eic kyf msh nnz uhz tv nt
Di, 13:45 Uhr
10.05.2022
Helfer für Zensus 2022 gesucht

Wer sind wir und wie viele?

„Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen“ - Volkszählungen gibt es seit den frühesten Tagen sesshafter Zivilisation. In Thüringen will man dieser Tage wieder wissen, wer wo und wie lebt. Was es mit dem Zensus auf sich hat, warum die Befragung nötig ist, was man als Helfer tun muss und wie man entlohnt wird hat uns die Erhebungsstelle im Landratsamt erklärt…

Zensus 2022 (Foto: Statistisches Bundesamt) Zensus 2022 (Foto: Statistisches Bundesamt)

Nach zehn Jahren ist es wieder soweit - Thüringen zählt seine Einwohner. Im digitalisierten 21. Jahrhundert sollte das eine Sache von wenigen Minuten sein, möchte man meinen, schließlich gibt es Behörden wie die Einwohnermeldeämter. Doch so leicht liegt die Sache nicht.

Anzeige symplr
„Im Kern geht es vor allem darum, die Melderegister klar zu ziehen und „Karteileichen“ auszusortieren.“, erklärt Katrin Strehler. Sie leitet eine von insgesamt 22 Erhebungsstellen im Freistaat und koordiniert die Volkszählung für den Landkreis Nordhausen. Über die Jahre können sich in den Registern einige Altlasten ansammeln. "Der Zensus ist eine registergestützte Zählung, streng genommen erfolgt hier eine Korrektur der Angaben aus den Melderegister, denn elf Jahre nach dem letzten Zensus lässt sich nicht seriös einschsätzen, wie genau das Register noch ist. Die Entwicklung der Einwohnerzahlen ist im Großen und Ganzen bereits bekannt. Allerdings kann auch eine Korrektur dieser Art schon großen Einfluss auf die finanziellen Zuwendungen für die Region haben." Die möglichen Größenordnungen macht der letzte Zensus aus dem Jahr 2011 deutlich: von den rund 100.000 Einwohnern im Landkreis, die man in den 90er Jahren gezählt hatte, blieben gerade noch etwas über 80.000 übrig.

Für die Region hat der so festgestellte Bevölkerungsschwund handfeste Folgen denn wie schon bei der Volkszählung in der Weihnachtsgeschichte geht es auch um’s Geld. Die Anzahl der Einwohner korreliert in Thüringen mit der Höhe der Schlüsselzuweisungen, die der Freistaat an die Kommunen ausgibt. Weniger Einwohner bedeutet weniger Mittel für die öffentliche Hand vor Ort, also auch weniger Handlungsspielraum für Investitionen.

Nachdem die Pandemie die Zählung um ein gutes Jahr verschoben hat, ist man inzwischen voll in den Vorbereitungen für die neue Befragung, erzählt Strehler. Rund 12.500 Personen in 3.600 Haushalten müssen kontaktiert werden, um belastbare Zahlen nach Erfurt übermitteln zu können, wo das zuständige Landesamt für Statistik die Informationen zusammenführt.

Katrin Strehler übernimmt im Landkreis Nordhausen die Koordination des Zensus 2022 (Foto: agl) Katrin Strehler übernimmt im Landkreis Nordhausen die Koordination des Zensus 2022 (Foto: agl)


Kurz und Knapp
Der Zensus unterteilt sich dabei in zwei Befragungen. Die erste ist die simple „Existenzfeststellung“ und kann in wenigen Minuten an der Haustür abgehandelt werden, mehr als Name, Alter, Anschrift, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Familienstand wird hier nicht abgefragt. Der zweite und umfangreichere Teil des Zensus kommt auf rund zwei Drittel der Befragten zu und behandelt sozialdemographische Fragen wie Bildungsstand, Berufstätigkeit und Wohnsituation. Aber auch dafür muss man niemanden in die eigene Wohnung lassen, wer für diesen Teil des Zensus ausgewählt wurde, erhält entsprechende Unterlagen und kann die Fragen online beantworten. „Es gibt auch die Möglichkeit, die Fragebögen in Papierform zu beantworten. Wir raten aber dazu, die online-Variante zu nutzen und sich eventuell Hilfe aus der Familie zu erbitten, wenn es da Schwierigkeiten im Umgang mit der Technik geben sollte. Am Ende ist die Online-Befragung deutlich einfacher, weil hier nur die Fragen auftauchen, die für die Person auch relevant sind. Statt 40 Fragen hat man dann nur noch 10 bis 15 vor sich“, erläutert Strehler.

