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Di, 21:36 Uhr
02.03.2021
Öffnung des Sportbetriebs Mitte März muss möglich sein

Sportjugend Nordhausen wendet sich an Landrat

in einem offenen Brief wendet sich der letzte Sportler des Jahres aus dem Landkreis an die Kreisverwaltung und bittet um Hilfe. Der schon fast verzweifelte Appell zeugt alle Sorgen und Leiden der jungen Sportler in Corona-Zeiten auf...

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Offener Brief an den Landrat und den ersten Beigeordneten des Landkreises Nordhausen
Sehr geehrter Herr Landrat Jendricke, sehr geehrter Herr Beigeordneter Nüßle,
mit 4.559 Mitgliedern ist die Sportjugend die mitgliederstärkste Jugendorganisation im Landkreis und der jugendpolitische Vertreter aller im Sport organisierten jungen Menschen zwischen 0 und 27 Jahren. Aus dieser Position heraus ist es, gerade in Krisenzeit, unsere aller erste Aufgabe diese im Landkreis zu vertreten und ihnen eine Stimme zu geben.
Nach dem ersten tiefen Einschnitt in das Vereinsleben konnte von Juni 2020 bis in den Spätherbst der Trainings- und zum Teil der Wettkampfbetrieb der Sportvereine unter nachvollziehbaren Auflagen wieder ermöglicht werden. Dafür möchten wir allen Beteiligten danken.

Seit Dezember 2020 ruhen jedoch alle sportlichen sowie außersportlichen Angebote der Sportvereine im Landkreis Nordhausen und die Vereine sind in den ungewollten „Winterschlaf“ versetzt worden.

Insbesondere die so zwingende Kinder- und Jugendarbeit der Sportvereine ist größtenteils komplett zum Stillstand gekommen. Die ersten Ergebnisse zeigen sich bereits in der aktuellen Bestandserhebung, wonach ca. 2/3 der verlorengegangenen Vereinsmitglieder dem Kinder- und Jugendsport zuzuordnen sind. Somit zeigt sich die Pandemie als Brandbeschleuniger in den Sportvereinen. Ebenso gehen dem organisierten Sport Übungsleiter, Trainer, Betreuer und Mitglieder der Vereinsvorstände verloren. Das Schlimmste was neben der Pandemie passieren kann, ist die Resignation im Ehrenamt und im freiwilligen Tun der Vereinsmitglieder. Wir dürfen neben den Schulen und Kindergärten nicht die Sportvereine vergessen, welche einen sehr großen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen. Im organisierten Sport und in der Politik haben wir in den zurückliegenden Jahren immer über den Bewegungsmangel, die fehlenden Sozialen Kompetenzen, die ungesunde Ernährung und den immer mehr werdenden Medienkonsum bei jungen Menschen gesprochen. Was haben wir heute? Unteranderem werden in der Studie „Kind sein in Zeiten von Corona“ oder in der Befragung der COPSY-Studie folgende Schwerpunkte genannt:
  • Kindergartenkinder, deren Eltern nicht die Notbetreuung in Anspruch nehmen, nutzen überwiegend den Fernseher, das Tablet und das Handy zur Ruhigstellung, um im Homeoffice ihre Arbeit zu schaffen oder ihre Ruhe zu haben
  • Schüler erhalten Unterricht via Videokonferenzen, treffen sich mit Freunden digital oder per Videotelefonie und verbringen somit noch mehr Zeit vor den Medium Computer.
  • Durch die Folgen der Kontaktbeschränkungen und dem zu Hause verweilen, kommt die ungesunde Ernährung, die massive Gewichtszunahme und die Stoffwechselprobleme
  • Kinder sind in der Regel nur in der Familie und bekommen nicht die Chance auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen zu interagieren.
  • Eltern werden Ersatzfreunde und geraten in Rollenkonflikte.
  • Psychische und physische Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen nimmt zu
  • etc.

Die aktuelle Lage trägt somit nicht dazu bei, die jungen Menschen aktiv in ihrer Entwicklung zu begleiten, sondern leistet einen negativen Beitrag für die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Landkreis. Der Bewegungsmangel und die fehlenden sozialen Kontakte im Sportverein während des zweiten Lockdowns haben nachweislich dazu beigetragen, dass 30 % (Copsy-Studie) der Kinder und Jugendlichen während der Pandemie psychische Auffälligkeiten aufweisen. Wird dem nicht entgegengewirkt, ist die Tendenz steigend. Der Sport im Verein und der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen leisten einen großen gesundheitsfördernden und sozialen Beitrag zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden von jungen Menschen. Insbesondere die Freiluftaktivitäten haben hier einen großen Stellenwert und dieser muss zwingend wieder eingeräumt werden.

Als Jugendorganisation möchten wir Sie inständig darum bitten, die Öffnung des Trainingsbetriebs für 0 - 19jährige junge Menschen ab 15.03.2020 für Kleingruppen (7-12 Personen) zu ermöglichen bzw. den Sportvereinen mit lizenzierten Übungsleitern die Möglichkeit zu geben, außersportliche Angebote für ihre jungen Trainingsgruppen, Nachwuchsmannschaften und Jugendgruppen ebenso in Kleingruppen anzubieten. Dies ist analog der Herangehensweise der Jugendarbeit der freien Träger (Hygienekonzept, feste Teilnehmeranzahl, feste Angebotsplanung, etc.) wie z.B. in Jugendclubs, zu organisieren und zu dokumentieren. Beispielhaft seien hier aussersportliche Freiluftaktivitäten, wie Wandern, Geocaching oder Fahrradtouren genannt.

Als Vertreter der Jugendgruppen im Sport möchten wir ebenso anregen, dass die Übungsleiter C Ausbildung unabhängig des Ausbildungsmoduls, mit den zu absolvierenden 132 Lehreinheiten inkl. der Prüfung eine gleichen Stellwert, wie der Juleica, mit 44 Lehreinheiten ohne Prüfung, eingeräumt wird und jeder Sportverein die rechtliche Möglichkeit erhalten sollte, außersportliche Angebote unter Berücksichtigung der jeweiligen Lage, jedoch mit Orientierung an der Arbeit der freien Träger, zu gestalten. Dies gilt es im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport anzustoßen. Wir stoßen es in unserem Dachverband an.

Sehr geehrter Herr Landrat, Sehr geehrter Herr Beigeordneter,
wir haben uns immer gemeinsam für den Sport stark gemacht und Wege gefunden den Sport zu stärken und auszubauen. Die Pandemie fordert uns alle in unseren beruflichen und privaten Bereichen. Jedoch sollten wir die Schäden in der Landschaft der Sportvereine so gering wie möglich halten und an die über 4.500 jungen Menschen, die im organisierten Sport des Landkreises ihren sportlichen Ausgleich zum Beruf, zur Ausbildung, zur Schule und zur Kita gefunden haben, denken. Ebenso wurde 2020 bewiesen, dass sich auch die Sportvereine ihrer Verantwortung bewusst waren und zum Großteil alle Auflagen und Anforderungen im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes umgesetzt haben.
Lassen Sie uns gemeinsam den unbekannten Weg gehen und uns gegenseitig unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Für den Vorstand der Sportjugend Nordhausen
Thomas Riemekasten
Autor: red

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