So, 16:16 Uhr
11.12.2016
Wilder Müll im Landkreis
Die entsorgte Vernunft
Die Vermüllung unserer Landschaft hat erschreckende Ausmaße angenommen. Niemand kümmert sich wirklich darum. Die Verantwortungsträger scheinen immer zu hoffen und auch davon auszugehen, dass sich öffentlich kaum jemand über die flächendeckenden Verschandelungen aufregt...
Wilde Müllkippe (Foto: B. Schwarzberg)
Ausschnitt einer wilden Müllkippe an der Straße Niedersachswerfen - Woffleben am 9. März 2012. Die Ablagerung wurde nach einem kritischen nnz-Beitrag beseitigt.
Mit ein paar netten Worten über drei neue Arbeitsplätze lässt sich bekanntlich mehr Publicity erzeugen. Während des 26. Südharz-Hunderters erzählte mir ein Teilnehmer, er habe in einem Wald eine große illegale Ablagerung entdeckt und seinem Bürgermeister davon berichtet:
Dessen erste Sorge aber war nicht etwa die Ablagerung selbst, sondern die genaue Lage der wilden Müllkippe: "Gott sei Dank. Sie liegt doch auf dem Gebiet der Nachbargemeinde. Da haben wir mit den Kosten nichts zu tun", sagte er auf eine entsprechende Auskunft.
Diese Haltung von Verantwortlichen dürfte auch bei uns kaum anders sein. Schließlich weiß jeder, dass Ordnungsamt und Naturschutzbehörde heillos überfordert sind und weder personell noch finanziell jemals in der Lage wären, auch nur zehn der 1.000 oder 3.000 wilden Ablagerungen zu beseitigen oder gar die Täter zu ermitteln. Da ist es doch viel besser, den Missstand wie so oft im Umweltbereich, nicht zu erwähnen und Gras über Farb- und Möbelreste wachsen zu lassen.
Apropos beseitigen: Letztlich würde der wilde Müll wahrscheinlich sowieso in Nentzelsrode landen. Müllverlagerung aber ist keine wirkliche Lösung. Statt immer nur auf Wirtschaftswachstum zu setzen und das eigene System wie zu sozialistischen Zeiten zu lobhudeln, sollten sie die Wirtschaft zwingen, weniger Müll zu produzieren oder diesen biologisch und energetisch mit einem +/-0 beim ökologischen Fußabdruck herzustellen.
Damit ist natürlich auch unsere Nordhäuser Wirtschaft gemeint. Niemand hier kann sich abkoppeln von der weltweiten, der Gier des Kapitals geschuldeten Umweltkatastrophe.
Die Globalisierung zu loben ist zu wenig und zu einseitig. Denn mit ihr wird auch das Müllproblem immer globaler, leider ebenfalls mit Chance auf Wachstum - und vor allem ohne Lösung. Die riesigen Müllhalden mit europäischem Elektroschrott in afrikanischen Armenhäusern sind ebenso ein Ausdruck dafür, wie die gigantischen Müllstrudel im mittleren Atlantik.
Und wer denkt, der gemeine Bürger kann seine Hände in Unschuld waschen und alles auf die Konzerne und die untätigen Politiker schieben, der irrt ebenfalls. Er bedient sich ebenfalls der bewährten Verdrängung, die ihm seitens der Politik und der Wirtschaft tagtäglich vorgemacht wird: Denn der Kunde allein entscheidet, ob er drei Käsescheiben oder ein Duftfläschchen in einer überdimensionierten aber kaufpsychologisch sinnvollen Erdölverpackung in seinen Korb legt oder er beim Kauf die wirklich notwendigen Regionen seines Gehirns anschaltet.
Auch hier aber müsste die Politik durch Gesetze Einfluss nehmen. Was aber wollen wir von deutschen Netzwerkern und Machtstrategen erwarten, die unsere Autokonzerne zu wenig kontrollieren und stattdessen so hofieren, dass diese sich trauen, mit illegalen Dreckschleudern die Gesundheit von Millionen Menschen aufs Spiel setzen. Gerade wird seitens der EU hierzu gegen Deutschland ermittelt.
