wurde sich dafür ausgesprochen, das Konzept zunächst unter der Ägide der Stadt auszuprobieren und behielt sich eine eventuelle Ausschreibung als Option für die Zukunft offen.

Die Entscheidung über den Vertrag mit dem externen Berater wurde heute hingegen vertagt. Da die Kosten des Vertrages nicht eindeutig geklärt werden konnten und auch an anderer Stelle noch Unklarheiten herrschten, wurde die Vorlage heute lediglich in erster Lesung behandelt.
Autor: agl

Kommentare
Umdenker39
21.04.2011, 07.39 Uhr
Konzeptlos
Entschuldigung, aber diese Entscheidung halte ich für eine Fehlentscheidung:
1. Natürlich zahlt die Stadt besser (Tarif) als die freien Träger. Die können aber auch nur die Gehälter zahlen, die Ihnen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Wenn man also ein soziales Gewissen zeigen möchte, kann man die Personalbudgets der freien Träger einfach erhöhen.

2. Alle Einrichtungen in freier Trägerschaft haben nicht nur pädagogische Konzepte, sondern nehmen z.B. auch an Modellprojekten teil, sorgen so für einen Imagegewinn der Bildung in Nordhausen. Die Stadt benötigt sogar schon eine teure Beratung für ein erstes Konzept. Und das obwohl es viele erfahrene freie Träger gibt, die sicher auch beraten könnten.

3. Bin ich sehr gespannt, wie es einem Kindergarten in Trägerschaft des Kulturamtes am Ende ergeht. Dieses Amt zeigt ja auch für seine Schulen schon herzlich wenig Interesse.
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