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Geheimniskrämerei ist der falsche Weg

Sonntag, 05. Dezember 2010, 19:30 Uhr
Zu einem Informationsabend hatten die Landtagsabgeordneten Birgit Keller (Die Linke) und Dirk Adams (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sowie die Kreistagsfraktionen der Parteien in das Nordhäuser "Promenadeneck" eingeladen.

Koch bei seinen Ausführungen (Foto: privat) Koch bei seinen Ausführungen (Foto: privat)

Im Mittelpunkt stand die Diskussion um ein Asphaltmischwerk der Firma Papenburg, das aktuell nach einem Standort in der Region sucht. Der Genehmigungsbescheid für das Werk im Heilbad Heiligenstadt war befristet und ist nur bis zum 31.12.2010 gültig. Aus Gründen des Kurstatus und der Ansiedlung einer Kaufland-Fleischerei ist man dort nicht an einem Weiterbetrieb am bisherigen Standort interessiert.

Der Experte Klaus Koch vom Umweltnetzwerk Hamburg stellte die Konsequenzen einer solchen Ansiedlung vor, die jetzt im Landkreis Nordhausen geplant ist. Nach seinen Erfahrungen führte dies zu einer ganz erheblichen Zunahme der Feinstaubbelastung in der Umgebung. Diese sei besonders dann sehr stark, wenn als Energieträger für die Asphaltproduktion Braunkohlestaub genutzt würde. Dabei gäbe es alternative Brennstoffe, die wesentlich umweltfreundlicher seien. In diesem Fall Öl oder Gas, allerdings sind diese auch teurer.

Ebenfalls kritisch wird der Bedarf für ein solches Asphaltmischwerk gesehen. Nach dem Bau der Autobahn gibt es zwar weitere Infrastrukturprojekte in Nordthüringen, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. Nach Ansicht des Experten entstehe durch eine Neuansiedlung im Raum Nordhausen eine Konkurrenzsituation zu einem bereits bestehenden Werk der Südharz Asphalt GmbH im Uthleber Weg. Da die Reichweite eines solchen Asphaltmischwerkes bei 80 km liege, glaubt er weder an eine Auslastung und damit auch an keine nennenswerten Beschäftigungseffekte. Die Arbeitskräfte würden mit dem bestehenden Betrieb mit wandern und nicht in der Region neu eingestellt.

Allerdings ist bis heute nicht klar, wo das 7 Jahre alte Werk wieder aufgebaut werden soll. Angesprochene Alternativen im Bereich in Nordhausen und Bleicherode scheinen außerhalb der Öffentlichkeit diskutiert zu werden. Gisela Hartmann von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kreistag forderte denn auch mehr Transparenz zur geplanten Ansiedlung des Asphaltmischwerkes. "Die Region braucht Gewerbe und Industrie, aber wir wollen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises, dass diese hier umweltfreundlich wirtschaften". Eine Diskussion hinter verschlossenen Türen provoziere nur einmal mehr einen wachsenden Unwillen in der Bevölkerung, so Hartmann.

Matthias Mitteldorf, Mitarbeiter der erkrankten Birgit Keller, lobte diesen Diskussionsprozess, der erst durch Grüne und Linke öffentlich wurde. „Wir wollen kein zweites Sundhausen. Die Bürger sollen vor Verwaltungsentscheidungen einbezogen werden“, so sein Fazit. Linke und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werden deshalb den jetzt begonnenen Diskussionsprozess zu diesem Projekt fortsetzen.
Autor: nnz

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