Ich befürchte nur, dass es zu spät sein wird für unseren Planeten, wenn der gemeine Mensch endlich begreift, von welchen, in der Endkonsequenz unfähigen Kräften er regiert wird und mit welcher brachialen Gewalt das Kapital unserer aller Existenzgrundlagen ganz offiziell und vor unserer aller Augen untergräbt. Dass wir draußen immer mehr kleine wilde Müllkippchen sehen ist der unscheinbare Ausdruck dieses wohlorganisierten Dilemmas: Das Fazit ist, dass die Kultur, wenn naturwüchsig vorschreitend, und nicht bewusst beherrscht…-Wüsten hinter sich zurücklässt, meinte Karl Marx dazu. (Karl Marx an Friedrich Engels am 25. März 1868, Marx-Engels-Werke, Bd. 32, S. 53)
Bodo Schwarzberg
Autor: redWilde Müllkippe (Foto: B. Schwarzberg)
Ausschnitt einer wilden Müllkippe an der Straße Niedersachswerfen - Woffleben am 9. März 2012. Die Ablagerung wurde nach einem kritischen nnz-Beitrag beseitigt.
Mit ein paar netten Worten über drei neue Arbeitsplätze lässt sich bekanntlich mehr Publicity erzeugen. Während des 26. Südharz-Hunderters erzählte mir ein Teilnehmer, er habe in einem Wald eine große illegale Ablagerung entdeckt und seinem Bürgermeister davon berichtet:
Dessen erste Sorge aber war nicht etwa die Ablagerung selbst, sondern die genaue Lage der wilden Müllkippe: "Gott sei Dank. Sie liegt doch auf dem Gebiet der Nachbargemeinde. Da haben wir mit den Kosten nichts zu tun", sagte er auf eine entsprechende Auskunft.
Diese Haltung von Verantwortlichen dürfte auch bei uns kaum anders sein. Schließlich weiß jeder, dass Ordnungsamt und Naturschutzbehörde heillos überfordert sind und weder personell noch finanziell jemals in der Lage wären, auch nur zehn der 1.000 oder 3.000 wilden Ablagerungen zu beseitigen oder gar die Täter zu ermitteln. Da ist es doch viel besser, den Missstand wie so oft im Umweltbereich, nicht zu erwähnen und Gras über Farb- und Möbelreste wachsen zu lassen.
Apropos beseitigen: Letztlich würde der wilde Müll wahrscheinlich sowieso in Nentzelsrode landen. Müllverlagerung aber ist keine wirkliche Lösung. Statt immer nur auf Wirtschaftswachstum zu setzen und das eigene System wie zu sozialistischen Zeiten zu lobhudeln, sollten sie die Wirtschaft zwingen, weniger Müll zu produzieren oder diesen biologisch und energetisch mit einem +/-0 beim ökologischen Fußabdruck herzustellen.
Damit ist natürlich auch unsere Nordhäuser Wirtschaft gemeint. Niemand hier kann sich abkoppeln von der weltweiten, der Gier des Kapitals geschuldeten Umweltkatastrophe.
Die Globalisierung zu loben ist zu wenig und zu einseitig. Denn mit ihr wird auch das Müllproblem immer globaler, leider ebenfalls mit Chance auf Wachstum - und vor allem ohne Lösung. Die riesigen Müllhalden mit europäischem Elektroschrott in afrikanischen Armenhäusern sind ebenso ein Ausdruck dafür, wie die gigantischen Müllstrudel im mittleren Atlantik.
Und wer denkt, der gemeine Bürger kann seine Hände in Unschuld waschen und alles auf die Konzerne und die untätigen Politiker schieben, der irrt ebenfalls. Er bedient sich ebenfalls der bewährten Verdrängung, die ihm seitens der Politik und der Wirtschaft tagtäglich vorgemacht wird: Denn der Kunde allein entscheidet, ob er drei Käsescheiben oder ein Duftfläschchen in einer überdimensionierten aber kaufpsychologisch sinnvollen Erdölverpackung in seinen Korb legt oder er beim Kauf die wirklich notwendigen Regionen seines Gehirns anschaltet.
Auch hier aber müsste die Politik durch Gesetze Einfluss nehmen. Was aber wollen wir von deutschen Netzwerkern und Machtstrategen erwarten, die unsere Autokonzerne zu wenig kontrollieren und stattdessen so hofieren, dass diese sich trauen, mit illegalen Dreckschleudern die Gesundheit von Millionen Menschen aufs Spiel setzen. Gerade wird seitens der EU hierzu gegen Deutschland ermittelt.
