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Di, 21:10 Uhr
25.11.2014

Viele Lichter gegen viel Gewalt

Der 25. November steht unter dem Motto "Nein zu Gewalt an Frauen". Schwerpunkt in diesem Jahr sollte das Thema sexistische Werbung sein. Die Nordhäuser Aktionsgruppe versammelte sich deswegen vor dem neuen Einkaufszentrum in der Stadtmitte und wollte mit Kerzenlicht ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen...

Mit vielen Lichtern gegen viel Gewalt - Aktionstag vor der Echter Nordhäuser Einkaufspassage (Foto: Angelo Glashagel) Mit vielen Lichtern gegen viel Gewalt - Aktionstag vor der Echter Nordhäuser Einkaufspassage (Foto: Angelo Glashagel)

Die Organisation "Terre des femmes", die den Aktionstag ins Leben gerufen hat, wollte sich in diesem Jahr auf sexistische Werbung konzentrieren, da dies "auch eine Form von Gewalt und Diskriminierung an Frauen und Mädchen ist." Im Grunde weiß jeder, der im Alltag nicht ganz fest die Augen zukneift, wovon die Rede ist. Junge Damen, knapp bekleidet in eindeutigen Posen, garniert mit dem zu bewerbenden Objekt, was auch immer es sei. "Sex sells" - Sex verkauft sich, heißt es in der Werbebranche.

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Dementsprechend hatte sich die Nordhäuser Gruppe vor den Schaufenstern einer Modekette vor der Marktpassage aufgebaut. Der Witterung entsprechend wartet zumindest die Textilwerbung dieser Tage ausnahmsweise mit etwas weniger sexuellen Konnotationen auf, als sonst üblich.

Dem Ansinnen der engagierten Frauen tat dies aber keinen Abbruch. Denn eigentlich ist das Rahmenthema an diesem Tag gar nicht so wichtig. Über Gewalt im häuslichen Umfeld aufzuklären, hat mehr Bedeutung. Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, Informationen weiterzugeben, Kontaktdaten an Betroffene zu vermitteln und solchen an die Hand zu geben, die es vielleicht treffen könnte, das ist der eigentliche Sinn der Aktionen.

Laut Statistik ist jede vierte Frau zwischen 18 und 85 Jahren von häuslicher Gewalt betroffen, erzählte Kathrin Meinert, Mitarbeiterin der Nordhäuser Interventionsstelle. "40.000 Frauen und Kinder in Deutschland suchen im Jahr ein Frauenhaus auf.", so Meinert. Der Grund ist meist, das sie es zu Hause nicht mehr aushalten, weil die Unterdrückung durch den Partner, Lebensgefährten oder Ehemann nicht mehr zu ertragen ist.

"Frei Leben" - das Leitmotiv der Organisation "Terre des femmes" hat auch diese Damen zusammengebracht um gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen zu setzen (Foto: Angelo Glashagel) "Frei Leben" - das Leitmotiv der Organisation "Terre des femmes" hat auch diese Damen zusammengebracht um gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen zu setzen (Foto: Angelo Glashagel)

Oft schalten sie die Polizei ein. Zu 3031 Einsätzen wegen häuslicher Gewalt musste die Thüringer Polizei in diesem Jahr ausrücken. Immer wieder kommen dann auch die Mitarbeiter der Interventionsstellen zum Einsatz. Willigen die Betroffenen ein die Hilfe anzunehmen, übermittelt die Polizei das Gesuch an die entsprechenden Stellen im Land. Vier davon gibt es in Thüringen.

Den Begriff "häusliche Gewalt" assoziiert man schnell mit physischer Gewaltausübung, mit Schlägen, Tritten oder sonstigen Misshandlungen. Das greift jedoch zu kurz, erklärte Frau Meinert, "Gewalt kann auch psychischer, sexueller oder finanzieller Natur sein. Die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich. Deswegen ist "häusliche Gewalt" nur schwer zu definieren. Im Grunde beginnt es damit, das sich ein Partner unterdrückt fühlt."

Kathrin Meinert arbeitet für die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Caritas in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Kathrin Meinert arbeitet für die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Caritas in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Caritas hat im Landkreis Nordhausen im vergangenen Jahr 98 Fälle registriert, bei denen auch 219 Kinder in den jeweiligen Haushalten mitbetroffen waren. Insgesamt nahmen im vergangenen Jahr 207 Frauen und Männer das Beratungsangebot der Interventionsstelle in Anspruch.

Die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt, Stefani Müller, zeigte sich erfreut über die Resonanz der Passanten. "Viele hören uns zu wenn wir sie ansprechen und gehen nicht einfach weiter", sagte Frau Müller. Um ein Zeichen wider der Gewalt zu setzen, hatte man nicht nur einen Infostand aufgebaut, sondern auch Teelichter entzündet, welche die Mauer der Einkaufspassage säumten. Wer vorbeiging, wurde eingeladen auch ein Licht zu entzünden. Das mag zwar den Betroffenen nicht helfen, aber zumindest wurden einige Menschen erreicht, die mit der Thematik, hoffentlich, nie in Berührung kommen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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