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Die IFA-Raner wollen nicht aufgeben, aber:

Noch keine Signale aus dem Nordhäuser Rathaus

Mittwoch, 09. Oktober 2019, 17:00 Uhr
Es sind noch rund 90 Tage, dann ist jene Frist abgelaufen, in der die Finanzierung des IFA-Museums noch einigermaßen gesichert ist. Danach könnten die Lichter an der Traktorenstraße in Nordhausen ausgehen, eine jahrelange ehrenamtliche Aufbauarbeit wären umsonst gewesen. Doch der Verein will sich diesem Schicksal nicht ergeben…

Bodo Ramelow besuchte Mitte Juli das IFA-Museum (Foto: nnz) Bodo Ramelow besuchte Mitte Juli das IFA-Museum (Foto: nnz)
Kurze Rückblende: Es war der 17. Juli dieses Jahres, als Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow das IFA-Museum in Nordhausen besuchte und in seiner Anwesenheit die Nordhäuser Bürgermeisterin Jutta Krauth zusagte, dass dieses Museum sowohl in die Museumskonzeption der Stadt aufgenommen, als auch über eine mögliche Finanzierung dessen diskutiert werden sollte. Drei Monate sind seitdem vergangen.

Inzwischen gab es eine Sommerpause, einen neuen Stadtrat und keinen Gesprächstermin, kein Angebot aus dem Rathaus. In dieser Woche sollte ein Termin bei der Bürgermeisterin stattfinden, doch der wurde abgesagt, einen neuen Termin gibt es nicht. Kein Wunder für Vereinsvorsitzenden Hans-Georg Franke, denn: “Uns wurde aus dem Rathaus schon mal signalisiert, dass es eine Ausschilderung für das Museum nicht geben können, da dieses Museum keine überregionale Bedeutung habe.”

Für ihn und seinen Vorstandskollegen Udo Kürbis völlig unverständlich, denn in diesem Jahr werden nicht nur rund 6.000 Besucher erwartet (1.000 mehr als im Jahr zuvor), sondern das können nach vorsichtigen Schätzungen, und folgt man dem Trend der kommunalen Museen, fast doppelt soviel wie in der “Flohburg” sein. Die Grafik zeigt auch, wo die meisten Besucher herkommen. So fügt sich für die Museumsbesucher ein kleines Steinchen nach dem anderen zu einem Mosaik zusammen, das nichts Gutes verheißt. Der Museums-GAU ist letztlich die totale Überforderung der Ehrenämtler und das verständliche Versiegen der über viele Jahre sprudelnden privaten Geld-Quelle.

Grafik (Foto: IFA Museum) Grafik (Foto: IFA Museum)
“Unser Verein hat sich mit dem Bekannteitsgrad unseres Museums ständig weiterentwickelt. Wir haben unter der Woche von Montag bis Freitag geöffnet, zusätzlich zwei Samstage im Monat, wir konzipieren Ausstellungen, übernehmen Führungen, müssen uns um die Finanzen kümmern, Konzepte schreiben und Fördermittel einwerben. Was wir brauchen ist eine kommunale Unterstützung”, sind sich Franke und Kürbis einig.

Beide wissen, dass die Stadt dieses Museum nicht übernehmen wird und kann, aber die Finanzierung einer Museumsleiterin oder eines Museumsleiters, das müsste doch machbar sein. Warum schafft die größte Stadt Nordthüringens nicht das, was das kleine Heringen geschafft hat? Das fragen sich die auch die anderen Vereinsmitglieder. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von Netzwerken, die seit Jahrzehnten bestehen, von Prioritäten in Richtung einer angeblichen Hochkultur in Nordhausen, für die jede zusätzliche Million Euro, jeder Spendenscheck noch nicht genug ist. Den Deckel auf die Melange aus Desinteresse und falschen Prioritäten setzt nach Meinung der beiden Vorständler die Ignoranz der Rathausspitze, insbesondere der jetzigen Kulturamtsleiterin Krauth.

Die Unermüdlichen aus der Traktorenstraße wollen jedoch nicht aufgeben, wollen Ende des Jahres nicht symbolisch das Licht ausschalten, “dafür wurde eigentlich unsererseits zuviel investiert. Das haben wir noch nicht für uns persönlich gemacht, sondern wir wollen das industrielle Erbe dieser Stadt bewahren, das über viele Jahrzehnte Grundlage der Entwicklung von Nordhausen war”, sagt Hans-Georg Franke, doch schon mit einem etwas resignierenden Unterton.

Die nnz schickte zu diesem Thema einen umfangreichen Fragenkatalog an das Nordhäuser Rathaus. Daraufhin gab es eine Antwort: “Gemäß Beschlussfassung durch den Stadtrat hat die Stadtverwaltung bis zum 31.12.2019 konkrete Vorschläge für das IFA-Museum zu erarbeiten. Auch wird im Rahmen der bevorstehenden Haushaltsberatungen das Thema besprochen.”

Bis zum 31.12.2019 sind es - rechnet man die Weihnachtszeit ab - noch 50 Arbeitstage.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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