Do, 10:00 Uhr
27.02.2020
Nachgefragt:
Einzigartige Entsorgung
Der Ausbau der Windenergie kommt in Deutschland nicht mehr so zügig voran, wie sich das Polit-Vordenker erhoffen. Parallel dazu müssen ausgediente Anlagen abgebaut und entsorgt werden. Ein Unternehmen aus dem Landkreis Nordhausen kennt sich damit bestens aus. Wir haben es besucht...
Die Teile warten auf ihre Entsorgung (Foto: privat)
Bis zu 4.000 Windkraftanlagen werden wohl in den kommenden vier bis fünf Jahren abgebaut und teilweise durch neue, leistungsstärkere ersetzt werden. Das ist die Prognose von Ulf Thelemann, dem Geschäftsführer der Firma "Gebrüder Aurin" in Hamma.
Auf dem riesigen Gelände des Unternehmens am Ortsrand lagert zwischen dem beherrschenden Stahlschrott auch das, was sich einst in Deutschland durch die Landschaft drehte - Rotorblätter von Windkraftanlagen. Oder zumindest das, was von ihnen nach einer ersten "Vorbehandlung" am Ort der einstigen Stromproduktion übrig blieb.
"Die Rotorblätter der Anlagen, die aktuell sowie in den kommenden Jahren zurückgebaut und ersetzt werden, bestehen aus GFK (Glasfaserverbundkunststoff), welcher zu 100 Prozent thermisch und stofflich verwertet wird. Dabei wird aus den GFK-Abfällen in einem innovativen Recyclingverfahren ein hochwertiges Substitut für die Zementindustrie gewonnen. Unsere Firma hat sich seit rund drei Jahren mit der Entsorgung von Teilen der Rotorblätter beschäftigt", berichtet Ulf Thelemann im Gespräch mit der nnz.
Und das läuft so ab: Vor Ort, also am Ort der Demontage, werden die Rotorblätter, die bis zu 45 Meter lang sind, auf ein notwendiges Transportmaß geschnitten. Die bis zu zwei Meter langen Endstücke, die am Maschinenhaus angeflanscht werden, die enthalten neben dem GFK auch Metall, um zum Beispiel die Schraubverbindungen zum Maschinenhaus zu gewährleisten. Diese Endstücke werden auf dem Firmengelände so behandelt, dass danach die beiden Komponenten (Metallschrott und GFK) getrennt entsorgt werden können.
Stahl und GFK werden in Hamma peinlich genau getrennt (Foto: nnz)
Bei Metall ist das kein großes Thema. Doch wie steht es um die Entsorgung des Glasfaserverbundstoffes? "Auch hierfür gibt es ein Verfahren, das einzigartig in Deutschland ist und nur von einer Firma in Bremen angeboten werden kann, die neowa GmbH. Deren Verfahren mit dem Namen 'Neocomp' ist einzigartig in Europa", erläutert Thelemann.
Im vergangenen Jahr habe das Entsorgungsunternehmen in Hamma rund 400 Tonnen Glasfaserverbundkunststoffe auf die Reise nach Bremen geschickt, in diesem Jahr ist ein Kontingent von fast 500 Tonnen von den Bremern genehmigt worden. Ulf Thelemann hat sich mit seinem Unternehmen inzwischen einen Namen gemacht, er ist, neben der Trennung und Entsorgung von Stahl und GFK auch für den Rückbau des Betons sowie zur Wiederherstellung des Bodens rund um ein abgebauten Windkraftanlagen zuständig. "Wir sind bundesweit zugange und haben uns eine stabile Auftragslage erarbeitet. Seit sechs Jahren beschäftige ich mich mit diesem Segment der Entsorgungswirtschaft und wir haben nicht nur alles immer richtig gemacht, sondern auch Lehrgeld bezahlt", weiß Thelemann zu berichten.
Doch aus den Fehlern hat man in Hamma gelernt und so steht man vor einer Entscheidung für eine weitere Investition im Unternehmen. Schließlich kommt der große Run in punkto Entsorgung alter Windkraftanlagen erst noch in Schwung. Und in Hamma will man dann dafür gerüstet sein.
