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Ansteckungen gehen nach oben

Mittwoch, 26. November 2008, 11:21 Uhr
HIV-Patienten brauchen intensive pharmazeutische Betreuung. Diese Meinung vertreten die Apotheker im Landkreis Nordhausen im Hinblick auf den Weltaidstag in der kommenden Woche.


Die Immunschwächekrankheit AIDS ist die sechsthäufigste Todesursache weltweit. Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen steigt die Zahl der Menschen, die sich neu mit dem HI-Virus (HIV) anstecken, weiter an. In Thüringen haben sich seit 1998 knapp 150 Menschen infiziert, 23 davon alleine im vergangenen Jahr. Thüringens Apothekerinnen und Apotheker engagieren sich nicht nur in der Prävention, sondern stellen auch die pharmazeutisch-fachkundige Betreuung der Patienten sicher.

"Auch wenn sich die Therapiemöglichkeiten seit Entdeckung der Erkrankung verbessert haben - AIDS ist nach wie vor nicht heilbar" sagt sagte Apothekerin Julie Garke, Pressesprecherin im Landkreis Nordhausen. Trotz intensiver Forschungen ist es bisher nicht gelungen, einen Impfstoff gegen HIV, den Verursacher von Aids, zu entwickeln. "Eine Infektion mit dem Erreger zu vermeiden ist deshalb die einzige Möglichkeit sich vor Aids zu schützen", erklärt Garke.

"HIV wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, aber auch durch die Muttermilch übertragen", sagt Garke. Während in der Bundesrepublik ungeschützter Geschlechtsverkehr die meisten Ansteckungen verursacht, sind in Osteuropa gemeinsam genutzte Drogenspritzen die häufigste Infektionsquelle. HIV befällt die Zellen des Immunsystems und schädigt dadurch auf Dauer die Abwehrkräfte. "Wenn die Anzahl der Immunzellen einen Grenzwert unterschreitet, kann sich der Körper nicht mehr gegen Krankheitserreger oder entartete Zellen wehren - schwere Infektionen oder Tumorerkrankungen sind dann häufig die Folge", so Garke.

Die stetig steigenden Infektionszahlen zeigen, dass viele Menschen die Gefahr der Erkrankung noch immer unterschätzen. "Nachhaltige Prävention bedeutet nicht nur am Welt-Aids-Tag auf die Risiken hinzuweisen, sondern bei jeder Gelegenheit Aufklärungsarbeit zu leisten, so zum Beispiel bei der Beratung zum Thema Verhütung in der Apotheke", sagt Garke. Neben der Prävention sehen Thüringens Apothekerinnen und Apotheker ihre Aufgabe vor allem in der kompetenten Betreuung von HIV-Patienten. Dabei geht es vor allem darum, eine optimale Therapie sicher zu stellen.

Mit modernen Medikamenten versuchen Mediziner die Vermehrung des Virus in Schach zu halten. Dadurch sollen die Zellen des Immunsystems so lange wie möglich aktiv bleiben und den Körper vor Erkrankungen schützen. Die Therapie muss immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. "Pflanzliche Immunstimulanzien, die viele Menschen in der Erkältungszeit zur Stärkung der Abwehr einsetzen, sind für HIV-Infizierte absolut tabu", sagt Garke. Sie könnten im schlimmsten Falle die Vermehrung des Virus sogar fördern.

Auch eine Reihe anderer frei verkäuflicher Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel können die Wirkung der HIV-Medikamente abschwächen oder ihre Nebenwirkungen verstärken. "So kann zum Beispiel Johanniskraut, das in der Selbstmedikation häufig gegen depressive Verstimmungen eingesetzt wird, den Abbau von Substanzen beschleunigen, die die Virusvermehrung hemmen sollen", erklärt Apothekerin Garke. Auch bei Knoblauchpräparaten wurde dieser Effekt beobachtet, weshalb Garke von der Einnahme abrät. Generell sollten HIV-Patienten ihren Apotheker nach möglichen Wechselwirkungen fragen, bevor sie zusätzlich zu ihren vom Arzt verordneten Präparaten Arzneimittel einnehmen wollen.
Autor: nnz

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