Sa, 17:14 Uhr
20.11.2021
Pflegeeinsätze in der Rüdigsdorfer Schweiz
BUND kämpft weiter gegen den Artenschwund
Jobbedingt war es Mitgliedern und Freunden des BUND-Kreisverbandes Nordhausen in dieser Arbeitswoche möglich, zumindest nachmittags aktiv für den Artenschutz tätig zu werden. Im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz wurden bei den Einsätzen 125 und 126 zu zweit bzw. zu dritt zwei Projektflächen gemäht...
Hochrasigkeit, Verbuschung, Stickstoffanreicherung, Lückenschluss der Vegetationsdecke und Verfilzung sind einige der Hauptprobleme, die auch im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz die Erhaltung bedrohter Pflanzenarten erschweren.
Wir vom BUND-Kreisverband konnten durch gezielte Maßnahmen wichtige Beiträge für die Erhaltung und Förderung zahlreicher bedrohter Pflanzenarten auf ausgewählten Flächen leisten.
Verbunden sind diese Maßnahmen mit einer kontinuierlichen Überwachung und Erfassung der Bestände zumindest einiger bedrohter Arten.
In der vergangenen Woche mähten wir im NSG einen von drei Wiesenwuchsorten der Orchidee Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula) und einen Steilhang mit Vorkommen gleich mehrerer in Thüringen bedrohter oder geschützter Pflanzenarten: u.a. Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides), Berg-Lauch (Allium lusitanicum), Echtes Federgras (Stipa pennata), Steppen-Sesel (Seseli annuum), Fransen-Enzian (Gentianopsis ciliata), Ebensträußiges Gipskraut (Gypsophila fastigiata) und Berg-Aster (Aster amellus) sind neben mehreren bedrohten Flechten-Arten nur einige der Spezies, die in Übereinstimmung u.a. mit der Schutzgebietsverordnung und der FFH-Richtlinie der EU von uns erhalten werden.
Durch handmaschinelle Mahd und Beräumung erzielen wir seit mehreren Jahren einen schonenden Nährtoffentzug mit Bodenverwundungen, durch den die einst verbreitet präsente Schaf-Hütehaltung in gewisser Weise immitiert wird.
Leider besteht in Thüringen nach wie vor ein Widerspruch zwischen Wort und Tat. Auch unter Rot-Rot-Grün hat sich daran nur wenig geändert: Einerseits soll der Artenschwund seit Jahrzehnten gestoppt werden, ja, es werden hierfür Millionen Euro Steuergeld z.B. für Natura 2000-Stationen ausgegeben, andererseits fehlt es nicht selten an der Berücksichtigung konkreter Ansprüche der jeweiligen bedrohten Arten bei der allerdings unzweifelhaft notwendigen Bewirtschaftung naturschutzrelevanter Flächen und deren Planung.
Die EU-Kommission verklagte Deutschland wegen seines Umganges mit der FFH-Richtlinie zur Erhaltung bedrohter Lebensraumtypen und ihres Arteninventars denn auch erst vor einigen Monaten: "Die EU-Kommission gehe davon aus, dass es in den Bundesländern und auf Bundesebene allgemeine und anhaltende Praxis war, für alle 4.606 Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung keine hinreichend detaillierten und quantifizierten Erhaltungsziele festzulegen. Das habe negative Auswirkungen auf die Qualität und die Wirksamkeit der Erhaltungsmaßnahmen." heißt es z.B. bei www.forstpraxis.de.
Vielleicht waren auch deswegen u.a. auch in der Rüdigsdorfer Schweiz nach 1990 Rückgänge bei wichtigen, in Thüringen stark gefährdeten Arten, so bei der deutschlandweit sehr seltenen Schmalblättrigen Wiesenraute (Thalictrum simplex ssp. tenuifolium) und beim Färber-Meier (Asperula tinctoria) ebeno möglich, wie bei der Qualität von Lebensraumtypen mit gemeinschaftlicher Bedeutung, wie allein schon Fotovergleiche über mehrere Jahrzehnte belegen. Beide Arten kommen auf den vom BUND-Kreisverband gemähten Flächen noch vor. In den letzten Jahren wurden sie und einige andere Arten, vermutlich durch eine weitere Extensivierung der zahlreiche Flächen offen haltenden Rinderweide, erfreulicherweise auch wieder außerhalb unserer Mahdflächen verstärkt beobachtet.
Zur Verhinderung von weiteren Verlusten sowie zur Erhaltung und Förderung dieser und anderer Arten wünschten wir uns eine bessere Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser und dessen Vorsitzenden Egon Primas und der Unteren Naturschutzbehörde, die jedoch auf nachweislich zahlreiche Angebote hierzu in den vergangenen Jahren kaum eingingen.
Bodo Schwarzberg
Autor: redHochrasigkeit, Verbuschung, Stickstoffanreicherung, Lückenschluss der Vegetationsdecke und Verfilzung sind einige der Hauptprobleme, die auch im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz die Erhaltung bedrohter Pflanzenarten erschweren.
Wir vom BUND-Kreisverband konnten durch gezielte Maßnahmen wichtige Beiträge für die Erhaltung und Förderung zahlreicher bedrohter Pflanzenarten auf ausgewählten Flächen leisten.
Verbunden sind diese Maßnahmen mit einer kontinuierlichen Überwachung und Erfassung der Bestände zumindest einiger bedrohter Arten.
