nnz-online
Niedersachswerfen in den 1950er Jahren

Aufbaujahre

Dienstag, 21. März 2023, 11:45 Uhr
Im Sommer steht in Niedersachswerfen das 26. Arreefest an. Dabei will man auch in die Geschichte blicken. Auf dem Programm steht ein Bildvortrag zum Aufbau der 1950er Jahre. Tim Schäfer wirft schon jetzt einen ersten Blick auf das Thema...

Der Vortrag wird auf das echte Leben abzielen und deshalb auch vergnügliche Aspekte darstellen. Was ist Inhalt und Motivation dahinter, warum bekommt Niedersachswerfen einen neuen Chronikteil?

Die 1950-er Jahre in Niedersachswerfen, der Ort ist in der Nähe der Zonengrenze gelegen, ein gewerblich und landwirtschaftlich geprägter Ort mit starkem Einzelhandel & Industrie. Auch geprägt von „Zentralismus, Sozialismus, Friedensbemühungen, interzonalen Beziehungen sowie Republikflucht, Grenzgänger & Schieberei. Fernab der großen Politik spielte sich das echte Leben in Niedersachswerfen, im sich neu profilierenden, sozialistischen DDR Staat sowjetischer Prägung der 1950-er Jahre durchaus mit Engagement, Motivation, aber auch mit Angst, Flucht sowie Widerstand ab. Nicht jeder konnte oder wollte seine Zukunft im Niedersachswerfen oder der DDR sehen.

Die Kriegsfolgen galten hier auch als nicht überwunden. Viele Familien nannten noch eine „miserable“ NS-Zwangsarbeiterbaracke unter Ihrer Wohnanschrift, der führende Industriebetrieb gehörte lange zu einer Sowjet-AG, Das Gipswerk im Chemiewerk Leuna, welches sich zum VEB Leuna-Werke „Walter Ulbricht“ wandelte. Unvergessen sind aber auch etliche Rückkehrer aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft, die teils länger dort überleben mussten, als es Ihr Kriegseinsatz für Hitler oder Görings Luftwaffe ausmachte.

Ein schon modernes Frauenrecht stütze ab 1950 das Selbstverständnis der Frauen in den Familien, so manch ein Kriegsgefangenenrückkehrer musste dies damals erst verstehen lernen (und andere auch!). So ganz kann man den Rahmen für das Leben, den das jeweilige Regime determiniert, niemals ausblenden. In Wahrheit ist der Einfluss von Zeitenwenden, damals wie heute auch, immer prägend gewesen. Wir wissen um die junge DDR, deren Führung und Ausgestaltung sich seinerzeit explizit an der Sowjetunion spiegelte. 1953 gehen wir auf einen vermeintlichen „Skandal um Lichtenthal“ in Niedersachswerfen ein, die Gemüter erhitzten sich am Thema oder dem Vorwurf der Kurfuscherei.

Die KTN Kältetechnik konnte Ihren Plan/Gewinn nicht erfüllen, die Begründung findet sich. Der 1.Mai 1953 am Gipswerk Niedersachswerfen, was waren die Losungen. Wie wirkte sich Schwarzhandel, Grenzgängerei und sw. aus? Wieviel Familien wohnten noch in Bracken und wozu verpflichtete sich die Grundschule 1953? Welche Vorgehensweise sollte bei „Freiwerden von Wohnungen durch Republikflucht“ angewandt werden, warum gab es eine A4-Rakete (Wernher von Braun, MIttelwerk) als überregional beachtetes Antikriegsdenkmal „V2 vorbei oder was hast Du für den Frieden getan?“ in Niedersachswerfen?

Der chronologische Abriss nimmt das Jahr 1954 zum Anlass, von der damals berichteten sozialen Struktur der Gemeinde Niedersachswerfen, auszugehen. Hervorspringt die hohe Anzahl von 90x Gewerbe im oder mit Einzelhandel des Berichts. Insofern waren die 1950-er eine Zeitenwende, neben dem Fokus auf Industrie und Landwirtschaft sowie den Aufbau der neuen Strukturen e.c., ging sozusagen der alte Einzelhandel und in Bälde dann auch die traditionell gewachsene Landwirtschaft, unter. Wobei Letztere bis heute zumindest in einigen Betrieben die Zeiten überstanden hat, die diese an sich wenden wollte. Im Juni 1954 stand die Volksbefragung zum Friedensvertrag im Fokus, dabei ging es um die Frage der Anerkennung bzw. des Friedens, die aber schließlich eine Einbindung in die jeweiligen sich gegenüberstehenden Bündnisse vertiefte.

In diesem Jahr schaffte man in Niedersachswerfen unter der Flagge des NAW (Nationales Aufbauwerk) auch die Eröffnung des Klubhauses der Werktätigen, des Leuna-Klubhauses. Dies avancierte zur beliebten Betriebskantine mit Restaurant und Bibliothek, welches tagtäglich in den 1950-er Jahren eine Öffnung bis 24.oo Uhr anbot. 130 Familien wurden als Wohnungssuchende aufgeführt, noch lebten etliche Familien in Baracken, die nicht als geeignet galten. Es gab in der Landwirtschaft von Niedersachswerfen 53 ablieferungspflichtige Betriebe, naturgemäß kam es hier zu Differenzen und explizit auch zu berechtigten Auseinandersetzungen und Kritiken, wie bspw. zur Frage der Differenzierung, Unterstützung, Inanspruchnahme und Ausgleich.

Für 1954 hat der Abriss einen detaillierten Plan der Dorfanalyse von Niedersachswerfen aufgenommen. Den 5. Geburtstag der DDR, der mit Aufwand und hoher Teilnahme an den Veranstaltungen vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen organisiert wurde, reflektiert der Abriss mit einschlägigen Berichten.
Wird mit Teil II fortgesetzt...
Tim Schäfer
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de