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Di, 09:00 Uhr
17.12.2019
Clubhaus startet VR-Arena

Willkommen in der virtuellen Realität

Eine Expedition durch die Arktis, ein Flug mit Apollo 11, ferne Orte entdecken oder einfach nur ein bisschen Tennis spielen - begibt man sich in die "virtuelle Realität" wird das in den eigenen vier Wänden möglich. Die Technik macht es möglich, allerdings nicht für jedes Portemonnaie. Interessant ist das ganze vor allem für das junge Publikum und das möchte man im Jugendclubhaus jetzt mit dem Zugang zur virtuellen Welt locken…

Jugendclubhaus Nordhausen eröffnet "VR-Arena" (Foto: Angelo Glashagel) Jugendclubhaus Nordhausen eröffnet "VR-Arena" (Foto: Angelo Glashagel)

Wer die alte Inkastadt Macchu Picchu hoch oben in den Anden erkunden will, der braucht vor allem Zeit, Geld und darf keine Angst vor langen Flügen haben. Eigentlich. Oder man setzt sich eine VR-Brille auf, startet das passende Programm und begibt sich vom heimischen Wohnzimmer auf Exkursion in luftiger Höhe.

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Was in den 90er Jahren mit großen, klobigen Computerbrillen und schrecklich rudimentärer Grafik begann, hat sich in den letzten Jahren zum neuen „großen Ding“ in Sachen Technik entwickelt. Die erste Generation der neuen „VR-Brillen“ hatte zwar noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen, konnte aber schon einen eindrucksvoll zeigen, wohin die Reise gehen kann. Die denkbaren Anwendungsgebiete sind vielfältig: ein virtueller Konzertbesuch, ein Rundgang auf dem Mond durch die neuen vier Wände oder das Ferienhaus, Angst-, Trauma oder Bewegungstherapie, Bildung und Ausbildung, neue Werbeformate und natürlich Unterhaltung in Form von Spielen.

Mit letzterer will man im Nordhäuser Jugendclubhaus wieder näher an die eigene Zielgruppe herankommen. Fünf VR-Brillen der nächsten Generation hat man mit Unterstützung des Landkreises besorgt und mit der frischen Technik gestern Nachmittag die „VR-Arena Nordhausen“ gestartet. „Wir wollen wieder einen besseren Zugang zu den Jugendlichen finden. Dafür muss man wissen was sie interessiert und „VR“ steht da ganz oben auf der Liste“, erzählt Thomas Herwig, Leiter des Kreisjugendrings. Rund 50 Stunden verbrächte die Jugend heute im Durchschnitt online, da liegt es nahe den Nachwuchs da abzuholen, wo er steht. Und da die VR-Technik nicht für Taschengeld zu haben ist, könnte das Clubhaus hier durchaus einen Nerv treffen.

Im Angebot der „Arena“ finden sich diverse Geschicklichkeits- und Reaktionsspiele, sportliche Umsetzungen wie Paragliding, Bogenschießen oder Tennis und mehrere sogenannte „Experiences“, kurze „Erfahrungen“ im virtuellen Raum wie der bereits erwähnte Rundgang im Andenhochland, eine Fotosafari in der Antarktis oder ein animierter Flug mit der Apollo 11 Mission. Gespielt und „erfahren“ wird in der Regel allein, es gibt aber auch einige Mehrspieleroptionen im Portfolio der Arena. Die „Oculus Quest“ kommt dabei ohne Kabel, dicke Grafikkarte und externe Rechenpower aus, kann also theoretisch überall genutzt werden, wo Platz ist.

Auch der erste Beigeordnete des Landkreise, Stefan Nüßle, versuchte sich an den neuen Geräten (Foto: Angelo Glashagel) Auch der erste Beigeordnete des Landkreise, Stefan Nüßle, versuchte sich an den neuen Geräten (Foto: Angelo Glashagel)
Auch der erste Beigeordnete des Landkreise, Stefan Nüßle, versuchte sich an den neuen Geräten

Der Ausflug in die virtuelle Realität soll mehr als reine Spielerei und Lockmittel für neugierige Jugendliche sein. Im Clubhaus plant man rund um das VR-Angebot auch medienpädagogische Inhalte, die dem Publikum neben dem Umgang mit der Technik auch ihre Chancen und Probleme nahe bringen. Neben den Brillen hat man eine 360 Grad Kamera angeschafft, mit der die Jugendlichen experimentieren und eigene virtuelle Inhalte erstellen können. Außerdem wird man die Technik auch anderen Trägern und Vereinen zugänglich machen. Da die Geräte für den Privathaushalt nicht eben für kleines Geld zu haben sind, sieht man in dem Angebot auch einen Beitrag zur digitalen Teilhabe der weiteren Gesellschaft.

Thomas Herwig schwebt ein soziokulturelles Zentrum vor, das mit der Zeit geht und wieder näher am Puls der jungen Generation arbeitet. Wenigstens einmal in der Woche soll die "VR-Arena" geöffnet werden, findet die Idee Anklang, vielleicht auch öfter.

