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Fr, 07:12 Uhr
18.08.2006

Glück gehabt

Nordhausen (nnz). In der kommenden Woche wird Dietrich Beyse in den Ruhestand verabschiedet. 16 Jahre und sieben Monate hat er die Nordhäuser Politik maßgeblich geprägt. Jetzt steht vor ihm sein dritter Lebens- und Berufsabschnitt. Die nnz sprach mit ihm am Ende seines zweiten.


Der damalige Bürgermeister Peter Heider war auf Dienstreise, ein neuer noch nicht gewählt. „Also bin ich rein in mein neues Dienstzimmer, sah die Akten auf dem Schreibtisch und dachte: Das kannst Du nicht.“ So beschreibt Dietrich Beyse (CDU) den 1. Februar 1990, seinen ersten Arbeitstag als Baudezernent im Nordhäuser Rathaus. Bis dahin hatte Beyse in Nordhausen die Plattenbauten aus dem Boden gestampft. 50 Wohnungen im Monat – das war die Vorgabe und jede Menge Stress war damit verbunden. Mal fehlten rechte, mal linke Türblätter. Die Beschwerden der Nordhäuser stapelten sich auf dem Schreibtisch. Dazu kamen zu der damaligen Zeit viele Bürger, die unbedingt eine Garage bauen wollten, aber kein Grundstück besaßen. Und Dietrich Beyse: „Es war niemand da, den ich hätte fragen können.“

Glück gehabt (Foto: nnz) Glück gehabt (Foto: nnz) Mit Bebauungsplan und Flächennutzungsplan kam auch Unterstützung. Erst aus Osterode, dann aus Bochum. Jetzt blickt der Ex-Oberbauleiter auf 16 Dienstjahre zurück. Und da fragt man als Journalist gern nach Erfolgen oder Niederlagen. Zu den Erfolgen zählt Beyse die Landesgartenschau. „Seit den 90er Jahren haben wir darum gekämpft, mit der Ausrichtung der Schau unsere Stadt zu verändern. Wenn ich heute durch meine Heimatstadt gehe, dann bin ich schon zufrieden“. Auch den Umbaus des Hallenbades oder das erste Industriegebiet an der Helme zählt der 62jährige auf.

Eine der bittersten Niederlagen war ohne Zweifel die „Schlachthof-Geschichte“. Neben Nordhausen buhlte auch Bleicherode um die Gunst eines Investors. Spätestens hier bekam Dietrich Beyse zu spüren, was Lobbyarbeit bedeutet und mit welchen erlaubten und manchmal auch unerlaubten Mitteln gespielt wurde und wird. Beyse hat nicht nur an der Entwicklung von Nordhausen mitgewirkt, er hat auch die politische Szene mitbestimmt. Als Chef des CDU-Ortsverbandes. Ein Politiker der leisen Töne nach außen, der Bestimmtheit nach innen. Dennoch – in der Wichtigkeit gibt es für den Mann eine klare Reihenfolge: Familie, Stadt, Partei. Selbst bei innerparteilichen Auseinandersetzungen hat Beyse dafür gerungen, dass es am Ende keine Entscheidung gegen die Stadt wurde.

Es wird ab dem 20. September einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihn geben. Was gibt er dem oder der mit auf den Weg? Ganz oben steht die gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, mit den Wirtschaftsverbänden und mit den anderen Parteien. „Ich habe die Stadträte stets ernst genommen, habe nicht eine Stadtratssitzung verpasst. Wer den Respekt vor diesem Gremium verliert, der hat langfristig in der kommunalen Politik verloren. Es ist der Grundstock der Arbeit in einer Kommune!“ Punkt. Aus.

Was aber macht Dietrich Beyse nach dem Ausscheiden? Für ihn gibt entweder ein „langsames Raus“ oder ein „langsames Reinwachsen“. Mit dem Raus aus der kommunalen Politik geht es Dietrich Beyse gemächlich an. Bis 2009 wird er weitere Kreistagspolitik machen, vor allem im Bausausschuss. Er will in der Planungsregion Nordthüringen mitarbeiten, bis zum Ende dieses Jahres bleibt er Geschäftsführer der Parkhaus- und Bädergesellschaft. Ach ja: „Ich werde mich dann wohl auch intensiver als bislang um meine Frau und meine fünf Enkel kümmern.“

Auch der Nordhäuser Bürgerschaft will der „Noch-Dezernent“ erhalten bleiben. Ab September wird er im Nordhäuser Männerchor mitsingen. „Ich hatte Glück in meinem Berufsleben. Ich habe in zwei Betrieben gearbeitet. Beim Hochbau und in der Verwaltung. Und dabei habe ich immer gebaut. Ich bin dankbar für das, was ich machen konnte.“ Apropos Lebensplanung: Nach dem Hochbau-Kapitel stand Dietrich Beyse an einem Scheideweg. Damals wusste er, dass er irgendwann etwas anderes machen wollte. Das zumindest hatte nichts mit der damaligen Wende zu tun.
Autor: nnz

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