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Fr, 18:18 Uhr
06.08.2021
Allzweckwaffe Service-Gesellschaft

Stolz und Vorurteil

Schulneubauten, Bäderbetrieb, Straßenpflege, touristisches Großprojekt, Altbaurettung und noch die eine oder andere Kleinigkeit hier und da - die Service Gesellschaft des Landkreises hat sich in den letzten Jahren zu einer Art Allzweckwaffe des Kreises entwickelt. Mit Stolz verwies man heute auf Erfolge und verwahrte sich gegen Vorurteile…

Auf der Zielgeraden: Service-Chef Gunnar Reuter und Landrat Matthias Jendricke auf dem Schulhof des neuen Humboldt-Gymnasiums (Foto: agl) Auf der Zielgeraden: Service-Chef Gunnar Reuter und Landrat Matthias Jendricke auf dem Schulhof des neuen Humboldt-Gymnasiums (Foto: agl)


Wer bis vor kurzem an der Humboldt-Baustelle in der Blasii-Straße vorbeikam, der konnte eine beachtliche Grube bestaunen. Ganze Teile des Hangs wurden abgetragen und das nur wenige Wochen bevor hier der Unterricht endliche wieder losgehen soll. Die Grube, inzwischen wieder zu, war zwecks Entwässerung aufgegraben worden und die Arbeit am Schulhof schreitet wie geplant voran, erklärten heute Landrat Matthias Jendricke und Gunnar Reuter, Chef der Service-Gesellschaft des Kreises und Bauherr in der Blasii-Straße. In exakt einem Monat, am 6. September, will man in der Aula die Fertigstellung des Neubaus feiern, wenige Tage später am 10. September steht eine Einweihungsparty für die breite Öffentlichkeit im Kalender, mitsamt der Möglichkeit einen ersten Blick in die neuen Räumlichkeiten zu werfen. Der Sprint zur Ziellinie wird sportlich, aber man ist guter Dinge, dass es gelingen wird.

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Und man ist Stolz, sichtlich Stolz, auf das Geleistete. Mehrere Jahre penibler Planung und dem bürokratischen Spießrutenlauf aus Anträgen und Bewilligungen sind ins Land gegangen, bevor auch nur der erste Bagger rollte. „Wir haben schon ein Jahr im Voraus gewusst, wieviele Lichtschalter wir am Ende brauchen werden. Die Kostensicherheit stand an oberster Stelle“, erklärt Gunnar Reuter. Und man ist im Plan: von 13,7 Millionen Euro anvisierten Kosten liegt man aktuell bei 13,6 Millionen. In der Bauplanung, gerade in diesen Zeiten, eine Seltenheit. „Das Haus ist durchdacht und mit Herzblut geplant. Wenn wir von den eigentlichen Nutzern am Ende Lob kriegen, dann haben wir es richtig gemacht“, sagt Reuter, als er durch die neuen Räume führt.

Und die können sich langsam sehen lassen. Das Mobiliar findet sich, noch teilweise verpackt, schon in den großen neuen Klassenzimmern, Vorbereitungsräumen und Fachkabinetten. Es gibt viel natürliches Licht, viel Platz für Schüler und Lehrer und viel Technik für den modernen Schulalltag. Ein Vergleich mit den alten Räumen wäre einer von Tag und Nacht.

Für Projekte wie dieses wurde „die Service“ ins Leben gerufen oder vielmehr wiederbelebt. Denn eigentlich kann man dieses Jahr 30. Jubiläum feiern. Die ursprüngliche Gesellschaft wurde anno 1991 als Tochtergesellschaft der „EGN“, der „Entwicklungsgesellschaft Nordhausen“ gegründet. Die wiederrum befasste sich vor allem mit Arbeitsbeschaffung und als dieses Feld Ende der 90er Jahre einschlief, fiel auch die Service-Gesellschaft in den Dornröschenschlaf. Unter Birgit Keller wurde das Konstrukt 2014 wiederbelebt, gedacht als Lösung in der Not. Denn in der Haushaltssicherung darf der Landkreis Kredite nur ein einem sehr engen Korsett aufnehmen. Große Investitionen wie der Neubau einer Schule sind da nicht möglich.

