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Do, 06:05 Uhr
30.11.2017
Lob an Naturschutzbehörden in Sachsen-Anhalt

Erhaltung des Feld-Enzians

In Sachsen-Anhalt befinden sich die letzten größeren Vorkommen des Feld-Enzians (Gentianella campestris) außerhalb des Alpenraumes. Die einst stellenweise sehr häufige Enzianart ist heute nicht nur in den meisten Bundesländern ausgestorben oder vom Aussterben bedroht, auch in ganz Mitteleuropa gehört sie mittlerweile zu den stark gefährdeten Arten...

Lob an Naturschutzbehörden in Sachsen-Anhalt (Foto: Bodo Schwarzberg) Lob an Naturschutzbehörden in Sachsen-Anhalt (Foto: Bodo Schwarzberg) Ein Exemplar des Feld-Enzians am damals einzigen verbliebenen Thüringer Wuchsort östlich des Kyffhäusers bei Ichstedt (24.10.2011). Bis heute konnte die Art auch dort durch das Zusammenwirken behördlichen Wohlwollens und ehrenamtlicher Arbeit erhalten werden.

Der letzte Bestand des Harzes i.e.S. befindet sich in der Nähe von Stiege. Das hervorragende Verantwortungsbewusstsein der zuständigen Behörden und des lokalen Landschaftspflegeverbandes könnte ihn dort vor dem Verlust bewahren. Die sachsen-anhaltischen Behörden möchte ich hiermit ausdrücklich würdigen.

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Der Feld-Enzian bei Stiege kommt bezogen auf den Gebirgsstock des Harzes alljährlich nur noch auf einer winzigen Fläche von weniger als einem Quadratmeter zur Blüte. Nach dem Hinweis eines Harzer Gebietskenners suchte ich den Wuchsort 2014 auf. Wenige Tage vor meinem Besuch war er dort erst wieder entdeckt worden. Denn zwischen 2010 und 2014 galt die Art dort bereits als verschollen.

Nach Hinweisen an die Untere Naturschutzbehörde Harz sorgte diese umgehend für die dringend notwendige Mahd durch den dortigen Landschaftspflegeverband; zunächst einer kleinen Fläche, in der der Enzian-Bestand siedelt – und für lokale Bodenverwundungen. Letztere haben sich als essentiell für Gentianella campestris erwiesen. - Die letzten Pflanzen des eigentlichen Harzes siedelten tatsächlich ausschließlich in und an einer einstigen Motocrosspur. Sie wurden durch die nur gelegentlich über sie hinwegrollenden Motorradreifen sowohl gefördert und drohten doch zugleich bei zu intensiver Crossnutzung vernichtet zu werden – ein typisches Naturschutzdilemma für winzige Restbestände einer Art.

Auch in den vergangenen Jahren gab es mit den zuständigen sachsen-anhaltischen Behörden einen förderlichen Informationsaustausch und, was das wichtigste war, eine kontinuierliche, durch die Untere Naturschutzbehörde Harz koordinierte Biotoppflege. Dieser Einsatz der Unteren Naturschutzbehörden für ganz konkrete Bestände hochgradig bedrohter Arten ist wichtig für ihre Erhaltung. Denn mit der in der deutschen Landschaftspflege verbreiteten Betonung gepflegter Flächen und Flächengrößen, wird der einzelne Bestand so mancher gefährdeten Art noch lange nicht erhalten. Das ist ein Grund für den ungebremsten Verlust der heimischen Artenvielfalt.

Künftig kann sogar eine Erhaltungskultur der letzten Harz-Population des Feld-Enzians in einem auf Enziane spezialisierten Botanischen Garten in Deutschland angelegt werden. Die notwendigen Anträge werden von den zuständigen Behörden wohlwollend unterstützt.
Erhaltungskulturen dienen übrigens der Sicherung besonders gefährdeter Genotypen in unserer Kulturlandschaft. Sie entsprechen den Inhalten der Nationalen Strategie der Biologischen Vielfalt. Unter optimalen „Labor“bedingungen („ex-situ“) werden Pflanzen angezogen bzw. gewonnen, die hernach eventuell auch an den ursprünglichen Wuchsorten ausgebracht werden.

Beachtet werden muss dabei, dass der Genotyp der möglicherweise nur lokalen Sippe möglichst in seiner ganzen Vielfalt Berücksichtigung findet. Gelingt die Kultur, kann zumindest der Genotyp unter optimalen Verhältnissen erhalten werden, so wie Zoologische Gärten und Institute dies für in freier Wildbahn ausgerottete Tierarten tun. Ein besonders dramatisches, aktuelles Beispiel hierfür ist das Nördliche Breitmaulnashorn, von dem es weltweit nur noch drei Exemplare gibt.

2018 wird es wahrscheinlich ein Treffen regionaler und überregional tätiger Artenschützer, Landschaftspfleger sowie der Behörden vor Ort sowie eine Vortragsveranstaltung zu den Erfahrungen bei der Erhaltung des Feld-Enzians in Mitteldeutschland geben.

Auch in Thüringen gibt es aktive Bestrebungen, den Feld-Enzian an seinen letzten beiden Wuchsorten im Freistaat zu erhalten. Diese sind teilweise auch von Erfolg gekrönt. Dennoch ist die Situation der Art im Freistaat äußerst schwierig. An den verbliebenen beiden Wuchsorten kamen 2017 keine 20 Pflanzen zur Blüte, 2016 waren es 50. Der Feld-Enzian ist jedoch für seine starken und schwer vorauszusagenden Bestandsschwankungen bekannt.

Bezüglich dieser Art konnten auch die Thüringer Behörden, sowohl auf Landesebene, als auch im Kyffhäuserkreis und im Landkreis Nordhausen entsprechend sensibilisiert werden. Es gab und gibt ehrenamtliche Einsätze. Hierzu ist ein gesonderter Beitrag geplant.

Bezüglich der Erhaltung von Wuchsorten anderer bedrohter Pflanzenarten gibt es jedoch im Landkreis Nordhausen durchaus, und teils trotz lange anhaltender Bemühungen, noch immer Nachholbedarf. Diesbezüglich wurde die Untere Naturschutzbehörde um einen entsprechenden Terminvorschlag gebeten.
Bodo Schwarzberg
Autor: red

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