Ich befürchte nur, dass es zu spät sein wird für unseren Planeten, wenn der gemeine Mensch endlich begreift, von welchen, in der Endkonsequenz unfähigen Kräften er regiert wird und mit welcher brachialen Gewalt das Kapital unserer aller Existenzgrundlagen ganz offiziell und vor unserer aller Augen untergräbt. Dass wir draußen immer mehr kleine wilde Müllkippchen sehen ist der unscheinbare Ausdruck dieses wohlorganisierten Dilemmas: Das Fazit ist, dass die Kultur, wenn naturwüchsig vorschreitend, und nicht bewusst beherrscht…-Wüsten hinter sich zurücklässt, meinte Karl Marx dazu. (Karl Marx an Friedrich Engels am 25. März 1868, Marx-Engels-Werke, Bd. 32, S. 53)
Bodo Schwarzberg
Kommentare
Gothe
11.12.2016, 16.39 Uhr
Ausmaße wie in Afrika
Irgendwann wird es bei uns Ausmaße wie in Afrika annehmen. Da werden die wilden Müllkippen einfach angezündet.
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tropensturm
11.12.2016, 17.04 Uhr
Wilde Müllkippen
Wenn ich es einmal auf dem Hänger oder im Auto habe, kann ich es doch auch gleich zu den Stadtwerken fahren und mit der Sperrmüllkarte kostenlos entsorgen. Was wird wohl so eine Beseitigung der illegalen Müllablagerung kosten ? Solche Straftaten müssten aufgedeckt und die Verursacher zur Kasse gebeten werden.
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wyski
11.12.2016, 17.58 Uhr
Ein Recyclinghof
wäre eine bessere Lösung , als die Speermüllkarte(2)!
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nemoi
11.12.2016, 18.22 Uhr
Sperrmüll hin, Sperrmüll her......
wilde müllkippen sind doch hausgemacht.....
es war mal so, das man sperrmüll anmeldet und wird abgeholt.
heute hat man die karte und was nicht drauf steht bleibt liegen, wir nicht mit genommen...
weil ja die stadtwerke der staat im staat sind, oder so....
in meiner nachbarschaft wurde erst letztens ein kurzes normales ungehobeltes brett, 2 stückchen holzsockelleiste und ein pappkarton zurück gelassen......
was das soll kann keiner nachvollziehen.
also mülltonne auf und weg......
andere benutzen dann zum entsorgen die natur richtung strassengraben...
wen wundert es also noch?
die entsorgungsfirmen sollten mal ihr ganzes entsorgungskonzept überdenken und einfach müll entsorgen...
unterm strich landet eh alles in nentzelsrode auf nen grossen haufen...........
frohen 3. advent
es war mal so, das man sperrmüll anmeldet und wird abgeholt.
heute hat man die karte und was nicht drauf steht bleibt liegen, wir nicht mit genommen...
weil ja die stadtwerke der staat im staat sind, oder so....
in meiner nachbarschaft wurde erst letztens ein kurzes normales ungehobeltes brett, 2 stückchen holzsockelleiste und ein pappkarton zurück gelassen......
was das soll kann keiner nachvollziehen.
also mülltonne auf und weg......
andere benutzen dann zum entsorgen die natur richtung strassengraben...
wen wundert es also noch?
die entsorgungsfirmen sollten mal ihr ganzes entsorgungskonzept überdenken und einfach müll entsorgen...
unterm strich landet eh alles in nentzelsrode auf nen grossen haufen...........
frohen 3. advent
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Uwe S.
11.12.2016, 19.11 Uhr
Verwirrt
1.000 bis 3.000 illegale Ablagerungen? Warum wird dann ein Bild aus dem Jahr 2012 genommen?
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Herr Taft
12.12.2016, 06.29 Uhr
Interessant...
Von der illegalen Müllentsorgung, über "System"-Kritik hin zur Globalisierung und zum planetaren Supergau. ...den Bogen muss man erstmal spannen...
Was für eine Predigt.
Was für eine Predigt.
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Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
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