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So, 09:05 Uhr
30.06.2013

Regen, Regen und nichts als Regen

Mitglieder des Nordhäuser Radsportvereins machten sich gemeinsam mit weiteren Radsport begeisterten Freunden am 19. Juni auf den Weg nach Norwegen. Sie wollten sich dort der Herausforderung „Styrkeproven“ stellen, ein Radrennen über 542 km und 4394 Höhenmeter von Trondheim nach Oslo...


Am Donnerstagnachmittag kamen die Protagonisten in Trondheim an und hatten noch Zeit sich zu akklimatisieren und auf das Rennen vorzubereiten. Die Protagonisten, das waren zum einen die Rennteilnehmer: Nicole und Sören Reichelt, Sylvia und Gunnar Merkel, Maximilan und Jurij Schleip-Ols sowie Steffen Lübbecke und zum anderen die Zwei, die sich ständig um das Wohl der Radrennfahrer kümmerten und das Begleitfahrzeug fuhren: Sylvia Schleip-Ols und Jaqueline Lübbecke.

Samstag, den 22.06.2013 um 00:15 Uhr war es dann so weit, im strömenden Regen fiel der Startschuss. Die ersten 160 km ging es stetig bergauf. Dann folgte die Fahrt über das Gebirgsplateau und im Anschluss daran eine kurze steile Abfahrt, die in Dombas endete. Hier war eine der insgesamt 10 Verpflegungsstationen aufgebaut.

Nach 200 km im Regen dort angekommen, gönnte sich die Gruppe eine längere Pause. Es wurde gegessen und getrunken und auch wenn es noch immer regnete tauschten alle die nassen Klamotten gegen trockene aus. Was für eine Wohltat, endlich mal trockene Sache am Leib zu haben, auch wenn das nicht lange so sein sollte. Die Fahrt ging weiter und nach kurzer Zeit waren alle wieder nass bis auf die Haut.

Jeder der Fahrer hatte seine eigene Strategie und teilte im Kopf die Gesamtdistanz in kleinere Abschnitte. Nach 200 km im Sattel wäre es psychologisch nicht besonders klug gewesen, sich vorstellen zu müssen, dass noch nicht mal die Hälfte des Rennens geschafft war. So zerlegten manche das Rennen in 100 km-Abschnitte, für die meisten jedoch waren die Verpflegungsstationen, die etwa alle 50km zu finden waren, die neuralgischen Punkte.

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Auf diese Weise ging das Rennen immer weiter und weiter. Alle Verpflegungsstationen wurden angefahren. Der Veranstalter hatte sich viel Mühe gegeben. Mit fiel Aufwand wurden die Rennteilnehmer so gut es ging mit verschiedenen heißen und kalten Getränken versorgt. Außerdem gab es Bananen und Orangen, verschiedene Suppen sowie Toast mit Wurst, Nussnugatcreme oder mit köstlicher Marmelade. Die vielen freiwilligen Helfer, die natürlich auch stundenlang im Regen ausharren mussten, waren immer freundlich und hilfsbereit.

Auch die Autofahrer, die manchmal kilometerweit hinter den Fahrergruppen von 50 oder mehr Fahrern hinterher fahren mussten, waren immer entspannt, zeigten den Daumen nach oben und feuerten die Rennfahrer an. Kein wütendes Gehupe von genervten Autofahrern, die sich über die reine Existenz von Fahrradfahrern ärgern oder, auch wenn noch so viel Platz auf der Straße ist, sich einen Spaß daraus machen, im Abstand von nur 10 cm zu überholen.

Etwa bei Kilometer 300 war es dann so weit und die Sonne kam zum Vorschein. Bei der nächsten Verpflegung wurden mal wieder trockene Sachen angezogen und sogar die Jacken blieben im Begleitfahrzeug. So ging es mit der Hoffnung, dass es das nun endlich war mit dem Regen, auf die nächste Etappe. Diese Hoffnung währte aber nicht sehr lange. Nach etwa zwei Stunden setzte der Regen abermals ein und begleitete die Fahrer dann bis ins Ziel.

Als sich die Gruppe durch die zweite Nacht quälte, funktionierten die Fahrer fast nur noch wie Maschinen. Auf dem Rad sitzen und kontinuierlich treten. Gesprochen wurde nur noch wenig. Der Blick ging immer wieder auf die Kilometeranzeige des Tachos, die sich aber nur sehr langsam weiter bewegen wollte.

Irgendwann hatte die Gruppe die letzte Verpflegungsstation vor dem Ziel erreicht. Nun waren es nur noch 32 km. Die aber hatte es noch mal in sich. Man konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass der Veranstalter hier noch mal einen sportlichen Gruß an alle die senden wollte, die noch nicht aufgegeben hatten. Es wurde noch einmal extrem wellig, aber die Gruppe blieb zusammen, und fuhr am Sonntagmorgen nach 31:49 Stunden (23:30 Stunden reine Fahrzeit) müde und erschöpft, aber glücklich über den Zielstrich. Fahrer und Betreuer fielen sich in die Arme und so flossen sogar Tränen der Freude und der Begeisterung über das Geschaffte bei dem ein oder anderen.

Von etwa 2000 gestarteten Fahrern haben etwa 650 das Rennen nicht zu Ende gefahren.

Kurios aber wahr: Nachdem bei Überqueren der Ziellinie die einhellige Meinung der Gruppe war: „Nicht noch einmal!“, sah das nach der ersten Dusche und dem gemeinsamen Frühstück im Hotel schon wieder ganz anders aus. Ging es dieses Jahr darum, die Strecke zu bewältigen und irgendwie ins Ziel zu kommen, soll es voraussichtlich im nächsten Jahr auf Zeit gehen. Und vielleicht lässt sich das Team auch noch vergrößern. Sollte nun das Interesse für ein solches Unterfangen bei dem einen oder anderen Radsportbegeisterten geweckt worden sein, besteht die Möglichkeit sich beim RSV Nordhausen melden. Und wer weiß, möglicherweise startet im nächsten Jahr ein starkes Nordhäuser Team in Norwegen.
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Abenteuer Norwegen (Foto: privat)
Autor: red

Kommentare
Bodo Schwarzberg
30.06.2013, 10.39 Uhr
"Verrückte" - nicht nur beim Wandern
Herzlichen Glückwunsch dem Nordhäuser Team zu dieser wirlich großen Leistung. Schön zu wissen, dass es in NDH noch andere "Verrückte" gibt.

Ich bin 1996 mit dem Fahrrad (allerdings mit vier Gepäcktaschen) von Trelleborg bis nach Narvik geradelt (rund 2.700 km), allerdings natürlich in Etappen. In Norwegen kann man wirklich phantastisch radeln. Wenig Verkehr, atemberaubende Landschaften und Ruhe. All das sorgt sicher auch für die Ausgeglichenheit der Autofahrer: Von denen fühlt man sich, die Autoren schreiben es, tatsächlich nicht bedroht. Es gibt sogar welche, die einem Hilfe anbieten und nach dem Befinden fragen. An einer Baustelle wurde der gesamte Verkehr angehalten, nur damit man nicht am Berg als Radler stoppen musste. Ich habe in Skandinavien immer großen Respekt vor Menschen gespürt, die sich aus eigener körperlicher Anstrengung heraus fortbewegen.

In 31 Stunden 542 km: wie gesagt, eine tolle Leistung. In dieser Zeit haben wir im Jahre 2003 wandernderweise gerademal knapp den gesamten Rennsteig geschafft (169 km).

Ich wünsche dem Nordhäuser Team viel Spaß bei den Vorbereitungen auf die nächsten großén Distanzrennen.
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