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ANTON ADLERAUGE MEINT IM SINNE DER ARTENVIELFALT:

Auch Tauben gehören zur Stadt!

Mittwoch, 15. März 2023, 15:39 Uhr
Wie kaum ein anderer Vogel hat sich die Stadttaube zum anpassungsfähigsten Kulturfolger entwickelt, dessen Lebensbedingungen weitgehend vom Menschen bestimmt wird – zur Freude vieler Städter, zur Sorge mancher Hausbesitzer und Stadtverwaltung. Auch in Nordhausen...

Tauben füttern (Foto: skorchanov) Tauben füttern (Foto: skorchanov)
Nun will das Ordnungsamt ein Fütterungsverbot durchsetzen. Wenn da von wilden Tauben gesprochen wird, verwässert es den Begriff. Heutige Stadttauben sind verflogene Haus- und Brieftauben, die man auf Reisen schickte. Sie haben nichts mit wilden Tauben gemein, als da sind Ringel- und Türkentauben.

Hohe Taubenbestände, ist erwiesen, schaden den Tieren selbst. Stress nimmt zu, Krankheiten treten häufiger auf. Die Gesundheitsgefahren seien aber nicht größer als bei anderen Vogelarten, meinte schon der weltbekannte Naturfilmer- und forscher Heinz Sielmann. Was hat man nicht alles versucht, um die Bestände zu reduzieren: Vergiftungen mit Blausäure, Abschuss, Käfigfang mit Tötung. Alles verwerfliche Methoden, die dem Naturschutz zuwiderlaufen. Man versucht es mit Schutzgittern oder mit so genannten Nagel-Verdrahtungen.

Fütterungsverbote wie vom Ordnungsamt verfügt, können sinnvoll sein, sind aber schwer durchsetzbar. Keine Fütterung bewirke, meinen Kenner der Szene, nur eine Schwächung der Vögel, was letztlich mehr Krankheiten zur Folge habe. Vernünftig und effektiv haben sich in vielen Städten Management-Konzepte der Bestandsreduzierung erwiesen: Eigene eingerichtete und betreute Taubenhäuser in der Stadt, wie sie wiederholt in Fernsehsendungen propagiert wurden.

Nicht nur Modellprojekte in Augsburg, Erlangen oder Berlin zeigen, dass sie das Taubenproblem nachhaltig, umweltschonend und tierschutzgerecht lösen können. Vielleicht sollte sich die Stadtverwaltung samt Ordnungsamt einmal Rat bei der Stadtverwaltung in Weimar holen. In enger Kooperation von Stadt, Naturschutzbund, Wohnungsgesellschaften, Grundstückseigentümern, Betrieben und Helfern soll auf einem Dachaufbau eines Wohnblocks ein drittes Taubenhaus entstehen, das auch gemeinsam finanziert werde.

Attrappen animieren zum Einzug in das Haus. Ein Taubenwart betreut und füttert die Vögel, sorgt für Sauberkeit im Haus. Futter bewirke keinen so genannten Hungerkot, der als flüssiges Etwas an Hausfassaden herunter laufe. Toneier ersetzen das natürliche Gelege, wirken regulierend.

Skeptiker, die meinen, Taubenhäuser würden nur noch mehr Vögel anlocken, konnten vom Nutzen städtischer Taubenhäuser überzeugt werden. Erst mit Taubenhäusern mache ein generelles Fütterungsverbot Sinn. Verbote bewirken oft nur eine Gegenreaktion, so wie ein Fütterungsverbot für Stockenten im Stadtpark

Erfahrungen aller Modellprojekte besagen: Schon nach wenigen Jahren konnte der Bestand dauerhaft auf ein Drittel reduziert werden. Ziel aller Städte mit Taubenhäusern ist nicht die Vernichtung der verwilderten Tauben, vielmehr ein erträglicher gesunder Bestand. Auch Tauben gehören zur Artenvielfalt und zu unseren Städten!
Anton Adlerauge
Autor: psg

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