Achtung Trittbrettfahrer
Eine Teilnahme am Zensus und die wahrheitsgemäße Beantwortung der Fragen ist verpflichtend und gesetzlich geregelt, allerdings muss man niemanden in die eigenen vier Wände lassen und keine Befragung sollte mehr als 10 Minuten dauern. Dennoch warnt Strehler vor möglichen Trittbrettfahrern. „Die Menschen, die wir mit der Durchführung der Befragung betrauen werden eingehend geschult, tauchen niemals unangemeldet auf und können sich ausweisen. Die Information zu Terminen und entsprechende Unterlagen erhält man im Vorfeld per Post und nur per Post, niemals als E-Mail. Unsere Interviewer werden auch niemals Bankdaten, Sozialversicherungsnummern oder Vermögenswerte abfragen. Sie werden nicht verlangen ihren Pass zu sehen oder eine Unterschrift zu leisten. Sollten man dennoch unsicher sein, wen man da vor sich hat, kann man sich telefonisch bei der zuständigen Stelle melden.“ Eine Übersicht zu allgemeinen Fragen und Falschinformationen rund um den Zensus findet sich hier

Paralell zum Zensus findet in Thüringen auch eine Gebäude- und Wohnungszählung sowie eine Befragung zur Grundsteuerreform statt. Letztere richtet sich allein an Eigentümer von Grundbesitz und hat mit dem eigentlichen Zensus nichts zu tun.

Warum das Ganze?
Die Ergebnisse der Befragung können ganz konkrete Folgen für die Region haben, da die Daten als statistische Grundlagen für weitreichende Entscheidungen dienen, etwa wenn es um die Planung der Infrastruktur geht, erläutert Strehler. „Wo brauchen wir in Zukunft mehr Schulen und Kindergärten? Wo fehlt es an Wohnraum? Wo sind viele Pendler unterwegs? Es gibt eine ganze Reihe an Fragen, die man mit dem Melderegister allein nicht beantworten kann, die aber Grundlage für wichtige Entscheidungen sind. Und da kommt der Zensus ins Spiel.“ Wie umfangreich die Datenpunkte allein zum Thema Bevölkerung ausfallen können, zeigt ein Blick auf die Datenbank des letzten Zensus. Bei der Befragung anno 2011 musste der Landkreis einen herben Verlust in der Bevölkerungszahl konstatieren, jetzt hofft man, dass sich die Lage stabilisiert wenn nicht gar verbessert hat.


Helfer werden entlohnt
Offizieller Beginn der Befragungen wird der 16. Mai, also der kommende Montag sein. Für die Durchführung des Zensus sucht das Landratsamt noch Personen, die sich als Interviewer verdingen wollen. „Bewerber müssen volljährig, vertrauenswürdig, zuverlässig kontaktfreudig und straffrei sein. Jedem Interviewer werden etwa 150 bis 180 zu befragende Personen zugeteilt, die man bis zum Ende der Zensusperiode Anfang August abgearbeitet haben muss. Das klingt erst einmal nach viel, lässt sich aber auch auf etwa 40 Adressen herunterbrechen, was die Sache schon wieder etwas übersichtlicher macht. Wie sie sich den Arbeitsaufwand einteilen, bleibt den Interviewern überlassen, wichtig ist, dass bis zum 7. August alles fertig ist.“, erläutert Erhebungsleiterin Strehler, die mit allen möglichen Kandidaten im Vorfeld das Gespräch sucht. Von den rund 90 nötigen Interviewern hat man bereits 70 gewinnen können, allerdings fehlen noch Kräfte in der Landgemeinde Bleicherode, Ellrich und der Gemeinde Hohenstein. „Eine Haustürbefragung sollte nicht länger als fünf bis zehn Minuten dauern und die sozialdemographische Befragung erfolgt online oder schriftlich. Für den Aufwand ist eine Entlohnung von 500 bis 1.000 Euro vorgesehen.“, erklärt Strehler weiter.

Interviewer können auch nach dem 16. Mai eingestellt werden, die nötigen Schulungen werden fortlaufend durchgeführt und dauern rund zwei Stunden. Interessenten können sich via E-Mail an zensus@lrandh.thueringen.de
oder per Tel.: 03631/ 911 9052 an die Erhebungsstelle wenden.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Kama99
10.05.2022, 17.46 Uhr
Werden ....
eigentlich auch Migranten gezählt? Das würde so manchen sicher mehr interessieren was sich hier so aufhält. Bei den Einheimischen sollte doch eigentlich klar sein wie viele davon hier im Land wohnen. Die sind ja schon durch ihre Geburtsurkunde legitimiert.
tannhäuser
10.05.2022, 20.05 Uhr
Klasse Überschrift! Genau mein Humor!
Als Oliver Kalkofe mit seiner "Mattscheibe" noch bei "Premiere" und Pro7 bissig kritisch zynisch ohne politisch korrekte Botschaft wie jetzt auf Tele5 agierte, schauspielerte er eine Reportage aus dem "Senioren-Gulag Leni Riefenstahl" und spielte einen Greis, der fragte: "Wer bin ich? Wo bin ich? Und wie viele?"

Sollte ich für den Zensur ausgewählt werden, verweigere ich erst mal die Mitwirkung. Das wollen viele andere Bürger ebenfalls, wie man so bei den Leserkommentaren überregionaler Zeitungen nachlesen kann.
geloescht.20240214
10.05.2022, 21.17 Uhr
Wenn..
..der Zensus heimlich bei Facebook stattfinden würde interessierte es keinen.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr