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Do, 12:00 Uhr
26.06.2025
Olaf Salomon geht in Rente - nicht ganz:

Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Am Ende dieser Woche wird in Nordhausen ein Mann aus seinem aktiven Berufsleben verabschiedet, dem eigentlich nie der Sinn nach Öffentlichkeit stand. Aber gerade deshalb entstanden diese Zeilen, von denen er bis jetzt keine Kenntnis hatte…

Olaf Salomon nimmt Abschied aus der HVV (Foto: nnz) Olaf Salomon nimmt Abschied aus der HVV (Foto: nnz)
Vor 66 Jahren wurde Olaf Salomon in Magdeburg geboren, ging dort zur Schule, erlernte den Beruf eines Kfz-Schlossers und sollte als guter Schwimmer eigentlich mal die Sport-DDR vertreten. Der sportlichen Karriere stand er förmlich selbst im Weg, er wollte nicht so weiter wachsen, wie es die Kaderplanung der Leistungszentren vorhatte. Sein Trainer teilte ihm kurz mit: “Salomon, das wird nix!”

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Olaf Salomon wechselte zum Wurftaubenschießen, wurde sogar Bezirksmeister, doch auch hier stellten sich nicht beeinflussbare Widrigkeiten in seinen Weg zu sportlichem Ruhm. Der Schießplatz in Magdeburg war - weil nahe der Elbe - durch Hochwasser schwer beschädigt und nach Hoppegarten bei Berlin wollte er nicht. Dafür musste er für 18 Monate zur NVA und konnte dann endlich studieren. In Gotha wurde er zum Verkehrsingenieur “ausgebildet”.

Der VEB Kraftverkehr Nordhausen war seine erste Arbeitsstelle nach dem Studium, damals schon an seiner Seite seine Conni, mit der er über 40 Jahre verheiratet ist. Die beiden mussten sich entscheiden, wie es mit seiner Karriere weitergehen sollte: Magdeburg oder Nordhausen? “Ich habe mich für Nordhausen entschieden, weil mir ziemlich zügig eine Zweiraumwohnung zugesagt wurde”, erzählt in unserem Gespräch. Wohnraum war damals - einige werden sich erinnern - wie eine Währung.

In Nordhausen traf Olaf Salomon von 1985 bis 1987 auf Wolfram Liedtke, der spätere und letzte Betriebsdirektor des AWE, des VEB Automobilwerkes Eisenach. Dieser Liedtke hat den jungen Salomon geprägt wie kein Zweiter in seinem beruflichen Werdegang. Es gab klare Anweisungen, klare Forderungen, klare Fragen. Zur Antwort standen zwei Möglichkeiten: Ja oder Nein! In der Liedtke-Ära absolvierte Olaf Salomon ein postgraduales Studium und widmete sich der Berufsausbildung im damaligen Nordhäuser Kraftverkehr.

Über die Wirren der Wende hinweg brachte Salomon nicht nur die damaligen Kollegen, sondern auch seine Erfahrung. 1990/91 wurde das Berufsbildungszentrum für den Straßenverkehr gegründet, dessen Chef er eigentlich bis heute ist. “Eigentlich” deshalb, weil Olaf Salomon - von vielen für seine ruhige, besonnene Art geschätzt - vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh im Februar 2015 angerufen wurde. Conny und Olaf gerade zu Besuch bei Tochter Christin in Kassel und Zeh fragte, ob er sich nicht vorstellen könne, die Nachfolge von Matthias Hartung als Geschäftsführer der Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) zu übernehmen. Er wurde damit Chef für die kommunalen Unternehmen und führte diese über zehn Jahre. Stringent, wirtschaftlich hart, geräuschlos, sozial geprägt und im Hinterkopf immer das “ja” oder “nein” als Antwort erwartend.

Was aber wären diese aufregenden drei Jahrzehnte für ein Arbeitsleben ohne Herausforderungen, die Olaf Salomon und natürlich auch viele Mitstreiter zu meistern hatten. Im ersten Jahr nach der Übernahme der HVV-Geschäfte wurden eine Million Euro an Personal- sowie Rechts- und Beratungskosten durch Umstrukturierungen eingespart. Anfang der 2000er Jahre wurde das legendäre Seifenkistenrennen in der Altstadt etabliert und nach einem Unfall und erhöhten Versicherungsauflagen wieder eingestellt. Wurde das Autodrom gebaut, das bis heute als eine Perle der deutschen Verkehrssicherheit gilt. Wurden die Berufsaktionstage in ihrer bundesrepublikanischen Alleinstellung aus der Taufe gehoben. Wurden leider auch die Außenstellen des BBZ in Halberstadt, Aschersleben, Heldrungen, Leinefelde und Artern geschlossen. Wurde das BBZ mit dem IKL fusioniert und die Berufsausbildung sowie die Berufsorientierung für junge Menschen auf ein noch höheres Niveau gehoben.

Die Zeit nach der Wende sieht Olaf Salomon zwiespältig. Da ist zum einen der ungeheure Stolz auf das, was er und viele seiner Mitstreiter geleistet haben. Da sind aber auch jene Momente, in denen zum Beispiel Kündigungen ausgesprochen werden mussten. Letztes prägte Olaf Salomon. In der DDR unbekannt, übernahm er als Chef Verantwortung für Arbeitsplätze, die das Einkommen von Einzelnen, aber eben auch Familien sichern mussten. Und da war zum Beispiel auch das sehnsüchtige Warten auf Förderzusagen aus dem Dschungel der bürokratischen Zuständigkeiten.

Von links: Thomas Mund, Olaf Salomon und Eric Benkenstein (BBZ) (Foto: privat) Von links: Thomas Mund, Olaf Salomon und Eric Benkenstein (BBZ) (Foto: privat)
Für Olaf, wie ich ihn schon mehr als drei Jahrzehnte kenne, war das Glas immer halbvoll. Das hat ihn geprägt, dafür wurde und wird er geschätzt. Er hat Spuren hinterlassen, die für andere zum Weiterfahren geeignet sind. Er hat ausdrücklich für Thomas Mund (HVV) und Eric Benkenstein (BBZ) als seine Nachfolger geworben. Auch hier galt “Ja” oder “Nein”, denn es geht ihm nicht um die Bewahrung eines Lebenswerkes, so wie es in der Politik gang und gäbe ist, sondern um die möglichst besten Strukturen im Arbeiten für das kommunale Gemeinwesen.

War es das nun nach dem Freitag dieser Woche? Ja und nein! Ja - weil mit 66 der doch vorhandene tägliche Stress nicht mehr sein muss. Nein - weil seine Erfahrungen und Expertisen immer noch gefragt sind. Er wird ehrenamtlich in der Kreisverkehrswacht, in der Landesverkehrswacht, beim Horizont-Verein….. Halt.

Es gibt jetzt andere Prioritäten. Ihre Umsetzung beginnt am Mittwoch nächster Woche. Dann sitzt Olaf hinter dem Lenkrad des familiären Wohnmobils und kutschiert nicht nur seine Conni, sondern auch Labrador “Bruno” zu einem Platz am Waldrand in der Nähe von Kassel. Bei einem Gläschen Wein wird er vielleicht an all die Berufsjahre zurückdenken und zu dem Schluss kommen: “Mensch, ich war mittendrin und nicht nur dabei und das war gut so”!
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

Kommentare
Borstel
26.06.2025, 12.32 Uhr
Ein toller Artikel
Schöner lässt sich ein Berufsleben kaum beschreiben , ohne dass ich diesen Menschen kenne.
HausH
26.06.2025, 16.38 Uhr
Vielen Dank
Einer der besten, ehrlichsten, klügsten Macher der Stadt, der Region in Sachen Verkehr, Bildung, kommunalen Belangen uvm. verlässt die aktive Bühne. In den vergangenen Jahrzehnten konnten wir uns /ich mich immer auf Deinen Rat und Deine Tat verlassen.

Alle hauptamtlichen Politiker in Stadt und Landkreis sollten sich eine symbolische Scheibe von ihm abschneiden.

Vielen Dank für Dein Wirken und noch viele erfüllte Stunden auch beim Camping.
Schelenhaus
26.06.2025, 20.14 Uhr
Danke Olaf
für Deine besonnene, ruhige und stets verlässliche Art, Verantwortung zu übernehmen.

Solche Qualitäten wünsche ich der Region in vielen anderen Positionen...

Mögest Du und deine Familie noch viele glückliche Jahre im Unruhestand erleben!

Alle Gute
Arndt Schelenhaus
flU nomolaS
26.06.2025, 21.14 Uhr
Genieße die kommende Zeit
Ich kenne Olaf nun schon 57 Jahre und bin Stolz auf ihn und Seine Leistungen.
Wir wünschen Dir Olaf und deiner Familie alles gute viel Gesundheit und das du jetzt endlich auch mal loslassen kannst darfst von der Arbeit.
Viele Grüße aus MD
Walküren(t)ritt
26.06.2025, 21.28 Uhr
Schön, dass es solche Menschen gibt
Toller Artikel von „PSG“, der es auch aus meiner Sicht auf den Punkt bringt: da geht einer in den wohlverdienten (Un-)Ruhestand, der mit viel Augenmaß und Fairness das Ruder der Stadtwerke auf Kurs gehalten hat, auch in turbulentesten Zeiten!
Danke, Herr Salomon, für 10 richtig gute Jahre.
Alles Gute für Sie und Ihre Frau!
Ich würde sagen: darauf ein Schlehenlikörchen!😉
Bleiben Sie gesund und genießen Sie den neuen Lebensabschnitt!
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