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Kritischer Blick auf Wernher von Braun

Mittwoch, 17. Februar 2010, 13:13 Uhr
Erstmals wird in der „Wernher-von-Braun-Stadt“ Huntsville im US-Bundesstaat Alabama eine Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora gezeigt. Die englische Fassung der neuen Wanderausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers trägt den Titel „Forced Labour for the ‚Final Victory’“ und...


...öffnet am 21. Februar 2010 in der Salmon Library der örtlichen Universität. Für Gedenkstättenleiter Dr. Jens-Christian Wagner, der an der Eröffnung der Ausstellung teilnehmen wird, verdeutlicht die Präsentation gerade in Huntsville einen Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung in den USA: „Dies betrifft zum einen die Geschichte des KZ Mittelbau als Produktionsstätte der V2-Raketen allgemein; vor allem aber zeigt sich vor Ort eine wachsende Bereitschaft zur kritischen Auseinandersetzung mit der Rolle der nationalsozialistisch belasteten Raketeningenieure um Wernher von Braun“, so der Historiker.

Einzelne Abschnitte der Wanderausstellung, die an der KZ-Gedenkstätte neu erarbeitet wurde, behandeln die enge Verbindung der Entwicklung der V-Waffen in Peenemünde und ihrer Produktion im KZ Mittelbau-Dora. Deutlich wird dabei auch die Mitverantwortung der Ingenieure, Techniker und Rüstungsmanager für die mörderische KZ-Zwangsarbeit bei der Verlagerung der Raketenfertigung in die unterirdischen Stollen des Mittelwerks bei Nordhausen. Diese Aspekte der Vergangenheit wurden beim Blick auf die „deutschen“ Väter der amerikanischen Mondlandung sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks lange Zeit ausgeblendet.

Gezeigt wird die Ausstellung nun an besonderem Ort: Die Stadt Huntsville ist auch unter dem Namen Rocket City bekannt. Hier entstand nach dem Zweiten Weltkrieg das Zentrum der militärischen, später auch der zivilen amerikanischen Raketenforschung. Wernher von Braun diente hier der US Army ab 1950 als technischer Direktor bei der Entwicklung von Raketenwaffen. Erst 1960 wechselte er an die Spitze des ebenfalls in Huntsville entstehenden Marshall Space Flight Center der zivilen Raumfahrtbehörde NASA. Seitdem arbeiteten von Braun und sein Team an Saturn-Raketen und dem Apollo-Programm für den bemannten Mondflug.

Die Wanderausstellung wird in Kooperation mit dem History Department der Universität von Alabama in Huntsville präsentiert. Zusammen mit anderen
Ausstellungen zur bildlichen Überlieferung und Repräsentation des KZ Mittelbau-Dora wird sie bis zum 12. März in der Salmon Library zu sehen sein.
Autor: nnz

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