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Ein Wiener in Nordhausen

Freitag, 09. Oktober 2009, 07:25 Uhr
Er ist einer der Neuen in der Ballettkompanie, der gebürtige Wiener Paul Zeplichal. In der Ballettgala im September hat der neue Trainingsleiter und Assistent der Ballettdirektorin bereits die Herzen der Zuschauer gewonnen. Er versprühte wortgewandt seinen Wiener Charme und bewies auch, dass er sich auf der Bühne zu bewegen weiß.

Der Neue (Foto: I. Kühn) Der Neue (Foto: I. Kühn)

Tanz ist sein Leben. Er war gerade sieben Jahre alt, als eine Vorstellung des Balletts „Dornröschen“ mit dem berühmten Tänzer Rudolf Nurejew in der Wiener Staatsoper in ihm den Wunsch weckte, eines Tages selbst auf einer Bühne zu tanzen. Recht zielstrebig verfolgte er dieses Ziel. Die Faszination des Tanzes ließ ihn nicht mehr los. Es ergab sich, dass er in einem Jugendclub zweimal in der Woche klassisch tanzen konnte. Er schwärmt davon, wie gut es ihm gefallen hat, kein Wunder, er war der einzige Junge unter 15 Mädchen und sehr begehrt.

Die schönen Mädchen beim Ballett haben ihn immer gefallen, scherzt er. Die Lehrerin, sie war Tänzerin an der Staatsoper, erkannte das Talent in Paul und empfahl ihm und einer Mitschülerin, die Ballettschule der Staatoper Wien zu besuchen.

Die Aufnahmeprüfung hat er bestanden, und mit 8 Jahren begann Paul seine Laufbahn als Tänzer. Von da an bestimmte der Tanz sein Leben. Er hat viel und hart trainiert und gleichzeitig sein Abitur gemacht – vormittags war Ballettschule mit Training, Pas de deux u. a., am Nachmittag dann „normaler“ Schulunterricht. Um 6.30 Uhr aus den Federn, erst abends um halb sieben war die Schule zu Ende, und das sechsmal die Woche, für einen Jugendlichen manchmal nicht einfach. Paul wollte auch die Meinung seines damaligen Ballettdirektors, klassische Tänzer müssten groß und dünn sein, widerlegen. Der Schüler Paul zählte nicht zu den körperlich Größten in der Klasse und sollte deshalb Schauspieler werden. Jetzt gerade, sagte sich der junge Wiener, andere Lehrer unterstützten ihn.

Mit 18 Jahren begann ein neues Kapitel in seinem Leben: Leningrad. Genau sechs Tage hieß die Stadt noch so, als er ankam. Dann wurde es wieder St. Petersburg. Es war auch die Zeit, als sein ehemaliger Ballettdirektor sich bei ihm entschuldigte mit der Bemerkung, er hätte sich geirrt. Es folgte die Ausbildung an der Waganowa Akademie in St. Petersburg, an der Staatlichen Ballettschule Budapest sowie der Académie de la danse in Monte Carlo.

Zu seinem Repertoire als Tänzer gehörten große Solopartien wie in „Schwanensee“, „Dornröschen“ oder auch „Der Nussknacker“. Nach seinem Engagement in St. Petersburg, wo Zeplichal seine Frau, die ebenfalls Balletttänzerin ist, kennen lernte, kam er nach Deutschland, war zehn Jahre im Ensemble in Magdeburg, später am Stadttheater Gießen, wo er bereits mit Jutta Wörne zusammenarbeitete. Als die Stelle des Assistenten in Nordhausen vakant wurde, bewarb sich Paul Zeplichal und wurde gern genommen.

Jetzt steht er zwar nur noch selten auf der Bühne, dafür kann die Kompanie aber beim täglichen Training von seinen Erfahrungen und Techniken lernen. Mit seiner Frau und seinem 5jährigen Sohn hat er sich in Nordhausen bereits eingelebt und findet es hier fast so schön wie in Österreich.
Autor: nnz/kn

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