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Nordhäuser gewürdigt

Sonntag, 03. Oktober 2010, 21:00 Uhr
Während der Festveranstaltung zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit sind eine Frau und vier Männer geehrt worden, die sich vor zwei Jahrzehnten um den Einheitsprozess in Nordhausen verdient gemacht hatten.

Heise, Pfeiffer (Foto: nnz) Heise, Pfeiffer (Foto: nnz)
Heise, Pfeiffer

Joachim Heise

Herr Heise ist Vereinsvorsitzender des Vereins Freiheit e.V., der am 17.03.2007 in Erfurt gegründet wurde. Im August 1980 stellte Herr Heise einen Ausreiseantrag aus familiären Gründen und Konflikten mit dem Staat, wandte sich an die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, hinterließ dort Informationen zu seinem Fall und trat schließlich in den Hungerstreik. Er wurde wegen landesverräterischer Nachrichtenübermittlung, landesfeindlicher Agenten-tätigkeit und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Juni 1984 konnte er von der Bundesrepublik freigekauft werden und zog nach Hanau.

Heute lebt er längst wieder in Nordhausen und führt beispielsweise Besucher durch das frühere Stasi-Gefängnis in Erfurt. Als Zeitzeuge spricht er mit vielen Jugendlichen und Schülern. Joachim Heise lebte im Osten sowie im Westen Deutschlands. Er kehrte nach der friedlichen Revolution wieder nach Nordhausen zurück und setzt sich aktiv für die museale Nutzung des ehemaligen Erfurter Stasi-Gefängnisses ein.

Helmut Pfeiffer

Herr Pfeiffer – Autor des Buches „Lebenslänglich – Freiheit verloren. Recht verloren“, welches im September 2005 erschien, beschreibt darin seinen schweren Weg als Jurist und als politischer Gefangener der DDR.

Von Juni 1953 bis Dezember 1964 verbrachte er elfeinhalb Jahre in Zuchthäusern der DDR. Kontakte in Westberlin waren ihm als „Spionage“ zur Last gelegt worden. In einem Schauprozess wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt, ein Mitangeklagter verlor infolge des Urteils sein Leben. Am 17. Dezember 1964 wurde Herr Pfeiffer aufgrund eines Amnestie-Erlasses des Staatsrates der DDR entlassen.

Bewundernswert ist sein Mut zum beruflichen Neuanfang nach der Wende sowie seine Kraft zum Aufschreiben seiner Lebenserinnerungen an diese Zeit für die nachfolgenden Generationen. Aus diesem Grunde freuen wir uns sehr, im Rahmen der Festveranstaltung zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit Herrn Pfeiffer auszeichnen zu dürfen.

Schrader, Tischer (Foto: nnz) Schrader, Tischer (Foto: nnz)
Schrader, Tischer

Paul Schrader

Herr Schrader ist seit der Gründung des Städtepartnerschaftsvereins 1990 als Vorstandsmitglied und seit 1995 als Vorsitzender tätig. Er kümmert sich aktiv um den jährlichen Austausch von Bürgern beider Partnerstädte beispielsweise zwischen Schulklassen, Chören und Sportgruppen.

Des Weiteren unterstützt der Bochumer Verein viele andere Nordhäuser Vereine, unter anderem den Hospiz Verein, die Förderschule, die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, die Nordhäuser Tafel sowie den Kindertreff Katz-Maus mit Sachspenden und Geldleistungen.

Die Stadt Bochum unterstützte ebenso die Rekonstruktion des Bochum-Hauses in Nordhausen mit einer Geldspende in Höhe von 450.000 Euro.

Hans-Joachim Tischer

Herr Tischer ist Gründungsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins und hat wichtige Impulse zur Gestaltung und Vertiefung der Städtepartnerschaft gegeben. Seit seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden vor etwa 6 Jahren hat Herr Tischer sich intensiv um neue Kontakte zwischen Nordhäusern und Bochumern bemüht.

Somit konnte er durch die gegenseitigen Besuche zum Kennen- und Verstehenlernen der in Jahrzehnten unterschiedlich gewachsenen gesellschaftlichen und politischen Auffassungen beitragen. Darüber hinaus sind Freundschaften über die früheren Grenzen hinweg entstanden. Diese werden intensiv gepflegt und weiter ausgebaut.

Boettcher (Foto: nnz) Boettcher (Foto: nnz)
Boettcher (links)

Ursula Boettcher

Frau Boettcher ist es zu verdanken, dass das Seniorenbegegnungszentrum in Nordhausen Nord zu einer beliebten und gut besuchten Einrichtung geworden ist. Im Jahr 2011 feiert das Seniorenbegegnungszentrum das 20-jährige Jubiläum. Durch die Arbeit von Frau Boettcher wurde der Grundstein für eine neue, anspruchsvolle und vielfältige Seniorenarbeit in Nordhausen gelegt. In den vergangenen Jahren und bis heute ist Frau Boettcher ehrenamtlich im Seniorenbegegnungszentrum Nord tätig. Es folgten Außenstellen in Krimderode, Nordhausen-Ost und in der Bochumer Straße, wo sie die Leitung übernahm.

Frau Boettcher ist immer auf der Suche nach neuen Projekten. So entstand in Nordhausen-Ost der Kinder-Keller Katz-Maus, in dem sie Kindern ein zweites Zuhause, einen Ort zum Spielen, Lachen und Wohlfühlen gab, gerade da, wo ein echtes Zuhause manchmal fehlte.

Aufzuzählen wäre noch so Vieles. Ihr „Heiligabend für Einsame“, bei dem sie jedes Jahr einsamen Menschen, ein Stück Weihnachten bringt. Sie gründete die Theatergruppe „Alteregal“, in der sie sozialkritische Fragen stellt, die sich manch einer nicht zu fragen traut.

Ursula Boettcher pflegte die Würde und die Talente des Alters, war da, wenn jemand ein offenes Ohr brauchte und ist bis heute zur Stelle, wann immer ihre Hilfe gebraucht wird. Sie war und ist als ehemalige Pastorin eine wahrhaftige Seelsorgerin – jemand, der sich um die Seele der anderen sorgt. Ehrenamtlich tätig zu sein, anderen zu helfen und für sie da zu sein, ist für sie Ehrensache.
Autor: nnz

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