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Zwischen Baum und Borke?

Mittwoch, 26. November 2008, 13:15 Uhr
wacker (Foto: wacker90) wacker (Foto: wacker90) Am Samstag kommt es im Albert-Kuntz-Sportpark zum Spiel des Jahres. Der ungeschlagene FSV Wacker 90 empfängt den ewigen Rivalen BSV Eintracht Sondershausen. Einer, der schon in beiden Vereinen arbeitete, ist Trainer Burkhard Venth. Für die nnz sprach Klaus Verkouter mit dem Fußballlehrer.


nnz: Herr Venth, welche Gedanken bewegen Sie wenige Tage vor dem Derby gegen den BSV Eintracht Sondershausen, den Sie früher selbst einmal trainiert haben?

Venth: Ich möchte mit Wacker erfolgreich sein. Natürlich denkt man auch an Sondershausen, wo es Freundschaften gab. Aber jetzt bin ich mit Herz und Verstand bei Wacker. Vor jedem Spiel stellen sich Fragen. Was kann man am System verbessern? Welche notwendigen Veränderungen sind zu treffen, um Verletzungen oder Sperren zu kompensieren? Wie ist die Mannschaft drauf nach dem ausgefallenen Spiel gegen Borsch? Können wir trotzdem den Rhythmus halten?

nnz: Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihr erstes Punktspiel im Vorjahr zu Hause gegen Schmölln und an die Reaktionen einzelner „Fans“?

Venth: Als Lehrer sehe ich Erziehung als Prozess und reagiere nicht bösartig oder mit Häme, wenn nicht gleich alles glatt geht oder sogar beim 1:4 von einigen „Anhängern“ nach dem vorherigen Trainer gerufen wird. Natürlich hört man so etwas. Aber das spornte meinen Ehrgeiz noch an, weil ich weiß, dass jeder neue Weg und jede Entwicklung mit Rückschlägen verbunden sind. Bei Aufgabe oder Resignation wäre der Umbruch nicht zu schaffen gewesen.

Manche „Experten“ hinter der Trainerbank nerven schon und behindern manchmal die Arbeit. Aber Hineinreden ist scheinbar überall ein Recht, wenn man nur Eintritt bezahlt. Ich wusste, dass die notwendige Systemumstellung nicht kurzfristig klappt. Sogar in der Mannschaft war das nicht ganz einfach durchzusetzen.

nnz: In den Pressekonferenzen nach einigen Spielen war von gegnerischer Seite mehrfach geäußert worden, dass Wacker um die Meisterschaft mitspielen werde. Waren das Höflichkeitsfloskeln Ihrer Trainerkollegen?

Venth: Natürlich spricht sich unsere Entwicklung herum. Diese Trainer sehen, wenn wir oft weit über 50% Spielanteile haben. Um die Meisterschaft mitzuspielen, ist aber kein von mir formulierter Wunsch und das nehme ich als Trainer auch nicht in den Mund. Dazu ist es noch zu früh.

nnz: Beunruhigt Sie die Erfolgsbilanz seit Juni mit 18 ungeschlagenen Spielen nicht?

Venth: Nein. Damals mit Sondershausen war ich das in über 40 Spielen auch schon.

nnz: Im vergangenen Spieljahr wurde trotz hoher Erwartungen gerade noch der 8. Tabellenplatz erreicht. Was hat sich da bewegt?

Venth: Die Umstellung auf ein neues Spielsystem trägt erste Früchte. Die Mannschaft spielt disziplinierter, hält sich konsequenter an die Vorgaben, obwohl sich der Spielerstamm nur unwesentlich zum Vorjahr verändert hat. Der echte Konkurrenzkampf zwischen Schönberger und Greschke auf der Torwartposition zwingt beide zu größter Konzentration im Spiel. Auch auf der 6er Position haben wir mit Hurt, der sehr gut ins Mannschaftsgefüge passt, eine echte Verstärkung.

nnz: Rund 300 Zuschauer kommen bei jedem Wetter und jeder Tabellenkonstellation in den AKS. Das ist Thüringenliga-Spitze. Aber Sie und der Verein wollten mehr Zuspruch. Was könnte da anders laufen?

Venth: Tendenziell kamen zuletzt etwa 50 Leute mehr ins Stadion als am Saisonanfang. Weitere Zuschauer im Gegensatz zu vor zehn Jahren zurückzugewinnen, ist mühsam und klappt zuerst über bessere Leistungen. Auch eine größere Identifikation aller Nachwuchsspieler und deren Eltern mit dem Verein wäre eine Möglichkeit. Ebenso ist das oft zeitgleiche Spielen der Bezirksligamannschaft nicht zuschauerfreundlich.

nnz: Das Interesse an Wacker ist aber da, wenn man die Riesenresonanz auf der Homepage im Internet sieht – bisher fast eine Million Zugriffe, wöchentlich um die 15000.

Venth: Die Seite ist topaktuell und vielseitig. Da wird gut recherchiert. Andere Vereine und Sportanhänger über Thüringen hinaus nutzen die Seiten deshalb zur Information. Was da geboten wird, ist einfach toll und macht Wacker und die Stadt überall bekannt.

nnz: Sie haben einen Beruf, der Sie voll fordert. Haben Sie auch mit Wacker noch Visionen, selbst wenn sie vielleicht nicht in Erfüllung gehen?

Venth: An vorderer Stelle steht, dass die Nachwuchsabteilung schnellstens den Stellenwert bekommt, den der gute Name Wacker Nordhausen verdient. Mit dem neuen Umfeld (Kunstrasenplatz, Sozialgebäude usw.) wird auch mit Hilfe der Stadt ein Zeichen gesetzt. Mir schwebt auch eine Kooperation mit dem NSV und Salza vor, um den Standort Nordhausen für den Fußball zu erhalten. Jeder muss da über seinen Tellerrand schauen. Nur so wird Nordhausen auch in Zukunft im Fußball eine Rolle spielen können,

nnz: Das nächste Spiel ist ein kleiner Schritt auf diesem Weg. Was wünschen Sie sich vom Spiel, von der Mannschaft, vom Verein, von der Stadt?

Venth: Für die Mannschaft wünsche ich mir Erfolge. Wir sind da auf einem guten Weg, weil vom Torwarttrainer über Mannschaftsleiter, Betreuerstab, Physiotherapeuten, Berichterstattung eine gute Unterstützung erfolgt. Von diesem Personenkreis hängt das Wohlbefinden der Mannschaft in erster Linie ab. Gegenwärtig herrscht eine gute Atmosphäre. Das muss auf die Nachwuchsabteilungen ausstrahlen. Aber unseren jetzigen Erfolg müssen alle, auch die Stadt, nutzen für eine Weiterentwicklung insgesamt.

nnz: Danke für Ihre Ausführungen und weiterhin viel Erfolg für Sie, Ihre Mannschaft und den Verein.

(Das Gespräch führte K. Verkouter)
Autor: nnz

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