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Fr, 10:48 Uhr
16.05.2025
Buchhaus Rose zieht um

Ein Kapitel geht zu Ende

Die Regale sind leer, die letzten Kisten gepackt, beim alten Buchhaus Rose ist alles bereit für den Umzug in die Marktpassage. Für manch bibliophilen Nordhäuser geht hier ein Stück Geschichte zu Ende, die Buchhändler blicken aber auch auf ein neues Kapitel…

Abschied von der alten Heimstatt - das Buchhaus Rose zieht in die Marktpassage  (Foto: agl) Abschied von der alten Heimstatt - das Buchhaus Rose zieht in die Marktpassage (Foto: agl)


Knapp 600 Kisten hat es gebraucht um die Regale und das Lager im Keller der Rautenstraße 1 zu leeren, Nordhausens „Bücherstube“ zieht in den nächsten Tagen in die Marktpassage um. Ein nötiger Schritt, im alten Haus kann man nicht bleiben, das Gemäuer ist dringend sanierungsbedürftig, alle müssen raus.

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In kleiner Runde saß man gestern nach Feierabend beisammen und nahm Abschied. Von den vertrauten Räumen, in denen einige ihr ganzes Berufsleben verbracht haben, aber auch noch einmal von Dietrich Rose, dem langjährigen „Chef“ und unermüdlichen Buchliebhaber, der vielen jungen Nordhäusern Literatur und Lesefreude auch außerhalb des Buchhauses nahe gebracht hat. Bei den Kollegen habe „Ditti“ immer Wert darauf gelegt, dass jeder im eigenen Fachgebiet auf dem Laufenden bleibt und sich Zeit für Kundenwünsche nehmen kann, erinnert sich seine Schwester Hildegard Seidel.

Zwischen leeren Regalen und Umzugskisten ließ man gestern in kleiner Runde die guten Jahre Revue passieren (Foto: agl) Zwischen leeren Regalen und Umzugskisten ließ man gestern in kleiner Runde die guten Jahre Revue passieren (Foto: agl) „Wir hatten ein paar emotionale Momente in den letzten Tagen. So in den leeren Räumen zu stehen geht einem dann doch ans Herz. Und das geht nicht nur uns so, ein paar Kunden standen mit Tränen in den Augen vor der Tür, andere haben uns Kuchen oder kleinere Erinnerungsstücke vorbei gebracht“, sagt Joachim Rose, seit dem Ausscheiden des Onkels der neue Herr im Buchhaus.

Unter den Mitbringseln und Fundsachen findet sich auch eine alte Bestellkarte, ausgefüllt im Dezember 1978, adressiert an die „Volksbuchhandlung“ in der Karl-Marx-Straße - es geht um ein Notenheft, für musikalischen Bedarf gab es damals eigene Räumlichkeiten in der heutigen Bahnhofstraße. Viel hat sich seitdem geändert, im Buchhandel, bei den Vorlieben der Kundschaft und seitdem der Name „Thalia“ über dem Eingang prangt, auch im täglichen Arbeitsablauf.

Memorabilien fanden sich nicht nur im Lager, auch einige langjährige Kunden brachten Erinnerungsstücke zur Buchhandlung (Foto: agl) Memorabilien fanden sich nicht nur im Lager, auch einige langjährige Kunden brachten Erinnerungsstücke zur Buchhandlung (Foto: agl)


Bestseller, "Thalia-Tipps" und das drumherum kommen als Vorgabe von der Zentrale, die weitere Auswahl darüber hinaus liegt weiter bei den Buchhändlern vor Ort, das soll sich auch in den neuen Räumen nicht ändern. „Dietrich war immer unterwegs für das Buch, für die Kultur und das Lesen und das soll so bleiben. Die Leseförderung wird Priorität genießen, da haben wir alle Freiheiten“, sagt Joachim Rose. „Die eine Geschichte ist zu Ende, jetzt beginnen wir ein neues Kapitel. Das wird Höhen und Tiefen haben, aber das Ende wird positiv sein, solange wir ein klein bisschen „Ditti“ in uns tragen“.

Buchvorstellungen, Lesungen und Schulbesuche wird es weiter geben, die Kulturtipps am Eingang zur Buchhandlung bekommen eine eigene Säule und die „Regionalia“ - die Literaturecke rund um Nordhausen und den Harz - hat in der Passsage sogar etwas mehr Platz. Und wenn hier am 22. Mai das neue Kapitel aufgeschlagen wird, dann werden einen in der neuen Bücherstube auch die gleichen Gesichter begrüßen, denn der Umzug nimmt alle mit, nicht nur die Bücher.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Teja
16.05.2025, 12.40 Uhr
Buchhaltung Rose
Die Nordhäuser Innenstadt verändert sich,das hat viele Gründe.Das ist logisch.
Die Familie Rose hat in mehreren Generationen sehr viel für die Bildung der Nordhäuser getan.
Und dies über viele Jahre an verschiedenen Standorten.
Besonders der Herr Dietrich Rose hat hier vieles getan,auch außerhalb des Geschäftes,was auch mal entsprechend gewürdigt werden muß.
Da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten,wie goldenes Buch der Stadt oder ähnliches.
Vielleicht sollte da mal im Stadtrat darüber nachgedacht werden.
Lautaro
16.05.2025, 14.41 Uhr
Herr Rose war der letzte echte Buchhändler !
Er hat die Zeit der Filialisten (Thalia, Weltbild) usw. überstanden. Den Online-Anbietern getrotzt und zum Schluss auch der Digitalitis (Ebooks) seinen Service vor Ort entgegen gehalten....
Einige Mitarbeiter auf dem Foto kenne ich noch und hoffe, dass sie weiterhin in ihrem schönem Beruf weiter arbeiten können.
Betrachter
16.05.2025, 16.35 Uhr
Auch wenn
mir der neue Standort nicht gefällt, ich wünsche dem Team des Buchhauses weiterhin alles Gute und einen prächtigen Umsatz!
Was passiert eigentlich mit den bisherigen Geschäftsräumen, wenn das Haus fertig saniert ist?
Leser X
16.05.2025, 16.47 Uhr
Schade
Irgendwie traurig. Zuerst verlor das Traditionsgeschäft seinen langjährigen Inhaber, dann durch die Fusion seine Seele und schlussendlich seinen Sitz.
Strandläufer
16.05.2025, 19.28 Uhr
Lautaro- wie ich ihnen beipflichte
Familie Rose war eine Institution schon zu DDR Zeiten. Ich erinnere mich gerne noch an die Eltern und natürlich- unvergessen - Dietrich Rose. Sie standen wie keine Zweiten für den Buchhandel in Nordhausen, dass Gespräch,...selbst zu Corona Zeiten stand Herr Rose an der Tür um seine Kundschaft zufrieden zu stellen. Auch das bis heute die "alte Belegschaft" blieb spricht für viel Gutes. Nun wird dieses Kapitel leider endgültig geschlossen. Auf ein Neues. Alles Gute.
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