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Nichts gelernt?

Mittwoch, 07. Oktober 2009, 11:33 Uhr
Vielen jungen Menschen, die eine Ausbildung beginnen oder die mitten drin sind, fehle nach Ansicht der Industrite- und Handelskammer schlichtweg die Reife. Das zeige sich letztlich bei der Abschlussprüfung...


Nicht bestandene Abschlussprüfungen in der Berufsausbildung führen auch in diesem Jahr wieder zu einer erheblichen finanziellen Belastung der Thüringer Wirtschaft. Allein 2009 müssen durch die Be-triebe nach Schätzung der Erfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) voraussichtlich rund drei Millionen Euro für Ausbildungsverlängerungen aufgebracht werden, damit die Jugendlichen nicht ohne Abschluss auf der Straße landen.

„Von 4.135 Auszubildenden in Nord- und Mittelthüringen, die sich der Sommerprüfung der IHK Erfurt gestellt haben, erreichten 478, das sind immerhin fast 12 Prozent oder jeder achte Prüfling, den Berufsabschluss nicht“, zieht IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser eine ernüchternde Bilanz. Davon hätten sich 170 Auszubildende bereits zum zweiten Mal dem Leistungsnachweis gestellt, wobei 39 von ihnen erneut durchgefallen wären.

Als Folge würden ungeplante zusätzliche Belastungen auf den jeweiligen Lehrbetrieb zukommen. „Das Bundesinstitut für Berufsbildung beziffert unter Einbeziehung der Arbeitsleistungen die jährlichen Nettokosten mit 3.596 Euro pro Auszubildenden. Die Verlängerung der Lehre um ein halbes Jahr bis zur nächsten Prüfung kostet das Unternehmen demzufolge durchschnittlich 1.800 Euro“, rechnet Grusser vor.

Besonders betroffen seien die Bereiche Bau, Steine, Erden und die Metalltechnik mit Durchfallquoten bis zu 20 Prozent. Bessere Ergebnisse ver-zeichne da der kaufmännische Bereich. Allein 89 Prozent der Berufsstarter im Handel hätten ihren Abschluss erreicht. Ganz und gar vorbildlich seien die künftigen Kaufleute für Versicherung und Finanzdienstleistung, die alle in diesem Jahr die Prüfung beim ersten Versuch erfolgreich absolvierten.

Grusser bemängelt vor diesem Hintergrund erneut die oftmals fehlende Ausbildungsreife der Schulabgänger: „Wenn den Jugendlichen wichtige Grundlagen wie Rechnen, Rechtschreibung und Grammatik nicht in der Schule vermittelt werden, wann dann?", fragt er. Die Betriebe könnten Defizite aus den Allgemeinbildenden Schulen nicht so einfach ausgleichen, sondern müssten in den sauren Apfel beißen und die Mehrkosten für die Ausbildung tragen. Insbesondere die derzeit angespannte wirtschaftliche Situation ließe auch im Ausbildungsbereich kaum finanzielle Spielräume bei den Unternehmen zu.
Autor: nnz/kn

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