Von der Baugrube vor dem Gebäude ist bereits nichts mehr zu sehen (Foto: agl) Von der Baugrube vor dem Gebäude ist bereits nichts mehr zu sehen (Foto: agl)


Seitdem ist viel passiert. Mit dem Neubau der Turnhalle in Ellrich habe man Vertrauen aufgebaut, auch bei den Banken, erzählt Reuter. Die Reaktionen auf Vorstellungen der Nordhäuser zum Humboldt seien 2016 schon sehr anders ausgefallen, als noch 2014. Und man hat sich manche Kritik anhören müssen, vom „Schattenhaushalt“ des Kreises war die Rede oder davon das „die Service“ den Privaten das Geschäft nimmt. Wer macht es? Die Service macht’s.

Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Neben den drei Humboldt-Baustellen ist man auch am „Harzer Hexenbesen“ bei Rothesütte und am Spiegel’schen Haus in Werna Bauherr. Die Rundumerneuerung des Albert-Kuntz-Sportparks liegt ebenso in der Hand der „Service“ wie der Bau der neuen Leitstelle, die Bebauungs-Planung am alten Gaswerk in Nordhausen und die Ideensammlung zu zwei Grundschulneubauten in Ilfeld und Klettenberg. Hinzu kommen diverse Bäder die man entweder gänzlich betreibt oder zumindest überwacht, die Befreiung der Straßen von Gestrüpp und im Bedarfsfall auch Schnee oder die Hausmeisterdienste einiger Schulen im Kreis.

Die Fachkabinette sind bestückt, warten mit allerlei Technik auf und warten auf ihre neuen Nutzer. Dem Kollegium wird man die Nutzung der Technik vor Schuljahresbeginn noch einmal in zwei Workshops nahe bringen (Foto: agl) Die Fachkabinette sind bestückt, warten mit allerlei Technik auf und warten auf ihre neuen Nutzer. Dem Kollegium wird man die Nutzung der Technik vor Schuljahresbeginn noch einmal in zwei Workshops nahe bringen (Foto: agl)


Vielleicht ein bisschen viel für eine Organisation? Konter Jendricke, Gegenfrage: sind die Stadtwerke zu groß, deren Aufgaben mit Energie, Abfall, Bus, Bahn und Bäderbetrieb „zu viel“? Die Service sei im Grunde nichts anderes als solche öffentlichen Strukturen mit dem Unterschied das es sie auf Kreisebene bis dato nicht gab, sagt Jendricke. Wo man sich in der Stadt früher auch Institutionen wie der SWG bedient habe, etwa um die Käthe-Kollwitz Schule auf Vordermann zu bringen, bedient sich der Kreis seiner Service-Gesellschaft. Neben der Kreditproblematik in der Haushaltssicherungen spielten dabei auch schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit eine Rolle, erklärte der Landrat. „In den 90er Jahren hat man Bauprojekte wie das Landratsamt und die Wiedigsburghalle über „PPP“, also über private Partnerschaft realisiert. Für den Kreis war das nur zum Nachteil, den Preis für die Gebäude haben wir am Ende gut drei mal gezahlt“. Mit dem Instrument „Service“ soll das nicht passieren. Geht es nach Jendricke, könnte und sollte man eher mehr als weniger auf diesem Wege zu Stande bringen. In vielen westdeutschen Kreisen befasse man sich nicht mit einzelnen Radwegen, da werde gleich umfangreicher geplant und Fördermittel in Größenordnungen akquiriert. In der Region sei man hingegen eher in zu kleinen Schritten unterwegs. „Wir können vielleicht einen guten Standard halten, aber einen Aufholprozess können wir so nicht schaffen“, meint der Landrat.

