Di, 08:00 Uhr
10.12.2019
Kirchgemeinde will Gotteshaus sanieren
Woffleben lebt!
Über 1000 Einwohner zählte Woffleben einst, eine POS gab es hier, einen großen Kindergarten, eine Gemeindeschwester. Heute zählt man gerade noch 470 Wofflebener, Schule und Kindergarten gibt es nicht mehr, der Dorfarzt hat aufgegeben, der einzige der geblieben ist, ist der Friseursalon. Den schleichenden Niedergang des alten Dorfes will man in Woffleben nicht einfach hinnehmen. Die Dorfgemeinschaft rückt näher zusammen und will ein Großprojekt anpacken…
Angefangen hat alles mit einer WhatsApp Gruppe. Woffleben lebt wurde im Frühjahr 2018 gegründet. Das erklärte Ziel: die Dorfgemeinschaft zusammenbringen, und die gegenseitige Unterstützung von Sportverein, Karnevalisten, Feuerwehr, Gymnastikdamen und Kirchgemeinde stärken.
Nicht das es das vorher nicht gegeben hätte, erzählt Ute Blanke, geborene Woffleberin und ehemalige Gemeindeschwester. Geholfen hat man sich immer, etwa wenn es um die Organisation des Johannisfestes ging, traditionell die große Festlichkeit im Jahreskalender des Dorfes. Mit der Gründung der Gruppe sei man aber noch einmal näher zusammengerückt. Das Kind hat einen Namen bekommen, allein das hat schon etwas bewirkt und der Wille zusammemzustehen ist auch nach außen sichtbar, da weht schon eine neuer Wind, sagt Blanke. Dabei kamen auch konkrete Neuerungen heraus, etwa ein Sportgottesdienst zum dreitägigen Wofflebener Sportfest.
Ein Ort wie Woffleben brauche ein funktionierendes Dorfleben, wenn es in Zukunft weiter gehen soll, meint Astrid Lautenschläger, Mitglied im neu gewählten Kirchenvorstand. Den langsamen Gang ins Dunkel wolle man nicht einfach hinnehmen, nur wenn es im Dorf wieder ein vielfältiges, gesellschaftliches Leben geben könne, dass auch über einzelne Höhepunkte wie das Weihnachtsfest oder den Johannistag hinausgehe, hätten die Menschen wieder Anreiz, auf das Land zu ziehen oder hier zu bleiben.
Dazu gehöre auch ein fester Dorfmittelpunkt, im Falle von Woffleben wäre das die Kirche. Nehmen Sie die Kirchenuhr. Mit der Uhr lebt und stirbt der Alltag im Dorf, das ist unser Taktgeber. Wenn die Uhr nicht geht, läuft nichts. Als Kinder brauchten wir nie eine eigene Uhr, wenn die Kirchuhr sechs mal schlug war klar das es Zeit war nach Hause zu kommen, erinnert sich Lautenschläger.
Die Uhr der Kirche funktioniert noch, der Bau selber ächzt unter der Last der Jahrhunderte und gut gemeinter aber misslungener Sanierungsversuche. Zu DDR-Zeiten wurden Betonziegel bei der Ausbesserung des Daches verwendet, die eigentlich zu schwer für das alte Gemäuer sind und im Inneren wütet der Schimmel hinter dem damals aufgebrachten Putz. Die Kirche wie sie heute steht wurde Mitte des 18. Jahrhunderts vom alten Fritz in Auftrag gegeben. Der Preußenkönig ließ die Patronatskirche auf den Mauern einer uralten Feldkirche aufbauen, deren Ursprung sich bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Woffleben ist alt, mindestens so alt wie die Kreisstadt Nordhausen, beide Orte können auf die gleiche Geburtsurkunde aus dem Jahr 927 verweisen. Während sich in der alten Reichsstadt in den letzten Jahren viel getan hat scheint die Zeit über das kleine Woffleben hinweggegangen zu sein.
Das Dorf sei ein Stück weit das sprichtwörtlche fünfte Rad am Wagen, sagt Ute Blanke, eingezwängt zwischen Ellrich im Westen, zu dem dem Woffleben gehört, und der Gemeinde Harztor und Nordhausen im Osten. Man bekomme den Eindruck, dass es in der Region an Geld und an Verständnis für die kleineren Gemeinden fehle.
Im Inneren der Kirche finden sich viele solcher maroden Stellen und mancher Riss (Foto: Angelo Glashagel) Die Rettung der Kirche will man deswegen nun selber in die Hand nehmen. Wenn nichts getan wird, verfällt die Kirche früher oder später, sagt Lautenschläger. Um das zu verhindern will man im kommenden Jahr einen Kirchbauverein gründen und anfangen, Fördermittel für den Erhalt des Gotteshauses einzuwerben. Ein Sanierungskonzept gibt es bereits, mit dem verjüngten Kirchenvorstand und einem engagierten, neuen Pfarrer kann man mit Elan an die Sache gehen.
Der Größe der Aufgabe ist man sich bewusst, es gibt viel zu tun, wahrscheinlich über Jahre hinweg. Da viele Fördertöpfe ohne Eigenleistungen nicht anzuzapfen sind, hofft der Kirchenvorstand auf Hilfe aus dem Ort. Die Bereitschaft dazu sei da, meint Blanke, gerade dann wenn man direkt auf die Menschen der Dorfgemeinschaft zugehe.
