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So, 08:49 Uhr
14.09.2014

Geschichtlicher Streifzug

Unweit der Stadt Nordhausen liegt Leimbach – heute ein Ortsteil der Rolandstadt mit der dazugehörigen Ansiedlung namens Himmelsgarten. Über mehrere Jahrhunderte stand hier ein Kloster, welches eine interessante Geschichte aufzuweisen hat. Grund genug für Hans-Jürgen Grönke, sich näher mit diesem Kloster zu beschäftigen...


Der Vorsitzendes des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins referierte in der September-Zusammenkunft über „Das ehemalige Serviten-Kloster Himmelgarten – ein Streifzug durch die Geschichte von den Anfängen bis zur Auflösung“. Ursprünglich gab es an dieser Stelle eine Ortschaft namens Rossungen, die am 21. Dezember 1140 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Durch Kaiser Adolf von Nassau wurde sie neben weiteren Orten in der Goldenen Aue geplündert und zerstört.

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Wahrscheinlich haben sich die Bewohner in Bielen niedergelassen. Rossungen wurde zur Wüstung, wo alsbald an immer der selben Stelle ein heller Punkt zu sehen gewesen sei – wie eine Sage berichtet In einem Garten habe man dann eine gesegnete Hostie vergraben vorgefunden. Dies sah man als ein Zeichen Gottes, um an dieser Stelle ein Kloster zu gründen. Papst Johannes XXI. Stellte eine Urkunde aus für Mönche des Ordens der Marienknechte vom Paradise (Serviten), die in Hasselfelde ansässig waren.

Stifter des Klosters war Graf Heinrich VI. Von Regenstein, der den Mönchen Land und einen Hof schenkte. Propst Elger vom Domstift in Nordhausen übergab am 4. Juni 1295 die Schenkungsurkunde dem Marienknechts-Kloster und setzte damit den Grundstein für ein neues Kloster des Serviten-Ordens im Bereich der Wüstung Rossleben. Dafür sollten die Mönche nach seinem Tode auf unterschiedliche Art seiner würdig gedenken.

Aufgrund andauernder unruhiger Zeiten schütze sich das Kloster durch eine tiefe Grabenanlage. Zudem erhielt es im Laufe der Zeit zahlreiche Schenkungen in Form von Höfen und Ländereien. Alsbald grenzte die Flur des Klosters an die der Stadt Nordhausen, was oft zu Streitereien führte. Umfangreiche kirchliche Rechte verlieh der Erzbischof von Mainz den Mönchen von Himmelgarten. Doch waren sie Bettelmönche und bestritten ihren Lebensunterhalt durch Einsammeln milder Gaben. Im 14. Jahrhundert existierten in Nordhausen drei Bettelmönchskloster: Augustinereremiten, Franziskaner und Dominikaner. Durch Ankauf mehrerer Immobilien in der Stadt Nordhausen lagen die Mönche des Seviten-Ordens des öfteren im Streit mit den Stadtoberen, schlug deshalb auch die Gründung eines Klosters in Nordhausen fehl. Dafür gelang Mitte des 14. Jahrhunderts die Gründung eines kleinen Filialklosters in Oßmannstedt, was aber nicht lange existierte.
Vortrag im Geschichtsverein (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Geschichtsverein (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Geschichtsverein (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Geschichtsverein (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Geschichtsverein (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Dem Kloster stand um 1488 als Prior Johann Ruckesut vor, der den Grundstock zur Klosterbibliothek legte. Zahlreiche Schenkungen fanden dann in der sogenannten Bücherstube ihren Platz. Die umfangreiche Erweiterung der Bibliothek ist vor allem Johannes Pilearius oder Huter zu verdanken, der Jahre später zum Prior des Klosters gewählt wurde.

Er besorgte zahlreiche Werke der Humanisten und Reformatoren sowie wissenschaftliche Literatur und versah viele mit Randbemerkungen. Er war es auch, der den Urkunden- und Bücherbestand in den Klosterhof nach Nordhausen brachte, um ihn vor den einsetzenden Bauernaufständen zu schützen. Das Kloster wurde im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai 1525 geplündert, die Mönche fanden in Nordhausen Zuflucht. Zurück ins Kloster wollte niemand. Es wurde zu einer Stolbergischen Domäne.

Auf Beschluss des Rates der Stadt Nordhausen wurde 1552 die Bibliothek in der St. Blasii-Kirche unter dem Glockenstuhl deponiert. Pfarrer Heinrich Kindervater erstellte 1917 nach der Verlagerung der Bücher in die Sakristei erstmals einen Katalog, der 305 Schriften aufwies. Viele Bücher befanden sich inzwischen in einem „kläglichen Zustande“ und mussten restauriert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek zunächst im Kalischacht Wolkramshausen zwischengelagert, fand anschließend im Pfarrhaus von St. Blasii ihr Domizil, dann kam sie nach Naumburg und von dort gelangte sie 1989 in das Evangelische Predigerseminar in Wittenberg. Nun wird sie nach Nordhausen zurückgeführt und findet ihren (hoffentlich) dauerhaften Platz in der Flohburg I Das Nordhausen Museum.

Nach der Aufgabe des Klosters Himmelgarten diente die noch verblieben Anlagen des Anwesens als Klostergut. Am 10. Juli 1911 wurde bei Ausschachtungsarbeiten im Bereich der Töpferstraße 7 und 9 in Nordhausen ein Kirchenschatz gefunden, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Fundus des einstigen Klosters Himmelgarten stammt. In der DDR-Zeit wurde das privat geführte Gut enteignet, es wurde zunächst ein VEG und schließlich bis zur Wiedervereinigung als LPG weitergeführt. Letzte Relikte aus der Klosterzeit stellen die Stationssteine dar, die heute im Hof des Nordhäuser Domes aufgestellt sind.
Hans-Georg Backhaus
Autor: red

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