In der vergangenen Woche mähten wir im NSG einen von drei Wiesenwuchsorten der Orchidee Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula) und einen Steilhang mit Vorkommen gleich mehrerer in Thüringen bedrohter oder geschützter Pflanzenarten: u.a. Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides), Berg-Lauch (Allium lusitanicum), Echtes Federgras (Stipa pennata), Steppen-Sesel (Seseli annuum), Fransen-Enzian (Gentianopsis ciliata), Ebensträußiges Gipskraut (Gypsophila fastigiata) und Berg-Aster (Aster amellus) sind neben mehreren bedrohten Flechten-Arten nur einige der Spezies, die in Übereinstimmung u.a. mit der Schutzgebietsverordnung und der FFH-Richtlinie der EU von uns erhalten werden.
Das Echte Federgras (Stipa pennata) verfügt im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz über mehrere kleine Bestände. Die Vorkommen gehören in Mitteleuropa zu den westlichsten dieser kontinental verbreiteten Steppenart und bedürfen daher eines besonderen Schutzes. Mitglieder und Freunde sorgen auf zwei Vertragsflächen durch gezielte Maßnahmen für die Erhaltung dieser attraktiven Art. (Foto: Bodo Schwarzberg)
Durch handmaschinelle Mahd und Beräumung erzielen wir seit mehreren Jahren einen schonenden Nährtoffentzug mit Bodenverwundungen, durch den die einst verbreitet präsente Schaf-Hütehaltung in gewisser Weise immitiert wird.
Leider besteht in Thüringen nach wie vor ein Widerspruch zwischen Wort und Tat. Auch unter Rot-Rot-Grün hat sich daran nur wenig geändert: Einerseits soll der Artenschwund seit Jahrzehnten gestoppt werden, ja, es werden hierfür Millionen Euro Steuergeld z.B. für Natura 2000-Stationen ausgegeben, andererseits fehlt es nicht selten an der Berücksichtigung konkreter Ansprüche der jeweiligen bedrohten Arten bei der allerdings unzweifelhaft notwendigen Bewirtschaftung naturschutzrelevanter Flächen und deren Planung.
Die EU-Kommission verklagte Deutschland wegen seines Umganges mit der FFH-Richtlinie zur Erhaltung bedrohter Lebensraumtypen und ihres Arteninventars denn auch erst vor einigen Monaten: "Die EU-Kommission gehe davon aus, dass es in den Bundesländern und auf Bundesebene allgemeine und anhaltende Praxis war, für alle 4.606 Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung keine hinreichend detaillierten und quantifizierten Erhaltungsziele festzulegen. Das habe negative Auswirkungen auf die Qualität und die Wirksamkeit der Erhaltungsmaßnahmen." heißt es z.B. bei www.forstpraxis.de.
Vielleicht waren auch deswegen u.a. auch in der Rüdigsdorfer Schweiz nach 1990 Rückgänge bei wichtigen, in Thüringen stark gefährdeten Arten, so bei der deutschlandweit sehr seltenen Schmalblättrigen Wiesenraute (Thalictrum simplex ssp. tenuifolium) und beim Färber-Meier (Asperula tinctoria) ebeno möglich, wie bei der Qualität von Lebensraumtypen mit gemeinschaftlicher Bedeutung, wie allein schon Fotovergleiche über mehrere Jahrzehnte belegen. Beide Arten kommen auf den vom BUND-Kreisverband gemähten Flächen noch vor. In den letzten Jahren wurden sie und einige andere Arten, vermutlich durch eine weitere Extensivierung der zahlreiche Flächen offen haltenden Rinderweide, erfreulicherweise auch wieder außerhalb unserer Mahdflächen verstärkt beobachtet.
Zur Verhinderung von weiteren Verlusten sowie zur Erhaltung und Förderung dieser und anderer Arten wünschten wir uns eine bessere Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser und dessen Vorsitzenden Egon Primas und der Unteren Naturschutzbehörde, die jedoch auf nachweislich zahlreiche Angebote hierzu in den vergangenen Jahren kaum eingingen.
Bodo Schwarzberg
Kommentare
Halssteckenbleib
20.11.2021, 21.27 Uhr
Kampf um Artenschutz
Wenn weiter alles zu betoniert wird ist bald Schluß mit Artenschutz.Eines Tages wird sich der Mensch wenn er ne Mücke sieht freuen wie ein Schneekönig.Statt breitschlagen kämpft man dann darum die Art Mücke zu erhalten...schlimm alles....
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Leser X
21.11.2021, 12.23 Uhr
Der vorherige Kommentar...
... war wieder einer aus der Reihe derer, die die Welt nicht braucht. Außerdem hat er den Ablauf meines Verdauungsvorgangs so kurz nach dem Mittagessen gestört.
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Paulinchen
21.11.2021, 13.08 Uhr
Den Kampf um...
... Artenschutz haben doch die Grünen im Kampf für die politische Macht aufgegeben. Es geht im Moment nur um die Plätze in den Ministerien.
Da spielt es keine Rolle, wieviel Vögel und Pflanzen von welcher Art verloren gegangen sind. Die Schreddermuehlen haben jetzt oberste Priorität. Dafür werden sicher in naher Zukunft noch die Abstandsregeln neu verändert. Es kommen nicht nur grüne, reiche und bunte Zeiten auf uns zu.
Da spielt es keine Rolle, wieviel Vögel und Pflanzen von welcher Art verloren gegangen sind. Die Schreddermuehlen haben jetzt oberste Priorität. Dafür werden sicher in naher Zukunft noch die Abstandsregeln neu verändert. Es kommen nicht nur grüne, reiche und bunte Zeiten auf uns zu.
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diskobolos
21.11.2021, 17.33 Uhr
Ach Paulinchen,
"Es geht im Moment nur um die Plätze in den Ministerien."
Woher wollen SIE denn das wissen? Ich als Außenstehender vermute, es geht um Klima, Steuern, Rente, Pflege, Energie usw.
Woher wollen SIE denn das wissen? Ich als Außenstehender vermute, es geht um Klima, Steuern, Rente, Pflege, Energie usw.
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