Also zu wenig, nicht zu viel? Eine „Ausfallvariante“ auf die jeder bei Bedarf zurückgreifen könne, sei „die Service“ auch nicht, kein sozialistischer Betrieb der auf Anrufe wartet, es muss sich rechnen, muss wirtschaftlich bleiben, im Sinne der Gesellschaft und des Kreises, führen die Herren aus. Ja, man sei breit aufgestellt, breiter als die meisten Verwaltungen, der Kreis inklusive, so Betriebsleiter Michael Mohr. Da mache es mehr Sinn, Aufgaben in Gänze zu übernehmen, anstatt nur Teile auf Bedarf zu verwalten, siehe Bäderbetrieb.

Die Turnhalle in Ellrich war die Prüfung, das Humboldt-Gymnasium werde die Kür, hat Jendrickes Parteifreund René Kübler einmal gesagt. Diese Kür hat man nun fast hingelegt. Mit der Turnhalle und schließlich der Mensa wartet aber schon die Kür der Kür auf die Gesellschaft, sagt Reuter. Und dann ist da noch der Hexenbesen, das Spiegel’sche Haus, das Bad in Sollstedt und zwei modulare Grundschulen in Holzbauweise, die man zusammen mit dem Ministerium und den Nachbarn aus dem Kyffhäuserkreis plant. Viele Gelegenheiten also, sich zu beweisen.

Aber erst einmal wird man das Großprojekt Humboldt ausgiebig feiern wollen. Für Schulleiter Vogt hat man ein altes Exponat in Sicherheit gebracht, das zur Zeit in der Pathologie zu Gast ist und auf die Übergabe wartet. Von der Stadt Nordhausen wird es eine alte „Mutteruhr“ für das Foyer der neuen Schule geben und beim Bau trat, zur Freude der Bauherren vereinzeltes, archäologisches Fundstück zu Tage, das ebenfalls einen Platz im Eingangsbereich bekommen soll. Doch das alles ist noch ein paar Tage hin, nun ist erst einmal Ferienzeit, auch im Landratsamt.
Angelo Glashagel
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Die neuen Räume des Humboldt-Gymnasiums können sich langsam sehen lassen (Foto: agl)
Autor: red

Kommentare
DDR-Facharbeiter
06.08.2021, 23.42 Uhr
Humboldt- Einweihungsparty am 10.9.2021 Blasiistrasse Fest in Altstadt?
Lob und Dank den Damen und Herren, die unermüdlich und mit Kompetenz den Neubau des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium ermöglichten und durchgezogen haben.
Zur Einweihungsparty für die Öffentlichkeit werden vielleicht auch Gäste aus Nah und Fern kommen, die gern zum Altstadt- Fest gekommen wären. Da die Blasiistrasse ja in der Altstadt liegt, werde ich diese Party als eine Art "Altstadt- Fest" begehen und mich mit hoffentlich vielen Besuchern, Freunden und Bekannten treffen wie früher auf den Altstadt-Festen.
Herr Schröder
07.08.2021, 00.02 Uhr
Wird Zeit,
Dass Jendricke im kommenden Jahr OB von Nordhausen wird.
harzwj
07.08.2021, 16.10 Uhr
Einweihungsfeier mit Ehemaligen...,
Sicher würden den "Ehemaligen", Abiturienten der letzten Jahrgänge vor der "großen Wende" die Augen überlaufen und die Herzen höher schlagen, wenn sie das Geschaffene an ihrer ehemaligen Wirkungsstädte sehen könnten.
Nur ein Vorschlag zum Erhalt von Traditionen, die wir so sehr pflegen sollten. Das würde ein tolles Fest in der Altstadt.
Dem ausführendem Unternehmen und den zuständigen Verantwortlichen Anerkennung.
W. Jörgens
Halssteckenbleib
07.08.2021, 22.48 Uhr
Kaum hat der Herr Jendricke
mal "was" gemacht und schon soll er Bürgermeister sein.Naja von mir aus....
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