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Ausstellung, Konzert und Film

Orgelgeschichte(n) in Neustadt

Montag, 19. September 2022, 18:25 Uhr
Über 80.000 Menschen mussten in Mitteldeutschland für Braunkohle-Tagebaue ihr Zuhause verlassen. Ihre Geschichte ist eine Geschichte der verschwundenen Orte und ihrer Kirchen. Diesem Thema widmet sich die Wanderausstellung „Orgeln im Exil“ von Jill Luise Müssigs, die am 24. September nach Neustadt kommt...

Ladegastorgel (Foto: Sandra Witzel) Ladegastorgel (Foto: Sandra Witzel)

Bei den Recherchen in verschiedenen Archiven hat Jill Luise Muessig bis jetzt rund 25 Orgeln gefunden, die in anderen Kirchen wiederaufgebaut wurden und so mit ihrem Klang eine neue Heimat gefunden haben. Eine von ihnen ist die Orgel in der Sankt Georg Kirche in Neustadt. Die 1876 vollendete Orgel des großen mitteldeutschen Orgelbaumeisters Friedrich Ladegast stand einst im kleinen Städtchen Eythra im Süden von Leipzig.

Diese Kirche gibt es heute nicht mehr, sie ist dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen und so kam die kostbare Orgel mit ihren 17 Registern auf zwei Manualen und Pedal nach Neustadt und wurde hier am 1. September 1985 eingeweiht. Neben der Wanderausstellung, die noch bis zum 6. Oktober besucht werden kann, entstand auch eine Konzertreihe, in der sechs der umgesetzten Orgeln zu hören sein werden. Das Programm ist unterschiedlich, jedoch wird ein Musikstück an allen sechs Standorten erklingen: Es wurde eigens zum Thema „Orgeln im Exil“ komponiert: Die Toccata für die umgesiedelten und verlorenen Orgeln von Maximilian Kordisch. Kordisch ist auch der Organist der Konzertreihe. In den Konzertproben entstanden an den sechs verschiedenen Orgeln in Borna, Ermlitz, Reichenberg, Großdeuben, Neustadt und Halle Film- und Tonaufnahmen und somit sechs Musik-Filme. Am 24. September wird in der Sankt Georg Kirche der Film der Ladegast-Orgel zum ersten Mal gezeigt. Alle sechs Filme werden nach ihren Premieren auf der Webseite www.orgeln-im-exil.de veröffentlicht.

Für die weitere Aufarbeitung der Orgel-Geschichte werden Zeitzeugen gesucht, die am Tag der Ausstellung in der Kirche ab 19.00 Uhr über ihre Beobachtungen bei der Umsetzung der Orgel berichten können.

Das Projekt „Orgeln im Exil“ hat durch die vielen Mitstreiter eine eigene Dynamik entwickelt, die Aufgabe der Künstlerin Jill Luise Müssig war es, die Hinweise, Zuwendungen und Inhalte gut zueinander zu bringen. In Neustadt fand sich als Mitorganisator und Unterstützer der ehemalige Bürgermeister Dirk Erfurt. Gefördert wird „Orgeln im Exil“ unter anderem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie der Stiftung Kunstfonds NeuStartKultur.
Sandra Witzel
Autor: swi

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