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Geld stinkt nicht - wem nützt es?

Mittwoch, 26. November 2008, 21:07 Uhr
Der Nordhäuser Unternehmerverband (NUV) und die Mittelstandsvereinigung der CDU hatten sich gemeinsam eines Themas angenommen, das derzeit bestimmend in diesem Land ist. Finanzkrise, Wirtschaftskrise – Antworten wurden heute Abend gesucht. Wurden sie aber auch gefunden.

Blick ins Auditorium (Foto: nnz) Blick ins Auditorium (Foto: nnz)

In der Galerie der Nordhäuser Kreissparkasse – dort wo sonst immer Kunst und Kultur angeboten werden, dort trafen Unternehmer der Region auf Banker der Region. In seiner Begrüßung blickte KSK-Vorstand Dieter Przybilla auf die Geschichte, zeigte Ursachen der Krisen auf und mahnte auch an, dass sich aus jeder Krise die Chance für einen Neubeginn ergebe. Die Kreissparkasse habe sich bereits immer mit ihren Geschäftsmodellen an den Kunden orientiert und werde auch weiterhin ein verlässlicher Partner der Mittelstandes sein.

NUV-Chef Hans-Joachim Junker blickte auf den optimistischen Start des Jahres 2008 zurück, verwies aber jedoch schon auf die Explosion der Rohstoffpreise am Weltmarkt. Mit drei Zitaten von Mittelständlern und zwei von Politikern stimmte MIT-Vorsitzender Dr. Niels Neu auf die Diskussion ein.

Finanzstaatssekretär Dr. Rainer Spaeth stellte in kurzen Worten die finanzpolitische Situation im Freistaat vor. Der Thüringer Mittelstand sei gut aufgestellt, müsse sich jedoch auch auf eine Rezession gefasst machen. Das, was die Politik leisten könne, das werde durch die Thüringer Landespolitik geleistet werden.

Danach konnten sich die Vertreter der örtlichen Banken vorstellen. Deutsche Bank: Man sei in der Planung für 2009 und wolle in Thüringen um fünf bis acht Prozent wachsen. Im Kreditgeschäft solle weiter verdient werden, bis hin zu Konsumentenkrediten.

Commerzbank: Bei Großprojekten gebe es Schwierigkeiten, in Thüringen noch nicht. Kredite werden teuerer, die Bank habe ein vitales Interesse am Wohlergehen des Mittelstandes, hier sei die Kreditbereitschaft vorhanden.

Nordthüringer Volksbank: Peter Herbst habe trotz eines schwarzen Hemdes eine weiße Weste, seine Bank habe ein konservatives Geschäftsmodell, 26 Filialen. Und trotzdem gebe es Kunden ohne Vertrauen, sie lösen Fonds auf, einige packen Bargeld in den Tresor.

Kreisparkasse Nordhausen: Das Geldinstitut habe kein Liquiditätsproblem, die Eigenkapitalquote ist in Ordnung, sie betrage aktuell 11 %.

Der Blick aufs Podium (Foto: nnz) Der Blick aufs Podium (Foto: nnz)

In der anschließenden Diskussion wurde zum Beispiel gefragt, wo denn das Geld für das Rettungspaket herkomme und warum die Erhöhung der Maut nicht zurückgenommen wurde.

Warum müsse ein Unternehmer für eine Bürgschaft bei der Thüringer Bürgschaftsbank Gebühren vorab zahlen, wollte ein Nordhäuser Unternehmer wissen? Antwort des Staatssekretärs: Es sind keine kostendeckenden Gebühren. Die Banken müssen für die Bürgschaften Gebühren zahlen, so der Vertreter der Deutschen Bank.

Dieter Przybilla sollte sich im Vorfeld mit verschiedenen Szenarien auseinandersetzen, um vor schlimmen Überraschungen gefeit zu sein. Dann könne ein Unternehmer besser reagieren.

Prof. Jörg Wagner, Präsident der Nordhäuser Fachhochschule: Banken haben viel Geld bei der EZB geparkt. Wie kann dieser Trend umgekehrt werden? Antwort: Das hat mit der Vertrauenskrise zu tun. Für den Mittelstand gebe es genügend Kreditlinien. Allerdings haben sich die Kredite verteuert, vernünftige Konditionen müssen her. Die werden vom Markt getrieben.

Ein BWL-Student fragte nach, wie die Steuern verteilt werden? Ob denn nicht die Pendlerpauschale wegfalle, dafür die Mineralölsteuer zu senken sei? Darauf Staatssekretär Dr. Späth: „Das ist schwer zu machen, sie beglücken die Transportunternehmer und bringen die Pendler auf die Barrikaden. Politiker werden diese Spagat nicht vollbringen.“

Ein Unternehmer aus Artern kritisiert die Politik. Er sei viel in mittelasiatischen Staaten unterwegs und spüre kaum Unterstützung. Der Mann habe eine Messeförderung für 1.500 Euro beantragt, musste zahlreiche Formulare ausfüllen, da habe kaum jemand den Durchblick, führte der Mann aus. Der Unternehmer verlangte mehr Zusammenarbeit auch mit Unternehmen, die im Ausland tätig sind.

Axel Heck: Die EZB hat die Zinsen gesenkt, die Banken geben diesen Schritt nicht weiter. Enttäuschend für Unternehmen, so Heck. Der Vertreter der Commerzbank nannte andere Marktbedingungen, die Notwendigkeit höherer Margen für die Banken. Günstige Konditionen würden immer an die Kunden weitergegeben. Denn letztlich schaffe auch das Vertrauen.

Dr. Niels Neu sprach im Namen vieler Unternehmer die Forderung nach einer Senkung der Mehrwertsteuer an. Dr. Späth: Die Bundesregierung ist sich nicht sicher, ob eine Senkung auch weitergegeben werde. Darauf Neu: Man brauche doch Vertrauen, aber man benötigt auch Vertrauen in die Arbeit der Regierung. Der Wunsch nach einer positiven Nachricht konnte nur mit dem Blick auf politische Kontinuität erfüllt werden.
Autor: nnz

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