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offener Brief

Mehrkosten für Kindergärten bereiten weiter Sorge

Donnerstag, 29. September 2022, 15:00 Uhr
Der gestrigen Stadtratssitzung wohnte auch eine Nordhäuser Mutter bei. Ihr ging es um die Mehrkosten in den Kindergärten, die Eltern im kommenden Jahr drohen. Zwar gab es dazu im Stadtrat gleich zwei Entscheidungen, die Sorgen hat man den Eltern damit aber noch nicht zur Gänze genommen...

Wir veröffentlichen den offenen Brief der Leserin im Rahmen unserer Dokumentationsreihe:

Gestern wohnte ich meiner ersten Stadtratssitzung im Bürgerhaus Nordhausen bei.

Warum!? Wegen Mehrkosten in den Kitas ab 01.09.22 und perspektivisch weiterhin ab 01.01.2023.

Auf den Hintergrund dafür und dass dieses Thema bereits 2021 auf dem Plan stand, möchte ich an der Stelle nicht weiter eingehen, denn alle Eltern, die es betrifft, wissen worum es geht.

Ich hörte, wie Sie, Herr Buchmann, als Oberbürgermeister dieser Stadt, über die Verantwortung der Stadt für die Unternehmen und die Arbeitnehmer:innen der Stadt Nordhausen sprachen. Davon, dass diese in der Krise unterstützt und geschützt werden müssen.

Ich hörte, wie Sie davon sprachen, welche erheblichen Entbehrungen unsere Kinder durch Corona hatten, weil sie Freizeitbeschäftigungen nicht mehr nachgehen, Sportvereine und Freizeitbäder nicht mehr besuchen konnten.

Freizeitbäder müssten deshalb, trotz Energiekrise, weiter beheizt und Sportvereine weiterhin gefördert werden, sagten Sie.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch - ich bin für alle erdenklichen Maßnahmen, die unseren Kindern gut tun. Doch Herr Buchmann, Sie sprechen sich einerseits für etwas aus, was wichtig ist, doch bürden uns Eltern Kosten auf, die das, was Sie fördern möchten, in vielen Fällen finanziell für uns Eltern nicht mehr tragbar macht.

Uns Eltern werden, nebenbei bemerkt sind das größtenteils genau die Arbeitnehmer:innen, die Sie unbedingt unterstützen und schützen möchten, ab 2023 Mehrkosten in Höhe von voraussichtlich 500 Euro pro Kind pro Jahr aufgelistet. Was genau uns erwarten wird, wissen wir natürlich nicht.

Herr Buchmann, Sie müssen Bäder nicht beheizen und Sportvereine nicht fördern für die unsere Kleinsten, die durch 2 Jahre Corona schon genug entbehren mussten.

Warum nicht?
Weil wir Eltern für so einen Luxus schlichtweg kein Geld mehr haben werden, denn für uns steigen an allen Ecken die Kosten enorm.

Wir haben Angst, weil wir nur wissen, dass es mehr wird, als ohnehin schon, doch wie viel mehr konkret sagt uns einfach niemand - auch Sie nicht. Wir können nur schätzen.

Herr Buchmann, Sie sprachen davon, wie wichtig Träume sind - glauben Sie mir, für Eltern gibt es nichts Wichtigeres, als die Träume unserer Kinder - doch wie sollen wir die erfüllen, wenn unsere Existenz im Ganzen bedroht ist?

Sie sagten auch, dass Sie die Leitung sind, dass Sie den Hut auf haben - dass Sie sagen, wo es langgeht.
Sie machen auf mich auch den Eindruck, dass es wirklich so ist.

Dann treffen Sie doch bitte eine Entscheidung, geben Sie den Ton an - stehen Sie für die Nordhäuser:innen und deren Kinder ein und nutzen Sie das Haushaltsplus von mehreren Millionen, um die halbe Million Euro Defizit auszugleichen und uns Eltern 2022 und besonders auch 2023 zu entlasten.

Setzen Sie ein Zeichen - für die Bürger:innen, die seit all diesen Krisen in den letzten fast 3 Jahren nicht mehr wissen, wie es morgen weitergehen soll.

Wir möchten unseren Kindern nämlich alles ermöglichen, was sie nicht nur verdient haben, sondern schlichtweg auch brauchen, um gesund und sicher aufzuwachsen.
Melanie Schade

Anm. d. Red.: Im gestrigen Stadtrat wurde die Finanzierung des Defizites für das laufende Jahr in Höhe von rund 60.000 Euro beschlossen. Im kommenden Jahr soll sich der Zuschuss insgesamt auf einen Euro pro Kind und Tag belaufen, ausgehend von einer Belegung mit 1.834 Kindern. Die Haushaltskosten für diese Variante werden mit 463.000 Euro beziffert. Eine "Vollfinanzierung", also der angemeldete Zuschuss für 2022 plus einer Steigerung von Personalkosten von 1,5 Prozent, wird mit Kosten von rund 613.000 Euro angegeben. Bei der Bezuschussung handelt es sich um eine freiwillige Aufgabe.

Ziel des gestrigen Beschlusses - ein Euro pro Kind und Tag - sei es gewesen, eine faire und einfache Lösung der Finanzierungsfrage zu schaffen, da die Kostenrechnung stark von den internen Strukturen der Kindergarten-Träger abhänge und diese mitunter signifikante Unterschiede aufwiesen, erklärt Bürgermeisterin Alexandra Rieger auf Anfrage der nnz. Um die Lage grundlegend zu ändern, müsste das Land die Möglichkeit schaffen, die Abrechnung über die Betriebskosten der Kindergärten zu führen.
Autor: red

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