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Schneechaos beim 10. Südharz-Hunderter

Montag, 06. Dezember 2010, 13:45 Uhr
Die Jubiläumstour von Halle nach Nordhausen hat den Teilnehmern des 10. Südharz-Hunderters viel abverlangt. Hier die Dokumentation in Worten und Bildern...

100 Kilometer (Foto: privat) 100 Kilometer (Foto: privat)

Zwischen 13 und 20 cm Schnee, Eis, niedrige Temperaturen und 14 Stunden Dunkelheit erschwerten die von Wanderleiter Bodo Schwarzberg üblicherweise als „leichten Hunderter“ bezeichnete Langstreckenwanderung zum zweiten Advent.

Zielfoto (Foto: privat) Zielfoto (Foto: privat)
100 Kilometer geschafft! V.l.n.r.: Klaus Rieder (Gießen), Prof. Dr. Reinhardt Kappe (Nordhausen), Karl Illhardt (Nordhausen), Detlef Koch (Berlin), Oliver Mieth (Schirgiswalde), Claudia Gentner (Nordhausen, 73 km), Dieter Hammer (Lieskau bei Halle), vorn: Wanderleiter Bodo Schwarzberg (Nordhausen)

Angesichts der Wetterbedingungen waren drei Teilnehmer erst gar nicht am Start erschienen, ein weiterer strich nach etwa 30 Kilometern die Segel. Acht Wanderer erreichten schließlich am Sonntagmittag nach 26 Stunden das Ziel am Hauptbahnhof Nordhausen. Ältester Teilnehmer war Dieter Hammer aus Lieskau bei Halle mit 68 Jahren, mit dem Schwarzberg im August den ganzen Harz von West nach Ost über 150 km beim 5. Harz-Hunderter EXTREM durchquert hatte.

"Die Anforderungen waren insbesondere durch die schneebedingten zusätzlichen Kraftaufwand sehr hoch, zumal wir auf der Route oft kilometerweit die ersten Menschen seit dem Einsätzen der Schneefälle waren“, erklärt der Nordhäuser Wanderleiter. Letzteres führte z.B. dazu, dass sich die Gruppe auf einem 4,5 km langem Teilstück hinter Eisleben auf einem verschneiten Acker mit vielen Schneewehen ständig neu orientieren musste, um bei Dunkelheit nicht die optimale Richtung zu verlieren.

100 Kilometer (Foto: privat) 100 Kilometer (Foto: privat) Durch das unentwegte Stapfen wurden bei so manchem die Beine schwer und letztlich war es nur der Wille, 100 km trotz der herrschenden Bedingungen zu bewältigen, oder einfach nur auf die nächste, 30 km entfernte Gaststätteneinkehr, die sie stetig weiter vorantrieb.

Kleinere Probleme am Rande würzten die Tour: So hatte der Wanderleiter seinen Teleskopstock nach einer kleinen Pause in einer Schneewehe stecken lassen und lief zwei Kilometer zurück, um ihn zu holen, ein anderer hatte anderswo gleich zwei Stöcke vergessen. Wollmützen, die durch den Schweiß nass geworden, und anschließend gefroren waren, konnten nicht wieder aufgesetzt werden, und das stetige An-und Ausziehen von Handschuhen je nach Befinden, sorgte ebenso für Abwechslung, wie kleinere, allesamt glimpflich ausgegangene Stürze .

Auch wenn all das recht dramatisch klingt, so war der 10. Südharz-Hunderter doch für alle, die ihr Ziel erreichten, ein angenehmes Erlebnis. „Wir haben ein weihnachtlich geschmücktes Stück Mitteldeutschland mitten im Schnee erlebt. Das hat mich persönlich für so manche Anstrengung entschädigt“, sagt Bodo Schwarzberg. Hinzu kam eine angesichts der Bedingungen ausgesprochene Gelöstheit und hervorragende Stimmung unter den Teilnehmern. „Wir haben so viel gelacht, wie schon lange nicht mehr“, sagt der Wanderleiter, der den bis dahin erstaunlicherweise fast eingehaltenden Zeitplan zum Frühstück im Uftrunger Haseltal außer Kraft setzte und eine Stunde länger Pause „verordnete“, um noch ein wenig Advent feiern zu können und dem Humor freien Lauf zu lassen. „Unsere Wirtin dort sorgte zusätzlich für gute Laune, als sie verkündete, beim nächsten Mal ein Stück mit uns zu gehen – gemeinsam mit ihren achtjährigen Zwillingsjungs“, sagt er.

Besonders erfreut zeigten sich alle über die Teilnahme der einzigen Frau. Die 34-jährige Claudia Gentner aus Nordhausen war am Sonnabendabend in Eisleben zu den Wanderern gestoßen, absolvierte die schwierigsten Abschnitte der Tour klaglos und konnte sich in Nordhausen übe eine Urkunde über 73 Kilometer freuen. „Nur mit euch möchte ich wieder wandern“, sagte sie am Ziel zur Freude der sieben männlichen erfolgreichen 100 km-Wanderer aus fünf Bundesländern. Und das kann sie schon am 12. Februar tun, wenn in Halle der 11. Südharz-Hunderter, bei hoffentlich wieder winterlichen Bedingungen, nach Nordhausen startet.
Autor: nnz

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