Peter-Stefan Greiner
Autor: redDie Teile warten auf ihre Entsorgung (Foto: privat)
Bis zu 4.000 Windkraftanlagen werden wohl in den kommenden vier bis fünf Jahren abgebaut und teilweise durch neue, leistungsstärkere ersetzt werden. Das ist die Prognose von Ulf Thelemann, dem Geschäftsführer der Firma "Gebrüder Aurin" in Hamma.
Auf dem riesigen Gelände des Unternehmens am Ortsrand lagert zwischen dem beherrschenden Stahlschrott auch das, was sich einst in Deutschland durch die Landschaft drehte - Rotorblätter von Windkraftanlagen. Oder zumindest das, was von ihnen nach einer ersten "Vorbehandlung" am Ort der einstigen Stromproduktion übrig blieb.
"Die Rotorblätter der Anlagen, die aktuell sowie in den kommenden Jahren zurückgebaut und ersetzt werden, bestehen aus GFK (Glasfaserverbundkunststoff), welcher zu 100 Prozent thermisch und stofflich verwertet wird. Dabei wird aus den GFK-Abfällen in einem innovativen Recyclingverfahren ein hochwertiges Substitut für die Zementindustrie gewonnen. Unsere Firma hat sich seit rund drei Jahren mit der Entsorgung von Teilen der Rotorblätter beschäftigt", berichtet Ulf Thelemann im Gespräch mit der nnz.
Und das läuft so ab: Vor Ort, also am Ort der Demontage, werden die Rotorblätter, die bis zu 45 Meter lang sind, auf ein notwendiges Transportmaß geschnitten. Die bis zu zwei Meter langen Endstücke, die am Maschinenhaus angeflanscht werden, die enthalten neben dem GFK auch Metall, um zum Beispiel die Schraubverbindungen zum Maschinenhaus zu gewährleisten. Diese Endstücke werden auf dem Firmengelände so behandelt, dass danach die beiden Komponenten (Metallschrott und GFK) getrennt entsorgt werden können.
Stahl und GFK werden in Hamma peinlich genau getrennt (Foto: nnz)
Bei Metall ist das kein großes Thema. Doch wie steht es um die Entsorgung des Glasfaserverbundstoffes? "Auch hierfür gibt es ein Verfahren, das einzigartig in Deutschland ist und nur von einer Firma in Bremen angeboten werden kann, die neowa GmbH. Deren Verfahren mit dem Namen 'Neocomp' ist einzigartig in Europa", erläutert Thelemann.
Im vergangenen Jahr habe das Entsorgungsunternehmen in Hamma rund 400 Tonnen Glasfaserverbundkunststoffe auf die Reise nach Bremen geschickt, in diesem Jahr ist ein Kontingent von fast 500 Tonnen von den Bremern genehmigt worden. Ulf Thelemann hat sich mit seinem Unternehmen inzwischen einen Namen gemacht, er ist, neben der Trennung und Entsorgung von Stahl und GFK auch für den Rückbau des Betons sowie zur Wiederherstellung des Bodens rund um ein abgebauten Windkraftanlagen zuständig. "Wir sind bundesweit zugange und haben uns eine stabile Auftragslage erarbeitet. Seit sechs Jahren beschäftige ich mich mit diesem Segment der Entsorgungswirtschaft und wir haben nicht nur alles immer richtig gemacht, sondern auch Lehrgeld bezahlt", weiß Thelemann zu berichten.
Doch aus den Fehlern hat man in Hamma gelernt und so steht man vor einer Entscheidung für eine weitere Investition im Unternehmen. Schließlich kommt der große Run in punkto Entsorgung alter Windkraftanlagen erst noch in Schwung. Und in Hamma will man dann dafür gerüstet sein.
Peter-Stefan Greiner
Kommentare
LAGE
27.02.2020, 15.31 Uhr
Entsorgung der WKA
Es ist sehr gut, das man eine Entsorgungsmöglichkeit für die ausgedienten Anlagen gefunden hat!
Interessant wären doch auch die damit verbundenen Kosten bis zur Herstellung des genutzten Bodens und wer diese Kosten übernimmt!
Interessant wären doch auch die damit verbundenen Kosten bis zur Herstellung des genutzten Bodens und wer diese Kosten übernimmt!
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Kama99
27.02.2020, 15.49 Uhr
@LAGE
Die Entsorgungskosten werden wohl demnächst ein weiterer Posten auf der Stromrechnung sein.
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