Ein unmögliches Unterfangen ist die Sanierung der Kirche und die Belebung des Dorflebens nicht, Beispiele wie es gehen kann gibt es in der Region einige. Im wesentlich kleineren Elende etwa hat man es in vielen kleinen Schritten geschafft, die alte Wegekapelle am Dorfrand zu restaurieren. Wenn man in Woffleben zusammensteht, kann sicher ähnliches gelingen. Dafür braucht es engagierte Leute, die das Heft des Handelns an sich nehmen. Und vielleicht werfen dann auch die großen des Kreises einen Blick auf das kleine Dorf.
Angelo Glashagel
Autor: redAngefangen hat alles mit einer WhatsApp Gruppe. Woffleben lebt wurde im Frühjahr 2018 gegründet. Das erklärte Ziel: die Dorfgemeinschaft zusammenbringen, und die gegenseitige Unterstützung von Sportverein, Karnevalisten, Feuerwehr, Gymnastikdamen und Kirchgemeinde stärken.
Nicht das es das vorher nicht gegeben hätte, erzählt Ute Blanke, geborene Woffleberin und ehemalige Gemeindeschwester. Geholfen hat man sich immer, etwa wenn es um die Organisation des Johannisfestes ging, traditionell die große Festlichkeit im Jahreskalender des Dorfes. Mit der Gründung der Gruppe sei man aber noch einmal näher zusammengerückt. Das Kind hat einen Namen bekommen, allein das hat schon etwas bewirkt und der Wille zusammemzustehen ist auch nach außen sichtbar, da weht schon eine neuer Wind, sagt Blanke. Dabei kamen auch konkrete Neuerungen heraus, etwa ein Sportgottesdienst zum dreitägigen Wofflebener Sportfest.
Ein Ort wie Woffleben brauche ein funktionierendes Dorfleben, wenn es in Zukunft weiter gehen soll, meint Astrid Lautenschläger, Mitglied im neu gewählten Kirchenvorstand. Den langsamen Gang ins Dunkel wolle man nicht einfach hinnehmen, nur wenn es im Dorf wieder ein vielfältiges, gesellschaftliches Leben geben könne, dass auch über einzelne Höhepunkte wie das Weihnachtsfest oder den Johannistag hinausgehe, hätten die Menschen wieder Anreiz, auf das Land zu ziehen oder hier zu bleiben.
Dazu gehöre auch ein fester Dorfmittelpunkt, im Falle von Woffleben wäre das die Kirche. Nehmen Sie die Kirchenuhr. Mit der Uhr lebt und stirbt der Alltag im Dorf, das ist unser Taktgeber. Wenn die Uhr nicht geht, läuft nichts. Als Kinder brauchten wir nie eine eigene Uhr, wenn die Kirchuhr sechs mal schlug war klar das es Zeit war nach Hause zu kommen, erinnert sich Lautenschläger.
Die Uhr der Kirche funktioniert noch, der Bau selber ächzt unter der Last der Jahrhunderte und gut gemeinter aber misslungener Sanierungsversuche. Zu DDR-Zeiten wurden Betonziegel bei der Ausbesserung des Daches verwendet, die eigentlich zu schwer für das alte Gemäuer sind und im Inneren wütet der Schimmel hinter dem damals aufgebrachten Putz. Die Kirche wie sie heute steht wurde Mitte des 18. Jahrhunderts vom alten Fritz in Auftrag gegeben. Der Preußenkönig ließ die Patronatskirche auf den Mauern einer uralten Feldkirche aufbauen, deren Ursprung sich bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Woffleben ist alt, mindestens so alt wie die Kreisstadt Nordhausen, beide Orte können auf die gleiche Geburtsurkunde aus dem Jahr 927 verweisen. Während sich in der alten Reichsstadt in den letzten Jahren viel getan hat scheint die Zeit über das kleine Woffleben hinweggegangen zu sein.
Das Dorf sei ein Stück weit das sprichtwörtlche fünfte Rad am Wagen, sagt Ute Blanke, eingezwängt zwischen Ellrich im Westen, zu dem dem Woffleben gehört, und der Gemeinde Harztor und Nordhausen im Osten. Man bekomme den Eindruck, dass es in der Region an Geld und an Verständnis für die kleineren Gemeinden fehle.
Im Inneren der Kirche finden sich viele solcher maroden Stellen und mancher Riss (Foto: Angelo Glashagel) Die Rettung der Kirche will man deswegen nun selber in die Hand nehmen. Wenn nichts getan wird, verfällt die Kirche früher oder später, sagt Lautenschläger. Um das zu verhindern will man im kommenden Jahr einen Kirchbauverein gründen und anfangen, Fördermittel für den Erhalt des Gotteshauses einzuwerben. Ein Sanierungskonzept gibt es bereits, mit dem verjüngten Kirchenvorstand und einem engagierten, neuen Pfarrer kann man mit Elan an die Sache gehen.
Der Größe der Aufgabe ist man sich bewusst, es gibt viel zu tun, wahrscheinlich über Jahre hinweg. Da viele Fördertöpfe ohne Eigenleistungen nicht anzuzapfen sind, hofft der Kirchenvorstand auf Hilfe aus dem Ort. Die Bereitschaft dazu sei da, meint Blanke, gerade dann wenn man direkt auf die Menschen der Dorfgemeinschaft zugehe.
Ein unmögliches Unterfangen ist die Sanierung der Kirche und die Belebung des Dorflebens nicht, Beispiele wie es gehen kann gibt es in der Region einige. Im wesentlich kleineren Elende etwa hat man es in vielen kleinen Schritten geschafft, die alte Wegekapelle am Dorfrand zu restaurieren. Wenn man in Woffleben zusammensteht, kann sicher ähnliches gelingen. Dafür braucht es engagierte Leute, die das Heft des Handelns an sich nehmen. Und vielleicht werfen dann auch die großen des Kreises einen Blick auf das kleine Dorf.
Angelo Glashagel
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