Für das neue Jahr plant man bereits das nächste digitale Highlight, das es in Nordhausen so noch nicht gegeben haben dürfte: eine „eSport“ Kreismeisterschaft. König Fußball regiert auch digital: auf dem Programm steht dann die beliebte „FIFA“-Reihe. Elf Mannschaften und 32 Einzelspieler sollen am 14. Februar im Clubhaus gegeneinander um das virtuelle Leder kämpfen. Entscheidende Partien wird das Publikum auf der großen Leinwand beobachten können. Die Anmeldungen laufen bereits, elf Fifa-Freunde, die sich messen wollen, hat man schon jetzt sicher.

Ein Rundgang durch die Inkastadt Macchu Picchu - die Technik macht's möglich (Foto: Angelo Glashagel) Ein Rundgang durch die Inkastadt Macchu Picchu - die Technik macht's möglich (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Rundgang durch die Inkastadt Macchu Picchu - die Technik macht's möglich

Wem das alles zu abgehoben klingt, der mag einen Blick über den Tellerrand werfen. In Südkorea etwa werden E-Sportler schon seit Jahrzehnten wie Popstars gefeiert, bei Spielen wie „Starcraft“, „League of Legends“, „Fortnite“ und anderen Publikumslieblingen wird um erhebliche Summen gespielt und der digitale Profisport verzeichnet Jahr um Jahr enorme Umsätze, 865 Millionen US-Dollar sollen es laut Statistik allein im Jahr 2018 gewesen sein. Der aktuelle FIFA Soccer -Weltmeister heißt übrigens Mohammed "MoAuba" Harkous, kommt aus Deutschland, spielt für die eSport Abteilung des SV Werder Bremen und konnte sich mit seinem Titelgewinn im August über ein Preisgeld in Höhe von rund 225.000 Euro freuen.

Das ist freilich noch nicht mal im Ansatz das, was im „echten“ Profi-Sport bezahlt wird, zeigt aber doch das der elektronische Sport in Sphären angekommen ist, die von den „LAN-Partys“, die man unter ein paar Freunden vor 20 Jahren organisiert hat, nicht weiter entfernt sein könnten. Bei der Jugend sind die neuen Unterhaltungsformate im kommen, den digitalen Weltmeister-Kick in London etwa haben rund 47 Millionen Menschen im Stream verfolgt, ein Plus von satten 18 Millionen im Vergleich zum Vorjahr.

Insofern ist der Schritt in die digitale Lebenswelt der jüngeren Generation für eine Einrichtung wie das Jugendclubhaus vielleicht fast schon überfällig. Ob sich der Nachwuchs mit der virtuellen Realität von der Straße und aus den eigenen vier Wänden wird locken lassen, muss das Experiment jetzt zeigen. Freunde digitaler Unterhaltung dürfen auf jeden Fall gespannt sein, was da noch so kommt.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
adele
17.12.2019, 10.08 Uhr
Ein Muss für alle Hightech Fans
...ich war total begeistert und werde mir das jederzeit wieder gönnen...selbst Flug und Höhenangst ist bei diesem Teil kein Problem...

Für die Ferienfreizeit ist das sicher das ideale Erlebnis , deshalb liebe Schüler und Jugendliche nutzt es , es ist echt nur zu empfehlen!!!!
Paulinchen
17.12.2019, 10.48 Uhr
So lange,...
... wie es Mitbürger gibt, die kein Dach über dem Kopf haben, sind das Dinge, die wir nicht brauchen. Ausserdem verbrauchen sie in der Summe eine Menge Elektroenergie, die gerade gestern erst per Gesetz weiter nach oben getrieben wurde.
A.kriecher
17.12.2019, 12.45 Uhr
Natürliche Ressourcen anzapfen
Früher wurde den Jugendlichen noch Werte vermittelt, die Natur nahe gebracht und heute. Man schwimmt mit um die Jugend immer mehr vom echten Leben abzulenken, natürlich um seine Daseinsberechtigung zu untermauern. Vereine brauchen Geld und müssen sich anpassen, für welchen Preis? Vielleicht wäre sowas auch was fürs Altenheim. Leute manipulieren und ruhig stellen, deren Ressourcen ergaunern und gut daran verdienen. Jeder bekommt so eine Brille und das Leben ist wieder schön. Einfach nur krank unsere Entwicklung.
osmosemike
17.12.2019, 13.03 Uhr
Die Jugend braucht nicht noch mehr Technik
Jugentliche brauchen natürlich noch mehr Technik weil sie ja so wenig daran sind.... und das bezahlt vom Steuerzahler. Eigentlich sollten sie mehr Soziale Förderung bekommen mit Angeboten der Realen Welt als alternative von zu viel Technikkonsum und Abhängigkeit. Es ist schon schlim genug das Kinder und Jugentliche schon viel zu viel am Handy verbringen dies fördert Kurzsichtigkeit und falsche Wahrnehmung. Da tuht VR Technik sicher nichts entgegenwirken. Der Staat hat es ja und kann einen für solchen Unsin das Geld aus der Tasche ziehen. Der Staat fördert somit Konsum Zombies.
----4
17.12.2019, 13.35 Uhr
Übertreibungen, osmosemike, sind nie gut
In Maßen ist alles gut und ohne sehr gute Technikkenntnisse kommt bald niemand mehr sinnvoll zurecht.
Tennis spielen, Schwimmen im Freibad, Sport treiben überhaupt, geht seit gefühlten Ewigkeiten in NDH nicht mehr. Stadion weg, AKS ein Provisorium. Das ist die Realität und die ist nicht gut.
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